1/3 Instrumentals, 1/3 Underground-Deutschrap, 1/3 Emotrap, wo hoid jemand bissi…
Text: Simon Huber & Jérémie Machto
Fotos: Marlene Rosenthal
Das Gödlife hält Einzug im Fluc: Im Zuge ihrer „NASA Universe Tour“ landen LGoony & Crack Ignaz — jene zwei Gestalten, bei denen das Wort „Hype“ zur Abwechslung wirklich mit Inhalt gefüllt ist — ihr UFO in Wien. Die Nachfrage ist groß, weshalb ein Facebook-User mit der Prognose „[Die] schlange [wird] bis zur ubahn station gehen. ubahn station stephansplatz versteht sich“ gar nicht so weit von der Realität entfernt war. Der Veranstalter wird sich daher auf (teilweise) berechtigte Beschwerden einstellen müssen. Ein Vorverkauf wäre schließlich nicht die schlechteste Idee gewesen.
Während um 22 Uhr dutzende Gödlife-Anhänger gegen die Kälte ankämpfen und geduldig in der Schlange vor dem Club warten, beglückt im Inneren das DJ-Kollektiv HAM die Menge mit Rap aller Couleur. Dem Publikum gefällt der Mix zwischen Future und Haftbefehl, auch wenn nach zwei Stunden die Luft hörbar draußen ist und alle den Main-Act herbeisehnen.
Zu Geisterstunde betritt LGoony die Bühne, die Location ist mittlerweile offiziell ausverkauft und der Bewegungsradius des Einzelnen dementsprechend eingeschränkt. Zur Einstimmung serviert Goony den Track „Lobby“ (im Original mit Young Kira), um danach zusammen mit MPM-Member Crack Ignaz den ersten Song aus dem pünktlich zur Tour erschienenen Kollaboalbum „Aurora“ zu performen – „Oida Wow“! Die Menge schwankt energisch von vorne nach hinten, in einer Form, wie wir es selten zuvor erlebt haben. Sogar LGoony ist überwältigt: „Das war jetzt ein bisschen zu viel Turn-up„, so sein Statement. (Nachtrag: Hier und hier kann man sich audiovisuelle Eindrücke vom Konzert verschaffen!)
Als konzipierter Downer erfolgt nach der Vorstellung Wandls die Präsentation von „James Dean“ aus dem Album „Geld leben“. Wirkt nicht, das Publikum tobt trotzdem weiter. Nach der Darbietung einiger älterer Tracks („Elvis“, „Fly Shit“) wird der Peak endgültig mit „Lambo Gallardo“ (inkl. Mbeezy im Playback), „König der Alpen“ und „NASA“ erreicht: Die Crowd gleicht einem Chor, der jede einzelne Zeile lautstark mitsingt. Electronic Lightcore vom Feinsten, Hit folgt auf Hit in dieser bunt gemischten Setlist. Neben ein paar Solo-Tracks darf die Vorstellung des neuen Albums nicht fehlen — was die meisten aber nicht mehr überrascht. Beendet wird der Gig mit dem Track „Sosa“ (im Original mit Harry Quintana) und Shoutouts an diverse GUDG-Member, Featurepartner und alle Anwesenden. Wobei Ende der falsche Begriff ist – LGoony und Crack Ignaz performen noch die Tracks „Wasser“, „Gwalla“ und das Outro des aktuellen Albums, „Alles“, als Zugabe und stellen sich zwei Stunden lang für Fotos zur Verfügung — trotz Erkältung. Das ist Fannähe.
Fazit: Hate it or love it: Das Swag-Movement ist im deutschsprachigen Raum endgültig angekommen und wird von LGoony und Crack Ignaz mehr als würdig vertreten. Mangelnde Bühnenerfahrung machen die beiden durch unglaubliche Coolness locker wett, hinzukommt die euphorische Crowd. „Wenn ich mir die Leute so anschaue, bist du mit deinem Rucksack unterrepräsentiert“ — richtig, ein klassisches Oldschool-Backpack-HipHop-Konzert sieht anders aus. Doch mit jedem ihrer Konzerte widerlegen sie den Vorwurf der fehlenden Realness, denn: Die durchschwitzten Shirts und die verlorenen Stimmen machten einen sehr „realen“ Eindruck. „Wir machen nicht Songs, ne, wir machen Hits“ (LGoony auf „U.F.O.“): That’s as real as it gets wenn man bedenkt, was die beiden noch alles aus ihrem Repertoire hätten spielen können. Allerdings: Wenn Crack Ignaz und LGoony das nächste Mal nach Wien kommen, wird das Fluc nicht mehr reichen. Szenen von Leuten, die nach zweistündigem Warten abgewiesen werden, braucht es in Zukunft nicht mehr.
Weitere Bilder des Konzerts:
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