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“Lauter DJs” und ein filmreifes Orchester – The Cinematic Orchestra, Dorian Concept und Kutmah (Review)

“Lauter DJs” und ein filmreifes Orchester – The Cinematic Orchestra, Dorian Concept und Kutmah (Review)

Cinematic Orchestra by Daniel Shaked -8171

Fotos: Daniel Shaked

Auf der Facebook-Seite der Veranstaltung wird schon während des Abends fleißig gemeckert. Die Rede ist von drei Stunden Verspätung, verursacht durch sogenannte „DJs“. Die Zuschauer im Inneren der Arena bekommen davon nicht allzu viel mit, da sie sich lieber den wunderbar vielseitigen Sets der Voracts (aka „DJs“) widmen, anstatt zu sudern.

Den Anfang macht Dorian Concept, der schon bei der Affine Records Night im WUK – dort noch mit Cid Rim und The Clonious – einen fulminanten Auftritt hinlegte. Die Dame, die sich tags zuvor auf der Facebook-Seite des Events in einem vor Kurzsicht und Ignoranz nur so strotzendem Post fragte, wieso „aus diesem Konzert ein Abend mit lauter DJs geworden“ sei, hätte der Wiener Produzent jedenfalls eines Besseren belehrt. Zu analysieren, was an diesem Eintrag alles falsch ist, würde hier den Rahmen sprengen. Aber Sachen zu schreiben wie: „Echt schade, die Musik von Cinematic Orchestra damit zu verbinden“ während es sich um außerordentlich talentierte Künstler handelt, die nicht nur auf dem gleichen Label wie The Cinematic Orchestra (Ninja Tunes) unter Vertag sind, sondern auch mit Preisen überhäuft wurden, lässt vermuten (oder hoffen), dass es sich hier doch um einen Troll handelt. Der Abend kam allerdings auch ganz gut ohne die nette Dame aus („Hätte sie mir wirklich gerne angeschaut, aber das hat mir die Lust genommen“).

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Wie schon gesagt, legte Dorian Concept ein tolles Set hin (hauptsächlich bestehend aus Songs aus seinem neuen Album „Joined Ends„), auch wenn  man als Fan Songs wie „Outer Space“ und „Dream Works“ vermisste, vor allem weil sein Kollabo-Partner Tom Chant anwesend gewesen wäre.
Kutmah hat spätestens mit Gaslamp Killer’s Nissim die Crowd auf seiner Seite und spielt einen von ihm gewohnt vielseitigen Mix aus PsyRock, Soul – und natürlich auch HipHop (damit ist also unsere Daseinsberichtigung an dem Abend abgesichert).

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Die Übergänge zwischen den Auftritten sind fließend, es gibt keine aufwendigen Umbaupausen. So lobt man sich das. Pünktlich kommt kurz vor zehn Uhr die Streicherfraktion als erster Teil des Orchesters auf die Bühne. Kurz darauf folgt ihr auch der Rest des Orchesters, die Konstellation wird im Laufe des Auftritts noch öfter geändert werden. Das Zusammenspiel mit Jason Swinscoe, welcher für die Arrangements zuständig ist und das Orchester nebenbei dirigiert, ist jedoch perfekt abgestimmt. Jeder Ton sitzt. Lieder aus den jetzt schon als Klassiker zu bezeichnenden Alben „Every Day“ und „Ma Fleur“ werden von der Sängerin – deren Namen wir aufgrund der unverständlichen Moderationen leider nicht kennen – mit unglaublicher Präsenz und einer treffsicheren sowie gefühlvollen Stimme begleitet.

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Ein großer Teil der Show wird mit neuem Material gefüllt. Ein neuer Song etwa wird mit Sängerin Rachel D’arcy vorgestellt, die zuvor sympathischerweise zu Dorian Concept und Kutmah noch in vorderster Reihe bis zum Schluss tanzte. Und so geht es auch weiter: Auf einen neuen Track wie „Jaybird“ folgt ein bekannterer Track und umgekehrt. Einzige Konstante: die Gänsehaut, die an diesem Abend ein ständiger Begleiter zu sein scheint. Kommentiert wird selten, es geht Schlag auf Schlag. Sind kurze Verschnaufpausen bei den Musikern erlaubt, wird am Dosenbier genippt oder kräftig an der E-Zigarette gezogen. Zum Beispiel als Tom Chant kurz das Orchestra vergessen lässt und mit seinem Saxophon, seiner Klarinette sowie einer Loop Station eine Wahnsinns-Solo-Nummer hinlegt.

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Die atmosphärischen Kompositionen lassen wohlige Benommenheit aufkommen. Die eine oder andere Träne wird schnell weggewischt, nur um kurz darauf wieder begeistert klatschen, jubeln, tanzen zu können. Das Publikum lässt sich nur allzu gerne mitreißen. Die Belohnung für die Musiker mündet in minutenlangem Applaus nach dem Auftritt, der sie zwingt, auf die Bühne zurückzukehren. Zum Abschluss bekommt das Publikum noch eine Coverversion von „To Build a Home“ (komponiert vom streng blickenden aber sympathischen Gitarristen/Sänger Larry Brown) und einer ausschweifenden Jam mit diversen berauschenden Solos (u. a. vom Innsbrucker Perkussionisten Manu Delago) zu hören. Nach einer mehr als zweistündigen Show sitzt man mit einem guten Gefühl in der letzten U-Bahn nach Hause. Das Album mit den neuen Songs wird im Frühling erscheinen. Wir freuen uns.

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(mikae/JM)