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PMC & Svaba Ortak: Zwischen Simmering und Rumänien

PMC & Svaba Ortak: Zwischen Simmering und Rumänien

In den letzten Monaten machte eine Wiener Rapcrew aufgrund von großem Output und fleißiger Arbeit viel von sich reden: die Eastblok Family. Wir trafen zwei der dafür hauptverantwortlichen Eastblok-Mitglieder in Simmering zum Interview. Die Rede ist vom produktivsten und provokantesten Rapper der Crew: Svaba Ortak und dem Haus-, und Hofproduzenten der Family: PMC. Wie gewohnt in einer Mischung aus Video-, und Textteil…

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DHMW“ war die erste Nummer von dir, die größere Aufmerksamkeit erlangt hat. Darin rappst du, dass du der erste bist, der Wien auf die Karte setzt. Ist das ernst gemeint?
Svaba
: Alles was ich sage ist zu 100% ernst gemeint. Wer hat den Stein ins Rollen gebracht? Internet sei Dank ist mein Rap über die Grenzen raus gegangen. Sonst hat das hier noch niemand geschafft. Ich bekomme Post aus Tausenden von Städten.
PMC
: Sicher ist diese Aussage polarisierend und übertrieben. Es gab viele Crews die irgendwie einen Hype oder eine kurze Welle geschafft haben: Einige sind nach Deutschland gegangen, andere haben wiederum aufgehört Musik zu machen. Ich erinnere mich an Anfang 2000 und davor…es hat angefangen mit Schönheitsfehler, ist weitergegangen mit EMC, wo die Straßenrapszene erstmals in Erscheinung trat. Dann kam Sua Kaan…die haben alle sicher ihren Teil beigetragen. Es geht jetzt darum die Fackel für Wien hochzuhalten, sich zu connecten und immer am Ball zu bleiben. Auch wenn es mal nicht so gut läuft.
Svaba
: Es ist aber sehr schwer, in Wien Zusammenhalt zu schaffen.
PMC
: Alle reden davon die Szene zu übernehmen, aber die Szene muss zuerst einmal überhaupt aufgebaut werden.

Wenn du rappst, dass du der erste bist, der Wien auf die Karte bringt, könnten sich auch einige Leute provoziert fühlen…
Svaba
: Das ist mir egal, ich habe damals wirklich so gedacht, als ich das Video gemacht habe. Ich wollte damals auch sehr vielen Rappern die Köpfe einschlagen. Ich habe Rap aus Wien nicht gemocht. Es ist überhaupt ein verficktes Wunder, dass ich so vor der Kamera so groß rede, weil ich sonst sehr bescheiden bin. Aber wenn du mich fragst ob das ernst gemeint ist, muss ich darauf antworten. Ich habe aber sehr wohl früher einen Ali S oder einen Mevlut Khan auf meinem Handy gepumpt, und deswegen habe ich auch Shoutouts von Beiden auf dem DHMW-Video.

Du hast auch einmal gemeint, dass Wiener Rap komplett verändert gehört. Was unterscheidet euch vom Rest von Wien?
Svaba
: Fast alles was ich in meinen Texten sage ist untertrieben. So wird auch das Outro auf meinem Album heißen. Selbst da werde ich untertreiben. Es gibt einfach Geschichten aus meinem Leben, die ich nicht preisgeben kann. Die Realness verstehe ich bei manchen Rappern nicht. Was uns noch unterscheidet? Die verfickte Technik! Ich bin bescheiden, aber ich muss wieder so reden. Ich werde jeden Rapper zerreissen, den du mir aus Wien hierher bringst. Jeden! Gib mir nur einen Tag und einen Beat und ein Mic. Und genauso kannst du es ihm auch geben.

Ist es dir wie in „Betoniert“ tatsächlich passiert, dass du in einer Bar stehst, eine schöne Frau siehst und sie zu dir sagt: „Super Schuhe“ und dir im selben Atemzug Oralverkehr anbietet?
Svaba
: (lacht) Naja ein bisschen ist es schon übertrieben. Von 100% sind 98% wahr.

In deinen Texten kommen häufig Schlägereien vor, bist du so oft in welche verwickelt?
Svaba
: Bis vor drei Monaten schon, ja.

