"The hardest thing to do is something that is close…
Einen Hang zur Bescheidenheit kann man Fatimah Warner aka Noname nicht absprechen. Warum sonst würde sie sich für einen solch unprätentiösen Künstlernamen entscheiden? Wobei Warner diese Entscheidung damit begründet, dass ihr „Noname“ einfach größtmögliche künstlerische Freiheit bieten würde, da Schubladisierungen damit unmöglich wären. Zudem ist er weitaus weniger problematisch als ihr vorheriger Name „Noname Gypsy“, wie sich die Rapperin aus Chicago bis 2014 nannte. Nach Unterredungen verkürzte sie, aus Rücksicht gegenüber Roma und Sinti und im Bewusstsein, welche negativen Konnotationen der Begriff „Gypsy“ enthält, ihren Künstlernamen. Eine kluge Entscheidung.
Bescheiden mag zwar ihr Künstlername wirken, das Niveau ihrer Musik ist es sicherlich nicht. Sorgte Noname schon einige Male in ihrer kurzen Karriere für großes Aufsehen: Da wäre zunächst ihr Feature-Part auf Chance The Rappers Track „Lost“, den Chance gar als besten Gastvers, den er jemals erhielt, bezeichnete. Oder ihr fabelhaftes Debütmixtape „Telefone“ (2016), das durch poetische, kluge Texte besticht, die Noname mit melodischem Flow über warme, harmonische, von 70er-Jahre-Soul und R’n’B beeinflusste Instrumentals vorträgt. In den Lyrics auf „Telefone“ beschäftigt sich Noname mit den dunklen Seiten Chicagos und den sozialpolitischen Problemen von Afro-Amerikanerinnen im gegenwärtigen gesellschaftlichen Klima der USA. Mehr als nur ein Hauch von Melancholie durchzieht dabei ihre Texte, wenn sie ihre Jugendjahre thematisiert, verfällt sie sogar etwas in Nostalgie. Schließlich gelang es Noname, auf „Telefone“ eine ganz spezifische Stimmung zu erzeugen, die einschlägige Musikredaktionen zu Recht mit Jubelarien rezipierten.
Nach „Telefone“ ging es Noname im Jahr danach ruhiger an, lediglich mit einem „Tiny Desk“-Konzert und einem Featurepart auf dem Debütalbum von Smino, „blkswn“, ließ sie 2017 von sich hören. Aber jetzt ist wieder genug der Ruhe, für 2018 ist einiges geplant; beispielsweise eine weltweite Tour, die sie auch nach Österreich bringen wird (Noname spielt auf dem Frequency). Im Februar absolvierte Noname bereits einen Boiler-Room-Gig in einem intimen Setting, irgendwo in Kapstadt, der nun seinen Weg ins Internet fand. Unterstützt von einer Liveband, spielt sich Noname darin auf sympathische Art und Weise durch ihr Set, das überwiegend Songs aus „Telefone“ enthält, in dem sie aber auch nicht auf ihre Kollaborationen mit Saba und Chance The Rapper verzichtet. Ein Gig, der das Verlangen nach neuem Noname-Material definitiv verstärkt. Denn wenn etwas an Noname bescheiden ist, dann die Menge ihres Outputs.
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