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Nepumuk – Genozid in a-Moll

Nepumuk – Genozid in a-Moll

Cover-vorne

Cover: Be.truu

„Was für ein Mensch ist eigentlich dieser Nepumuk?“ – „Er muss ein Produkt ihrer Fantasie sein, ich kenne ihn nicht, ich habe ihn nie gesehen.“ So richtig sicher kann man sich tatsächlich nie sein, was der Nepumuk alias Knowsum alias der eine (oder andere) von Luk&Fil in welcher Form er als nächstes ein Ass im Ärmel hat. Im März diesen Jahres erschien „Nepuman“ – was für mich definitiv eines der besten Alben des Jahres war – und nach diversen Beattapes wurde er kürzlich mit dem 7. Teil der Hi-Hat-ClubSerie belohnt, was den 22-Jährigen inoffiziell auch zu einem der besten Producer in Deutschland macht – schließlich steht er nun auf einer (nicht nur) imaginären Ebene mit Produzenten wie u.a. Dexter, Suff Daddy, Hulk Hodn oder Brenk Sinatra.

Seit September 2014 sind jedoch auch 3 EPS erschienen, auf denen es auf (überwiegend) selbstproduzierten Beats fast ausschließlich Raps von diesem Nepumuk zum kostenlosen Download gibt. Nun ist es an der Zeit für das erste Release, das man als vollständiges Rapalbum bezeichnen kann: „Genozid in a-Moll„. Damit liefert der Sichtexot kurz vor Weihnachten noch eins der interessantesten Alben des Jahres. Selbstbeschreibung: „Schnittstelle zwischen Dadaismus und Battlerap“.

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„Im Abendland tun wir so, als ob es kein morgen gäbe, die Spieß-, aber Spaßgesellschaft – gegenseitig Orden gebend.“
(aus: „Arschloch“)

Und genau darum geht es: Seitenhiebe gegen alles und jeden, lange Assoziationsketten, abstrakte Gedankengänge – auch wenn nicht immer klar wird, wo der Anfang und wo das Ende ist. Dadurch ist es im Gegensatz zu manch anderen Sichtexotwerken schwer, das Album „nebenbei“ laufen zu lassen. Wenn man sich nicht auf die Texte einlässt, klingt es oft nur nach sinnloser Aneinanderreihung verschiedener Wörter. Oder: „Nepumuk ist mein unmenschliches Sprachrohr, du Affenwesen!“

Die musikalische Untermalung stammt – wie sollte es anders sein – von ihm selbst, lediglich der Track „Eldorado (feat.Anthony Drawn)“ wurde von digitalluc produziert. In alter Sichtexot-Manier wird viel Wert auf jazzige Samples gelegt, wenngleich die Beats nicht ganz so abstrakt und experimentell klingen wie auf vorherigen Releases. Perfekte Beats für die erlesenen Featuregäste. Neben den Labelkollegen eloQuent, Tufu, Loki und Anthony Drawn gibt es Gastbeiträge von Retrogott, Sir Serch, Joe Space, Scarf Face und Johannes Lauxen.

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 „Ob du richtig stehst, erfährst du wenn du ins Licht gehst
Ihr seid Rap mit Konzept, ich bin eine Skizze
Frigide Liedermacher seh’n sich an der Spitze
Ihr seid wack mit Konzept, ich bin eine Skizze“
(aus „Skizze feat. Retrogott“)

Fazit: Es ist zwar nicht absehbar, dass dieses Album mehr Beachtung erfährt als der andere Sichtexotstuff, aber das macht nichts. Sichtexot steht für Nischenmusik. Musik für Leute, die genau DAS hören wollen und kein „Meinungsgewichse ohne Taschentuch“. Ich kann verstehen, wenn man dem nichts abgewinnen kann – es ist zu abstrakt, um für jeden greifbar zu sein. Aber ich bin froh um jedes neue Stück Musik aus der Welt des Sichtexotheismus.

„Ich zieh die Räuber- der Karriereleiter vor für Geld & Ruhm“
(aus: „Ernst“)

See Also

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Das Album ist ab sofort in folgenden Shops als Vinyl bzw. digital erhältlich:

Sichtexot-Shop
Bandcamp
HHV
Vinyl-digital

Tracklist:

A01 Genozid
A02 Hans Wurst
A03 Kryptisch
A04 Skizze (mit Retrogott)
A05 Gehirn Auf
A06 Wachstum
A07 Geld mit Hut (mit Negroman)
A08 Öh
A09 Rundfunk (mit Scarf Face und Joe Space)
A10 Ernst
B01 Arschloch
B02 Anderster (mit Tufu)
B03 Ungewaschen (mit Eloquent)
B04 Stelldichein
B05 Moll (mit Johannes Lauxen)
B06 Fluchen
B07 Frühling (mit Johannes Lauxen und Sir Serch)
B08 Eldorado (mit Anthony Drawn // prod. digitalluc)
B09 Spätburgunder
B10 Outro