In zwei Svaba Videos, fuchtelt Pinki (Anm.: ebenso Ortak-Mitglied) mit einer Puffn herum. Was hat das für eine Bedeutung? Ist das auch Alltag?
PMC
: Mittlerweile schon. Ich bin ja etwas älter als Svaba und ich kann mich erinnern, dass Dinge die früher mit den Fäusten geregelt worden sind heute mit Waffen ausgetragen werden. Irgendwann sind die Schlagringe gekommen…irgendwann kommen die Messer…irgendwann die Schusswaffen. Das ist keine gute Tendenz, es läuft aber leider in diese Richtung.
Svaba
: Auf dem „Für immer hungrig“-Video gibt es ganz am Ende so eine zusammengeschnipselte Szene. Ein Mannschaftswagen mit sechs Polizisten ist bei den Dreharbeiten aufgetaucht. Sie haben uns nach Waffen durchsucht und auch welche gefunden, weil wir alle Waffen dabei hatten. Einer der Polizisten hat sich kurz ein Butterfly genauer angesehen und damit gespielt. Unser Kameramann hat dabei die Aufnahme laufen lassen. Ich wollte diese Szene eigentlich gar nicht drinnen lassen. Aber dann habe ich mir gedacht, dass ich es für uns als Erinnerung reinhaue, aber so damit es sonst keiner erkennt. Warum bin ich nicht so Gangster und zeige das normal? Es ist auch nicht so, dass ich die Leute anrufe und sage, dass ich Videodreh habe und dass sie Waffen mitnehmen sollen…Nein, ich rufe an und sage ich habe Videodreh und die Waffen kommen von selbst. Das ist Routine.

Wie intensiv ist euer Kontakt zu euren Heimatländern?
Svaba
: Bei mir wird der Kontakt langsam, langsam intensiver. Bei Landsmännern ist es immer ganz anders. Hier sind sich alle fremd, während dort in Serbien alles brüderlicher abläuft. Hier in Wien geht jeder seinen Weg und schaut nicht was rechts von ihm passiert.
PMC
: Ich bin jedes Jahr in Rumänien, aber ich bin überall und nirgends zu Hause. Natürlich hast du, wenn du unten bist ein super Feeling, weil du mit der Familie bist, weil du vertraute Gesichter siehst oder wenn du an den Wurzeln bist, zum Beispiel dort wo mein Vater aufgewachsen ist. Aber ich bin in Wien geboren und bin ein hundertprozentiger Wiener.
Svaba
: Ich genauso.
PMC
: Simmering ist mein Zuhause. Ich bin in erster Linie Simmeringer, dann Wiener, dann Rumäne, Österreicher und so weiter und sofort.

Welchen Stellenwert hat für euch die Mehrsprachigkeit der Eastblok Family? Du PMC rappst ja auf Englisch, Svaba auch zum Teil auf serbisch, Esref und Ceset auf Türkisch…
PMC
: Wien ist international, das können die anderen auch wissen. Geh mal in Wien auf die Straße: du wirst alle möglichen Sprachen hören. Und all diese Sprachen haben eine Daseinsberechtigung. Das ist ein Teil von Wien und von uns. Deswegen müssen wir das als Eastblok Family auch repräsentieren.
Svaba
: Wien ist internationales Grenzgebiet, es ist die Kreuzung. Mir kann hier keiner den Krieg herholen, das geht nicht.
PMC
: So lange sich alle gegenseitig respektieren ist alles cool. Wien ist wie eine Fußball-WM: alle können ihre Fahnen hochzeigen und trotzdem wird gemeinsam gefeiert: Unabhängig davon in welcher Sprache, ist es für mich am Wichtigsten, die Leute, mit denen ich zusammenarbeite immer ins Rampenlicht zu stellen. Das sehe ich immer über meinen eigenen Prioritäten und Zielen. Ich freue mich, wenn er auf der Bühne steht und die Leute seinen Namen rufen. Das ist für mich so, als ob sie meinen Namen rufen würden.

Über eure Eastblok Night in der Szene Wien ist ja schon ziemlich viel berichtet worden, wie auch richtig gezeigt wurde, war sie gut besucht. Allerdings war es auffallend, dass viele Leute nach Raptus und noch vor dem Ortaks-Auftritt gegangen sind. Ist euch das auch aufgefallen?
Svaba:
Ich habe gar nichts gesehen, nur die ersten fünf, sechs Reihen.
PMC
: Es war eine sehr lange Performance. Es ist später geworden, als wir geplant hatten. Für manche Leute war es dann vielleicht schon zu spät. Egal wann du spielst, es ist immer mit einem Risiko verbunden. Wenn du als Erster spielst, besteht die Gefahr, dass noch nicht alle da sind. Wenn du als Letzter spielst, kann es aber auch sein, dass nicht mehr alle da sein werden. Dennoch war die Resonanz des Publikums sonst extrem gut war, auch bei Svaba. Die Leute haben die Texte mitgerappt. Das ist für Wien echt ungewöhnlich, dass die gesamte Crowd abgeht. Wir sind alle sehr stolz drauf. Sonst ist es ja bei anderen Konzerten meistens so, dass nur 20 Leute vor der Bühne abgehen und der Rest steht traurig hinten, als ob das ein Begräbnis wäre oder so. Aber wozu gehst du dann hin? Genauso wie im Stadion: was ist das für ein Spiel, wenn dabei Friedhofsstille herrscht?
Svaba
: Ohne Scheiß, man hatte schon fast Angst. Hätte ich gesagt: „drehts euch jetzt alle im Kreis“, hätten sie sich gedreht. Verdammt krank, dass es in Wien so etwas überhaupt gibt. Hier bist du für die Leute greifbar, wenn du woanders spielst, in einer anderen Stadt: natürlich gehen sie ab, sie wollen dich schön begrüßen und schön verabschieden. Aber in Wien? Ich habe mich gewundert.

