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Schwitzen im Raumschiff // LGoony live

Schwitzen im Raumschiff // LGoony live

Fotos: Niko Havranek

Neues Jahr, neues LGoony-Gastspiel: 2019 führen die Wege von LGoony und Entourage wieder in die österreichische Hauptstadt. Diesmal lädt er zum Konzert ins Flex Café. Mit einem neuen Album/Tape im Gepäck, ist „Lightcore“ erst wenige Wochen alt und die jüngste Etappe einer durchaus interessanten Karriere im Deutschrap. Eine, die ohne Mithilfe des Internets so nie entstehen hätte können, erschuf der Kölner mit seinen Free-Mixtapes einen veritablen Hype um seine Person.

Gemeinsam mit dem in Wien lebenden Salzburger Crack Ignaz entwickelte sich LGoony so zu einem Pionier auf einem musikalischen Feld, das im Deutschrap noch recht unbeackert war. Das Erfolgsgeheimnis liegt aber nicht nur in den wolkigen Beats, sondern in gleicher Weise in den Texten. Die gehen bei LGoony nie unter die Gürtellinie, sind immer mit einem gewissen Anstand ausgestattet, weisen aber dennoch die notwenige Portion an frechem Humor und Wortwitz auf.

Obwohl LGoony den Hauch der großen Bühnen nicht nur zu spüren bekam: Er bleibt seinem Team ebenso treu wie seiner musikalischen Identität und Ästhetik. Sein Zugang hat schließlich nichts an unbekümmerter Frische eingebüßt. Man spürt, dass LGoony weiterhin genau die Musik macht, auf die er persönlich Bock hat. Auf aktuelle Trends aufzuspringen, um Wachstumsambitionen zu bedienen? Das ist nicht seine Sache.

Apropos Team: Während der bisherigen Tourstopps waren unter anderem James Jetski (auch bekannt als James Jencon oder Jame$ $pace), Yung Isvvc oder DJ Heroin für den Support zugeteilt. Am heutigen Abend sind hnrk als Voract, Yaesyaoh (auch bekannt als Neon Racer) als Back-up und AsadJohn als DJ zur Show nach Wien mitgereist.

Für gewöhnlich stehen an dieser Stelle ein paar Wörter zum Voract. Das ist diesmal leider nicht möglich. Zur Erklärung: Wenige Stunden vor Beginn informiert die zuständige Bookingagentur die Gäste via Facebook-Veranstaltungsseite darüber, dass der Beginn des Konzertes ein wenig nach hinten verschoben wird. Offiziell soll hnrk ab 20:30 mit dem Warm-up beginnen, LGoony ist ab 21:30 eingeplant.

Doch als wir um 20:50 eintreffen, ist das Konzert bereits im vollen Gange – das Flex Café ist ausverkauft, aus den Ritzen dröhnen die Klänge von „Oida Wow“, die Scheiben vibrieren wegen des Basses ordentlich mit. Den Voract und Produzenten hnrk erleben wir leider nicht mit, schließlich haben wir auf die Verlässlichkeit des Timetables gesetzt. Auch wenn ein Großteil des Publikums die Show in voller Länge erleben kann, finden sich doch noch einige später eintrudelnde Personen, denen der volle Genuss des Konzertes leider nicht vergönnt ist.

Wenn man die Stimmung des Konzertes beschreiben müsste, dann wäre sie irgendwo zwischen Pilgerstätte und Workout-Training; „Lichtgang“-Konzerte sind Sektentreffen, bei denen man schwitzt. Das Publikum präsentiert sich als homogene Masse aus Rapnerds mit Reifeprüfung und Faible für „Cloudrap“. Hier und da taucht auch die ein oder andere Frau im Gemenge auf. Aufgrund der Moshpit-Tradition läuft der Schweiß bereits nach wenigen Songs in Strömen von den Körpern hinunter. Eigentlich rechnet man aufgrund des hohen Energielevels mit einer ruppigen Gangart des Publikums. Doch bis zum Ende des Konzertes verläuft alles friedlich.

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Musikalisch gibt es wieder aus allen Phasen des LGoonys etwas auf die Ohren. Über alte und „eingestaubte“ Tracks wie „Lambo Gallardo“, „Ich bin nice“ und „Millionen Euro“ geht es zu Songs aus dem „Grape Tape“ und „Intergalactica“ bis zu den neuen Sachen aus dem aktuellen Tape. Auch Back-up und Lichtgang-Kumpane Yaesyaoh kriegt seine Zeit während des Konzertes, um einen Eindruck seiner Kunst zu vermitteln. Für die Gang, für die Gang.

Den musikalischen Abschluss den Abends liefert in alter Tradition „Sosa“, mit dem LGoony gemeinsam mit Yaesyaoh die Zuhörerschaft auf ein baldiges Wiedersehen verabschiedet. Mit müden Beinen und Schweißrändern an allen Körpereinbuchtungen bedanken sich die Erleuchteten bei ihrem Prediger und beschreiten den Weg nach Hause. In Erinnerung bleibt ein schöner Abend im engen Kreis. Mit dem zufriedenstellenden Fazit, dass es LGoony auch noch vier Jahre nach seinem Debüt schafft, seine Hörerschaft zu erreichen und musikalisch zu unterhalten.

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