Das vielseitige österreichische Label Duzz Down San macht wieder mit einem neuen Release auf sich aufmerksam. Nach bereits einigen bemerkenswerten Veröffentlichungen, wie dem dubstepigen HSC-Album „Post“, der formidablen „Ballast-EP“ von SenZ27 oder der Turntablism-EP „Overland“ von Chrisfader und Testa, zeigt das in Salzburg beheimatete Label mit Minor Sicks „Fremdscham in Reality“-EP, dass es keine musikalischen Grenzen kennt und künstlerische Eigenständigkeit nicht nur am Papier fordert, sondern auch fördert.
Den neuesten Release liefert der in Wien lebende DJ, Bassist (B-Seiten Sound) und Producer Minor Sick ab, der wirklich keinen Grund hat, sich für sein Produzentendebüt zu schämen, wie es der Albumtitel nahezulegen scheint. Der einzige Grund, aus dem sich sein Gesicht rot färben könnte, ist das am Plattencover abgebildete Zimmer. Der vermeintliche „Wohnraum“ scheint ein Ort zu sein, am dem angefangen bei Zigarettenstummeln über dreckiges Essgeschirr, leere Bierdosen bis hin zu einem Menschen(!) alles liegen bleibt und in Vergessenheit gerät. Kurz gesagt, der real gewordene Albtraum jedes Ordnungsliebhabers.
Aus musikalischer Sicht ist Minor Sicks Platte ein solides Erstlingswerk. Verantwortlich dafür sind seine vielen musikalischen Einflüsse und der unverkrampfte Zugang an die unterschiedlichen Musikgenres, wie Jazz, Dub und Hip Hop. Die Summe der einzelnen Teile ergibt einen abwechslungsreichen und ausdrucksstarken Soundteppich, in den sich der Hörer genüsslich fallen lassen kann. Hervorzuheben sind vor allem der erste Track „Alles Zerstört“, dessen jazziger Beat zum Kopfnicken einlädt, und „Sand in Ass“, dessen Snare dem Titel alle Ehre macht. Der einzige Kritikpunkt an „Fremdscham in Reality“ ist, dass der EP mehr beatlastige Stücke wie „Alles Zerstört“ nicht geschadet hätten. Über die gesamte Albumlänge gesehen sind sich die einzelnen Tracks zu ähnlich, weshalb der Sound für meinen Geschmack etwas zu glatt rüberkommt. Insgesamt ist Minor Sicks „Fremdscham in Reality“ ein sehr gutes Debütalbum, das an manchen Stellen jene Überraschungsmomente vermissen lässt, die ein sehr gutes von einem herausragenden Album unterscheiden.
Alle, die nun neugierig geworden sind, führt dieser Link zu einem Interview, dass die Jungs von „Different Fountains“ mit Minor Sick geführt haben. Als Bonus gibt es auf der Seite auch einen kurzen DJ-Mix von ihm.
Alexander Plank-Bachselten
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