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Ein unvollendetes Lebenswerk // R.I.P. Mac Miller (1992–2018)

Ein unvollendetes Lebenswerk // R.I.P. Mac Miller (1992–2018)

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(c) Mac Miller by Brick Stowell // Warner Records

Mac Miller ist tot. Der Rapper, Sänger und Produzent (unter dem Pseudonym Larry Fisherman) verstarb im Alter von 26 Jahren um Freitagmittag in seinem Haus im San Fernando Valley, mutmaßlich an einer Überdosis, wie der Internetdienst TMZ berichtete. Am 03. August veröffentlichte Mac Miller noch sein fünftes, sehr persönliches und künstlerisch ausgereiftestes Album „Swimming“.

Erste größere Bekanntheit erzielte Malcolm James McCormick, so Mac Miller bürgerlich, 2010 mit seinem vierten Gratis-Mixtape „K.I.D.S.“. Dieses bescherte ihm nicht nur einen veritablen Hype, sondern auch einigen Ärger mit Lord Finesse, der nicht mit der Verwendung seines Songs „Hip 2 Da Game“ für den Track „Kool Aid & Frozen Pizza“ einverstanden war. Eine Klage in der Höhe von 10 Millionen Dollar gegen den Rapper aus Pittsburgh war die Folge, 2013 wurde die Angelegenheit außergerichtlich geklärt.

Trotz des Ärgers mit dem D.I.T.C.-Veteran: „K.I.D.S.“, zur Hochzeit der Internet-Mixtape-Kultur rund um DatPiff.com und LiveMixtapes.com entstanden, war für Mac Miller die Eintrittskarte in die große Musikwelt. Hinsichtlich der Rapskills handelt es sich dabei um ein noch stark ausbaufähiges Tape, das von jugendlichem Leichtsinn sowie einer rotzfrechen Attitüde, transportiert über BoomBap-Beats, durchdrungen ist. Bedeutendes erzählt er darauf nicht, die Lyrics über Partys und Marihuana sind reichlich unspektakulär. Aber sein Gespür für catchige Beats stellte er bereits hier unter Beweis.

Ein halbes Jahr später legte Mac Miller mit „Best Day Ever“ nach, dessen Single „Donald Trump“ sich auf Rang 75 der US-Singlecharts platzierte. Damit feierte Mac Miller seinen ersten Chart-Einstieg – und wurde zur Zielscheibe von Donald Trump, der den damaligen Newcomer via Twitter attackierte und mit einer Klage drohte. Trump, für seine Sprunghaftigkeit bekannt, änderte später seine Meinung und fand dann doch Gefallen an der musikalischen Glorifizierung seiner Person. Mac Miller änderte ebenfalls die Perspektive und distanzierte sich Jahre nach dem Track explizit vom gegenwärtigen US-Präsidenten: “I only have one thing to say: ‘I fucking hate you, Donald Trump’“, so Mac Miller 2016 bei seinem Auftritt in „The Nightly Show with Larry Wilmore“.

„Best Day Ever“ ist schließlich das Tape eines Künstlers, der sich noch mitten in der Aufbauphase befand. „Best Day Ever“ fällt solide aus, wenngleich etliche Cringe-Momente, insbesondere in der Gestaltung der Hooks, das Ergebnis trüben. Die Beats wurden allerdings erneut stilsicher ausgewählt, prominente Namen wie Just Blaze, 9th Wonder sowie Chuck Inglish steuerten Kopfnicker-Instrumentals bei. Der Großteil kam jedoch von seinen langjährigen musikalischen Partnern, den ID Labs, die auch auf dem im November 2011 veröffentlichten Debütalbum „Blue Slide Park“ bei der Produktion federführend waren.