Wie viele Auftritte hattest du bereits vor der Eastblok Night, Svaba?
Svaba
: Drei. Aber diese Konzerte waren kleiner und mehr Untergrund, im Keller und so (lacht).

PMC hat in letzter Zeit auch ein paar G Funk Experimente gemacht…zum Beispiel bei „Djokovic Ortak“…
Svaba
: Ja das ist ja auch eigentlich überhaupt nicht seine Schiene.
PMC
: Er hat mich gequält, bis ich dann halt bisschen experimentiert habe.
Svaba
: Der Beat zum neuen Video von Manijak Ortak (Anm.: „Es ist wie es ist“), hat aber jemand anderer produziert: Dmg Blast Beats aus Novi Sad. Ich habe auf YouTube nach so G Funk Beats gesucht. Ich bin auf ihn gestoßen und habe mich sehr gewundert, dass sein Name mit endet. Er hat dann schnell zugesagt.

Die Nummer erinnert sehr stark an „Nuthin´ But A ´G´ Thang“…
Svaba
: Das war früher mein absolutes Lieblingslied und hat mich auf jeden Fall stark inspiriert.

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Sonst bist du PMC ja eher von der Eastcoast beeinflusst, oder?
PMC
: Ja vor allem am Anfang: Leute wie Killarmy, WU Tang, RZA, Necro. Es ging sehr in diese düstere Schiene. Dieses dreckige, verzerrte…
Svaba
: Mobb Deep, vor allem Prodigy.
PMC
: Ich habe mich dann aber in eine eigene Richtung entwickelt, weil ich auch versucht habe viel osteuropäische und überhaupt europäische Sounds einzubauen.

Was hat dich Svaba sonst musikalisch beeinflusst?
Svaba
: Zu einem großen Teil natürlich Rap. Aber ich höre auch sehr viele Balladen. Privat höre ich auch oft Volksmusik und Turbofolk und so.

In ein paar Nummern bringt du auch religiöse Vergleiche. Wie wichtig ist dir deine Religion?
Svaba
: Ich bin serbisch-orthodox. Für diesen Glauben würde ich zwar mein Leben geben, bin ihm aber nicht treu. Ich faste zum Beispiel nicht. Vielen Dingen gehe ich aber schon nach. Jede Familie hat ihren Schutzpatron und ich feiere diesen Feiertag auch. Zum Tag meines Schutzpatrons, habe ich auch extra die „Serben in Wien II“ Nummer raus gebracht. Das Kloster in dem ich getauft wurde, habe ich mir vor kurzem auf den Rücken tätowieren lassen, weil ich letztens einen Unfall hatte, ihn aber gut überstanden habe.

Ich habe geglaubt, dass der Ausdruck Ortak den du in deinem Namen trägst und häufig verwendest, eine Ausweitung von OTK wäre….
Svaba
: Das glauben viele, stimmt aber nicht. OTK steht für Ottakring. Das OTK hat damals Aquil von Sua Kaan immer in seine Songs eingebaut…das ist halt zum Film geworden, jeder hat das gesprüht, jeder hat das gesagt. „Gehma OTK“, oder „OTK ist ok“ (lacht). Ortak ist aber was ganz Anderes. Das ist ein purer Zufall. Im Spaß haben wir aber auch immer gesagt, dass wir überall wo OTK steht, noch ein r und ein a dazu sprühen, dann haben wir nicht so viel Arbeit (lacht). Das hat miteinander gar nichts zu tun. Trotzdem sind wir Ortaks schon oft dort (lacht).

Warum sind die anderen Ortaks nicht bei der Eastblok Family dabei?
Svaba
: Weil sie ihr eigenes Ding durchziehen. Ich helfe ihnen. Ich bin Stammhalter von den Jungs. Wir sind eine Crew, und uns verbindet auch eine langjährige Freundschaft. Außerdem verstehen sich auch alle Ortaks mit allen von Eastblok.

Inwieweit ist Rap für euch eine Möglichkeit politisch zu werden?
Svaba
: Für mich hat Politik mit Rap eigentlich nicht viel am Hut. Ich sage einfach nur was ich mir denke. Ob das jemand politisch sieht, ist ganz offen gesagt dann sein verficktes Problem. Die meisten glauben ja, dass ich ein Nationalist bin, nur bin ich das gar nicht. Wenn du als Österreicher zu mir nach Hause kommen würdest, dann würdest du nicht ohne Essen im Bauch rausgehen. Also mir kann keiner irgendwas vorwerfen. Das Biber-Magazin hat ja auch so geschrieben: „Er macht einen auf serbischer Nationalist…schließ deine drei Finger“ und so weiter. Aber habe ich zu Österreichern gesagt sie sollen ihre 3 Finger schließen? Nein, verdammte Scheiße!

Interview: Jan Braula
Kamera & Schnitt: AMRBTZ
Fotos: AMRBTZ; Daniel Shaked
Wordrap-Tags: Skizo