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Just For The Record #44: JR & Ph7

Just For The Record #44: JR & Ph7

JR & PH7 jrandph7

Seit 2007 produzieren JR, der davor mit dem Momentan-Kollektiv releaste, und PH7 zusammen. Das Produzenten-Duo aus Köln JR & Ph7 hat für Größen wie Texta, Samy Deluxe oder Kool Savas Beats geliefert und internationale Rapper wie Blu, Eric Biddines und Chuuwee beehrten ihren Tracks. Mit diesem haben die beiden im vergangenen Jahr das The South Sac Mac Album releaste, das vom Amoeba Magazin zu einem der Top 10 Kollabo-Alben des Jahres 2015 gewählt wurde. Mit ihrer Noir-EP haben sie ebenfalls wieder gezeigt, dass sie nicht nur zu Deutschlands fähigsten Produzenten gehören, sondern auch international einen gefestigten Stand in der Szene haben.

Just For The Record mit JR & PH7

The Message: Was sind eure Top Künstler und Songs zurzeit?
PH7
: Im Moment bin ich voll auf Jim Sharp hängengeblieben. Der macht Edits von Soul-Liedern. Er samplt Rap-Drums und legt quasi das Original-Sample darüber. Ansonsten … Ich höre sehr viel schlechte Musik im Moment, weil ich interessant finde, was gerade rauskommt. Neue Musik ist nicht immer gut, aber interessant.

JR: Ich höre gerade relativ viel Indie-Pop, Elektro-Pop Mucke. Ich höre super gern Metronomy und Toro Y Moi. Dann aber auch HipHop-Kram, alles mögliche. Ein Künstler, den ich gerade sehr feier, ist Eric Biddines aus Florida. Dom Kennedy, finde ich sehr gut. Aber auch Run The Jewels.

Und was sind eure all-time Favorites?
PH7: Es gibt ein paar Alben, die mich inspiriert haben, Musik zu machen. Dj Premier mit seiner Produktion auf dem Group-Home-Album „Livin’ Proof“. Rapmäßig war auf jeden „Fantastic, Vol. 2″  von Slum Village das, was mich auf diese Dilla-Schiene gebracht hat – das habe ich durchgefeiert. Das sind Alben, die für mich Wegpunkte markieren. So was wie Premier wollte ich auch machen und Dilla hatte noch was viel Souligeres als das geschoppte Premier-Ding.

JR: Gangstarr, Moment of Truth, ich glaube, da kann ich das ganze Album komplett durchrappen. Die ersten Biggie-Platten. Dann ein all-time Classic, den ich letztens wieder entdeckt habe: Common’s „Like Water for Chocolate“. Unglaublich.

Was sind eure Lieblingsproduzenten?
PH7: Hatten wir erst letztens diese Diskussion. Also will-I-am für mich, weil er einfach universal alles kann. Der Typ ist einfach ein Genie – der kriegt es hin, die Beats auf den Künstler zuzuschneiden. Interessant find ich von den Neuen Mike-Will-Made-it. J Dilla, Dj Premier und Just Blaze natürlich auch.

JR: Jake One. Und ich feiere Hi Tek.

Favorite DJs?
PH7: Live-mäßig hat mich DJ Jazzy Jeff am meisten geflasht. Weil der Typ es geschafft, einer Hardcore-Rap-Crowd Michael Jackson und Eurythmics um die Ohren zu schmeißen. Einen für die Leute, einen für sich. Er hat die Leute mitgenommen, die Classics gespielt – das war einfach Hammer. Den fand ich live echt der Knaller, mit das Beste, was ich so Party-mäßig miterlebt hab.

JR: The Gaslamp Killer hat alles kaputt gemacht. Ganz anders als Jazzy Jeff. Der hat einfach das Publikum genommen und die wussten gar nicht wie ihnen geschieht. Erst die härtesten Elektrosachen, dann die Soulsachen. Ich mag DJs, die so eine Energie haben, die sich nicht hinter dem Pult verstecken. Das Publikum merkt, der Typ will eine gute Zeit haben. So etwas spricht mich sehr viel mehr an als ein DJ, der einfach so rumsteht und technisch gut ist.

Lieblingsverse in einem Song?
JR: Big Noyd auf „Give Up the Goods (Just Step)“.

