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Love What Survives // Mount Kimbie live

Love What Survives // Mount Kimbie live

Die Londoner Musiker von Mount Kimbie, Dominic Maker und Kai Campos, werden meist dem Genre der Electronica zugeordnet. Und sind als Begründer des Post-Dubstep bejubelt worden. Wie funktioniert so was live? Noch dazu, wenn man die denkbar undankbare Aufgabe hat, Vocals von auf ihren Alben oft vertretenen Künstlern wie etwa King Krule, Micachu oder James Blake zu vertreten? Vorweggenommen: erstaunlich gut. Vor dem Flex suchen vereinzelt Fans noch nach Karten. Auch die Facebook-Wall ist voll von Gesuchen. Es gibt keine Abendkassa, das Flex ist restlos ausverkauft.

Unterstützung für die Vocals kommt von Andrea Balency, die einige Gesangsparts souverän übernehmen wird. Das Set-up besteht aus Gitarre, Bass, Schlagzeug und jeder Menge Synthesizer. Reduktion ist das Herzstück in der Musik von Mount Kimbie, auch wenn der Wirrwarr an Synths manchmal darüber hinwegtäuscht. Sowohl in ihrem noch stark Sample-lastigen Debütalbum „Crooks & Lovers“, als auch auf der wiedermal von Kritikern hochgelobten neuen LP „Love What Survives“. Reduziert ist dann auch der Kontakt mit dem Publikum. Keine Anmoderation, kein „Wien, wie geht’s euch?“ Ein Konzert ohne diese Floskeln tut gut, auch weil in diesem Fall die Hitdichte so verdammt hoch ist. Von „Carbonated“ zu „Made To Stray“ bis „Blue Train Lines“ spielen sie den zu erwartenden Mix aus ihren drei Alben.

Fühlt sich letztendlich ein wenig so an wie eine Studio Performance auf KEXP. Nur eben in einem vor hunderten Menschen restlos ausverkauftem Flex. Das Fehlen der prominenten Feature-Gäste kann weitgehend kompensiert werden und ihrem basslastigen Sound, mit viel Percussion und Synthesizer, schaffen Mount Kimbie es, live neue Nuancen einzuhauchen. Normalerweise versuchen Künstler, die Schublade Popmusik mit einem großen Bogen zu umgehen. Mount Kimbie, übrigens große Grauzone-Fans (Eisbär), haben damit keine Probleme und spielen mit dem Genre ganz bewusst. Eingängige Hooks dürfen einfach nicht fehlen.

Fazit: Manko ist die Spielzeit von etwa einer Stunde, auch wenn das wohl dem Verzicht von jederlei Moderation geschuldet ist. Ansonsten ein Konzert, das die Zweifel über eine möglicherweise enttäuschende Live-Performance von den perfekt durchproduzierten Tracks verschwinden lässt. Shout-out Arcadia Live. Love What Survives.

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Text: Michael Reinhard // Fotos: Niko Havranek