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LGoony – Space Tape Vol. 1: Goonyverse

LGoony – Space Tape Vol. 1: Goonyverse

lgoony
(Freerelease/VO: 21.12.2014)

Wer mit 17 Jahren schon ein ausverkauftes Konzert in seiner Hometown gibt (okay, als Vorprogramm von MBeezy, aber trotzdem) und die Orsons und Casper zu seinen Fans zählen kann, der scheint einiges richtig zu machen. Selbst in bekannten Internetforen, in denen oft nicht gerade zimperlich mit Kritik an Rappern umgegangen wird, stößt das Swag-Mob-Member LGoony als deutsche Antwort auf den schwedischen Cloudrapper Yung Lean auf viel Gegenliebe.

Um zu verstehen, worin nun genau das Besondere an LGoony liegt, empfiehlt sich der Konsum seines letzten und zugleich ersten Mixtapes „Space Tape Vol. 1: Goonyverse“. Denn darin offenbaren sich einem relativ schnell die Stärken des Kölners: So spittet der Teenager mit solch einer rotzfrechen Attitüde großkotzig über die Beats, dass es eine wahre Freude ist. Dabei über eine Stunde lang nur – unterhaltsamen – Quatsch zu erzählen will schließlich auch erst gelernt sein. So schwadroniert das Nu Era Kidd von riesigen Geldstapeln, die sogar manch Geldzählmaschine vor Probleme stellen („Tryppyn, Gryndyn, Goonyn“ feat. Caz), thematisiert seine Liebe zu  Eistee und anderen Softdrinks und fragt einfach mal das favorite Bae „Shawty, bist du auf Lean?“. Der textliche Wahnsinn wird in  „Lüge der Medien“ an die Spitze getrieben – Merkel hält ihre Neujahransprache auf einem anderen Planeten und Isaac Newton ist ein Blendaui, denn: Schwerkraft gibt es nicht, diese ist eine, wie der Titel schon sagt,  Lüge der Medien.

Nun obliegt dieser Musik nicht die Erfüllung eines Bildungsauftrags (für Streberzeugs sind andere zuständig ;)), sondern die Darbietung möglichst guter Unterhaltung. Und das gelingt LGoony wie sonst nur Wenigen. Zu denjenigen, die das ebenso gut beherrschen, lässt sich definitiv (definitiv, definitiv) auch der Salzburger Crack Ignaz zählen, der passenderweise als Feature auf „NASA“, einem der absoluten Highlights des Tapes, LGoony unter die Arme greift und Zeilen wie „I bin higher als du, 20.000 Lichtjahre weiter als du – NASA NASA NASA“ abliefert. Und wenn es um Entertainment im Rap geht, da ist auch Money Boy nicht weit entfernt. Dieser brilliert auf „Ich bin nice“ mit Lines wie „Ich krieg Sex-Pics immer auf mein iPhone 6, sowas nennt man iPhone-Sex“. Ja, so kennt man ihn – und das nicht erst seit seinem legendären Auftritt bei JoizTv. Doch nicht nur featuretechnisch beweist LGoony ein gutes Händchen: Auch die Auswahl der Beats, die er aus dem Soundcloud-Universum herausgesiebt hat wie Goldsammler das Gold aus dem Schlamm, lassen kaum Wünsche offen. Und dem nicht genug, ergänzen wahnwitzige Adlibs und der exzessive Gebrauch von Autotune das Endprodukt – was bei neun von zehn Rappern einfach schlecht klingt, passt bei LGoony einfach wie, naja, ihr wisst schon.

„Andere Ära, anderer Sound – Innovation hat das Land hier gebraucht“ – so heißt es im Outro „Huh“. Eine gewisse Innovationsfreudigkeit kann man LGoony echt nicht absprechen, obwohl es solche Musik auf Englisch schon seit ein paar Jahren gibt. Aber Einflüsse hin oder her: Man muss das Ganze schließlich auch ordentlich umsetzen; und dabei reüssiert LGoony. Klar, wer Rapmusik nach den Azad’schen Skill-Parametern beurteilt, bei dem wird „Space Tape Vol. 1: Goonyverse“ knallhart durchfallen. Alle anderen, die sich auch mal locker machen können, werden hingeben zugeben müssen: Das ist einfach „flye“ Musik. Alles „gucci“.

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