PH7: Der Typ war nie ein guter Rapper, aber das war einfach super. Auch gut: EPMD – „Da Joint“.

Eure erste gekaufte Scheibe?
PH7: Meine erste CD war Fanta 4, das „Vier gewinnt“-Album. 

JR: Die erste, auf die ich spontan komme, war die RTL-Werbehits von 1991 oder 1990. Da war das Lied von der Aral-Werbung. (singt)I’m walking down the Street …“. Mega. Ich war neun Jahre alt. Die erste CD. Aber irgendwann sind es dann auch Schallplatten geworden.

Was ist denn euer Lieblings Plattencover?
PH7: Das erste Album von The Foreign Exchange hat diesen tollen Sonnenaufgang, diese Atmosphäre am Cover. Das spiegelt perfekt die Stimmung des Albums wider. Es ist kein besonderes Cover, aber es ist simpel. Es trifft genau das, was das Album soundtechnisch für mich ist. Super.

connected the Foreign Exchange

JR: Ein megagutes Album. Ich sag jetzt einfach mal was komplett anderes. Einfach, weil ich sehr großer Basketball-Fan bin und selber seit Langem spiele. „The Dells vs. The Dramatics“. Ein gemaltes Cover von 1974. Ultragut, das hab ich zuhause stehen. Kann man aufklappen. Ich weiß nicht, ob das das beste Cover aller Zeiten ist, aber ich hab die Platte deswegen gekauft.

The Dells vs. The Dramatics

Was war euer erstes Sample, das ihr benutzt habt?
PH7: Ich hoffe, ich kann mich nicht mehr erinnern. Meine Mutter hat gern schräge Musik gehört und die hatte so ein Jazz-Konzert aus einer Tropfsteinhöhle. Das habe ich gesamplt. Tropfsteinhöhle, Mega-Hall, Vibraphon, in der Höhle gespielt. Ich würde das noch mal samplen, aber ich glaube das existiert nicht mehr, denn die CD ist in meinem Chaos-Berg untergegangen.

JR: Irgendwas komisches Französisches, das meine Mutter aus ihrer Studienzeit aus Frankreich mitgebracht hat. Im Zweifelsfall, ganz schlimm, irgendwelche Streicher vom Dr. Zhivago Soundtrack.

Habt ihr einen Lieblingsstore, wo ihr diggen geht?
PH7: Unser Grafiker ist ein krasser Platten-Nerd. Der ist sehr hilfsbereit, was das angeht. Er weiß, wir können das besser umsetzen als er. Ich habe auch eine Festplatte mit gesammelten Sachen, die höre ich immer mal wieder durch. Das was man früher geskippt hat, ist vielleicht das, was einen jetzt interessiert.

JR: Er lädt zum Beispiel auf seinem Instagram-Account 15 Sekunden lange Clips hoch. Und wenn wir da kommentieren, dass uns das interessiert, dann haben wir das am nächsten Tag. Supergeil! Wir haben auch andere Quellen. Ich hab ehrlich gesagt nicht die Zeit, um ausschweifend diggen zu gehen. In den letzten zwei Jahren habe ich nur aus den frühen 80ern gesamplt. Das ist schon was anderes als Dr. Zhivago. Ganz viele Disco-Sachen, Slow-Jams.

Habt ihr einen Lieblingsbeat, der aus eurer Feder stammt?
PH7: Ein Beat von unserem aktuellen Release: „Barriers“ mit Eric Biddines.

JR: „New High“ mit St. Joe Lewis. Wahrscheinlich einer der unbekanntesten Tracks. Den zeige ich her, wenn mich jemand fra welche Musik ich mache.

Most hated Scratch?
PH7: „Shimmy, Shimmy Ya“… Nein! Keine Ahnung. Es gibt eigentlich nur Lieder, die ich nicht mehr hören kann.

JR: Scratches, die ausgenudelt sind? „Shook Ones Pt.2“ … so etwas fände ich auf einer unserer Platten nicht so fresh.

Womit produziert ihr?
Beide: Logic.

PH7: Leider schon alles. Also Logic, Synthesizer dazu, MIDI-Keyboard, Hardware Synthesizer, Plug-Ins, das reicht. Kein externer Sampler mehr oder so was.

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