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Stimmiger Trip durch die Hood mit MC Eiht & Brenk // Review

Stimmiger Trip durch die Hood mit MC Eiht & Brenk // Review

Eiht
(Year Round & Blue Stamp/VÖ: 30.06.17)

Die Wartezeit auf das neue MC-Eiht-Album „Which Way Iz West“ ist natürlich viel zu lange ausgefallen, schließlich war die Veröffentlichung ursprünglich für Sommer 2010 geplant. Aber das ist nun endlich vergessen, das gute Ding ist ja doch noch erschienen. Besonders Brenk Sinatra, der einen Großteil der Beats beigesteuert hat, dürfte ein großer Stein vom Herzen gefallen sein. Die restlichen Beats stammen von DJ Premier, der auch Executive Producer des Albums ist. Generell kommt es auf „Which Way Iz West“ zu einem wahren Veteranentreffen. Da wären etwa Teile der Crew Compton’s Most Wanted, die angeführt von MC Eiht Anfang der 1990er-Jahre – also noch vor Eiht’s Solokarriere – den Aufstieg der West-Coast-G-Era entscheidend mitgeprägt hat. Außerdem sind einige weitere verdientstvolle Rapper wie Xzibit, Kurupt oder B-Real von Cypress Hill vertreten.

Die Erwartungen an das Album waren stets hoch angesiedelt, wobei klar ist, dass die meisten der genannten Acts ihren musikalischen Zenit bereits seit geraumer Zeit überschritten haben. Für MC Eiht ist „Which Way Iz West“ das erste Studioalbum seit elf Jahren, als 50-Jähriger gehört er längst zum alten HipHop-Eisen. Dennoch ist er noch fit genug am Mic. Dafür sind keine stilistischen Anpassungen nötig. Eiht bleibt Eiht, Compton bleibt Compton, Westküste bleibt Westküste. Seine Tracks handeln seit jeher vom Leben in der Hood mit all seinen Facetten, was den Hörer gedanklich schnell in die Welt der von sozialen Problemen, Waffen, (Gang-)Gewalt, Drogen und Lowridern durchzogenen Vororte südlich von L.A. versetzt. Jenes Umfeld, in dem das West-Coast-Urgestein groß geworden, gealtert und gereift ist. Das kann sich mitunter karikaturesk und dekadent anhören, lässt aber gleichzeitig genügend Raum, sich in die Lage von Eiht und seinen Homies hineinzuversetzen. Gutes Storytelling eben, das Eiht vielseitig gestaltet und mit einem hohen Grad an Authentizität ausstattet, freilich auch in zugespitzter Form.

Auch auf seinem neuen Werk schlägt Eiht in diese Kerbe, wenngleich thematisch das Representen und der Lifestyle im eben genannten Umfeld dominieren – Keep it hood! Die lyrische Dramatik früherer Stories kann er dabei nicht erreichen, doch das dürfte er auch kaum angestrebt haben. Die 15 Tracks erscheinen durchwegs unterhaltsam, richtige Aussetzer sucht man vergeblich. Dafür liefert Eiht einfach zu konstant. Allerdings gibt es neben einigen herausstehenden Tracks auch ein paar Nummern, die nur bedingt mitreißen und vor allem vom melodischen „Gumbo-meets-Compton“-Sound der Beats leben, die Brenk größtenteils rund um 2010 geschraubt hat. Höchste Zeit also, dass sie ihre verdiente Bühne bekommen.

Unter den vielen Featuregästen sticht vor allem The Lady Of Rage heraus, die auf „Heart Cold“ ihrem Namen gerecht wird und mit einem beherzten, energischen Part Eiht ein wenig die Show stiehlt. Ein absolutes Highlight stellt auch „Gangsta Gangsta“ dar. Eiht und Kurupt laden zu einer auditiven Lowrider-Rundreise durch die Hood und sinnieren auf einem donnernden G-Funk-Instrumental über Alltagsgsschichten aus der Hood, das Tachinieren sowie das Einrauchen. Positive Seiten offenbaren sich beim smoothen „Got That“ und vor allem bei der Motivationsspritze „Born To Hustle“. Besonders im Gedächtnis bleibt auch der von Premo produzierte Track mit Compton’s Most Wanted – „Last Ones Left“ ist eine packende Reminiszenz an weitaus rauere und wildere Zeiten.

Fazit: „Which Way Iz West“ konnte letztlich voll den Erwartungen gerecht werden – Überraschungen und Aussetzer sucht man vergeblich. MC Eiht rappt sehr konstant, wobei das facettenreiche Leben in der Hood nach wie vor als ausgiebige Inspirationsquelle dient. Sein Vorhaben, die West-Coast würdig zu vertreten, geht damit definitiv auf. Die lyrisch weniger aufregenden Tracks werden durch die – wie erwartet – starken Instrumentals von Brenk und DJ Premier abgefangen.

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3,5 von 5 Ananasse

https://open.spotify.com/album/2icwZNdtKc52R1ONwV6mdq

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