"The hardest thing to do is something that is close…
„Was zählt ist der Inhalt, nicht die Verpackung“ rappt Johnny Mauser in „Verwandelt„. Ja, damit hat er eigentlich Recht, und somit sollte auch die Musik beim neuen Album des Hamburger Kollektivs Neonschwarz (bestehend aus den Rappern Johnny Mauser, Captain Gips, Marie Curry sowie DJ Spion.Y) im Mittelpunkt stehen. Obwohl auch das Artwork im Vergleich zu dem vieler anderer Sprechgesangsartisten äußerst positiv hervorsticht: Eine Melange aus Blautönen, eine Mischung aus Himmel und Meer, auf der das Floß der Neonschwarz-Crew gleitet – die, um einen Albumtitel des Stadtkollegen Nate57 in den Mund zu nehmen, „Land in Sicht“ hat.
Passenderweise kündige Sängerin/Rapperin Marie Curry im ersten Track auch an: „Das sind Tom Sawyers‘ Abenteuer raus in die Welt/Sind die Leinen erstmal los, gibt es nicht was uns hält„. In der Tat bietet „Fliegende Fische“ eine Reihe turbulenter Abenteuer wie sie sonst nur die Geschichten Mark Twains bieten. Das – in den meisten Fällen- sommerliche Soundgerüst umgibt Lyrics, die allerdings oftmals mit ihrer musikalischen Umgebung brechen. So setzten sich die drei Mcees etwa in „2014“ auf eindringliche Weise mit dem Thema Flüchtlinge bzw. die Politik, die oftmals gegen Flüchtlinge gemacht wird, auseinander. Ein wichtiger und notwendiger Track, indem das Floß plötzlich eine ganz andere Bedeutug inne hat – man denke hier nur an die riesige Anzahl von Menschen, die wöchentlich auf Nussschalen versuchen, Europa zu erreichen. Fernab von „2014“ geht es meist entspannter zur Sache, etwa wenn der eigene DJ Spion.Y in „Ypsilon“ (zurecht, leistet er hier doch wieder mal hervorragende Arbeit und streut wunderbare Vocalcuts von u.a. Eminem und Creutzfeld & Jakob ein) oder gleich die ganze Crew in „Die Schwizzys“ abgefeiert oder in „Verwandelt“ die eigene Stellung im Game skizziert wird. Wie erwähnt versprühen die Beats eine gewisse Lockerheit, der Einsatz von Liveinstrumenten (Gitarren bei „Hinter Palmen“ oder ein Saxophon bei „Verwandelt„) schlägt sich positiv auf das Gesamtwerk nieder. Ein zusätzliches Lob verdienet hier Ulliversal, der ein weiteres Mal herausragende Produktionen abliefert. Als positives Merkmal kann auch die Idee, die Kohäsion des Albums durch Sprachsamples aus dem Film „Nordsee ist Mordsee“ weiter zu steigern, verbucht werden. Die Tracks aus „Fliegende Fische“ fügen sich so zu einem großen Ganzen zusammen, in dem es kaum Makel gibt; einzig manch Hook fällt ein wenig aus dem Raster, aber sonst: Passt.
„Refugees welcome und bringt die Familie/In der Krise, Bürgerinitiativen/
Agieren unterm Deckmantel/
Kein Flüchtling lebt wie die Made im Speckmantel/
Das kann mir keiner erzählen/
Die SPD geht bitte keiner mehr wählen“
(Johnny Mauser in „2014“)
„Fliegende Fische“ liefert also vieles: Einerseits gute Unterhaltung, anderseits bietet es auch genügend Platz für sozialkritische Reflexionen – die Neonschwarz-Crew bleibt ihrer Linie also treu. „Fliegende Fische“ ist ein rundes Stück Musik, und um auf das Johnny Mauser Zitat zurückzukommen: Der Inhalt zählt. Und der passt hier. Gefällt!
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(thomki)
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