Das sich als großer kommerzieller Erfolg entpuppte: 145.000 Einheiten wurden von „Blue Slide Park“ in der ersten Woche verkauft, womit sich Mac Miller die Pole-Position in den US-Albumcharts sichern konnte, als erster Independent-Artist seit Tha Dogg Pound mit „Dogg Found“ (1995). Künstlerisch ist „Blue Slide Park“ jedoch ein Reinfall, das Album präsentiert sich als gespenstisch zahn- und vor allem belanglose Veranstaltung. Mac Miller bot kaum Inhalte auf, die sein Rostrum-Records-Label-Kollege und Freund Wiz Khalifa nicht zuvor schon servierte. Abseits von Partys war anscheinend immer noch nicht viel los in seinem Mikrokosmos. Keine guten Aussichten für die Zukunft, für viele war die Geschichte um Mac Miller damit schon zu Ende erzählt.

Doch Mac Miller erwies sich als lern- und entwicklungsfähig. Zwei Jahre nach „Blue Slide Park“ erschien „Watching Movies with the Sound Off“, auf dem sich Mac Miller künstlerisch gewachsen zeigt und gut mit den teils formidablen Produktionen von Clams Casino, Flying Lotus, Tyler, The Creator, Pharrell oder The Alchemist harmoniert. Das Image des nichtssagenden Partyrappers mit Red-Cups begann zu bröckeln, findet sich neben vielen Zeilen über Sex und Marihuana auch einiges an tiefgründigem Material, wofür vor allem der Track „REMember“ steht.

Der Eindruck, dass die Zeiten der gechillten Ernstlosigkeit endgültig vorbei waren, bekräftigte sich dann 2015 mit seinem Warner-Debüt „GOOD:AM“, auf dem Themen wie Drogensucht („100 Grandkids“ oder „Brand Name“) und Depressionen („Ascension“ oder „Perfect Circle/God Speed“) eine ergreifende Abhandlung erfahren. Das Album ist durchzogen von Melancholie, die aber Mac Miller gut zu Gesicht stand. Mehr noch: „GOOD:AM“ ist ein Beleg dafür, dass in Mac Miller Fertigkeiten schlummern, die ihm ein Alleinstellungsmerkmal in der Szene verschaffen könnten. Der beste Rapper war er immer noch nicht. Und sein Gesang klang auch nicht rund, ganz und gar nicht. Aber dass Mac Miller eine konkrete künstlerische Vision aufbieten und diese in ein Projekt gießen kann, darüber herrschten keine Zweifel mehr.

Im September 2016 legte Mac Miller dann die Romantik-Scheibe „The Divine Feminine“ vor, mit nicht nur nominell starken Featuregästen wie Kendrick Lamar und Anderson .Paak  sowie seiner damaligen Neo-Freundin Ariana Grande, sondern auch mit exquisiten G-Funk-Produktionen, unter anderem von Dâm-Funk. Die Beats und die Features stehlen auf dem Album Mac Miller zwar etwas die Show. Aber man hat keine Sekunde das Gefühl, dass Mac Miller nicht wüsste, was er mit diesem Projekt ausdrücken will, wenngleich ihm stellenweise die passenden Worte dazu fehlen. Auch manch schiefe Gesangseinlage lässt sich so akzeptieren.

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Diesen August erschien dann das letzte Kapitel in der musikalischen Historie von Mac Miller. Für „Swimming“, so der Titel des fünften Albums, bezog Mac Miller seine Inspirationen aus der Trennung von Ariana Grande, die ihm persönlich stark zusetzte (wie gegenwärtig häufig in den Sozialen Netzwerken zu lesen ist Ariana Grande aber sicher nicht an der Suchtproblematik um Mac Miller schuld). „Swimming“ mit funkig-souligen Beats ist deswegen nicht nur in den Untertönen ein traurig gehaltenes Werk. Wenn Mac Miller an der lyrischen Filigranarbeit geschraubt und am Gesang gefeilt hätte, „Swimming“ wäre als famoses Album in die Geschichte eingegangen.

Mac Miller traute man nach all den Fortschritten in der Vergangenheit zu, sich zukünftig weiter in die richtige Richtung zu bewegen. Um schließlich einer jener Rapper zu werden, die für die ganz großen musikalischen Werke sorgen. Mac Miller hätte der Musikwelt noch so viel gegeben, das scheint gesichert. Man muss nur in seine Produktionen als Larry Fisherman reinhören, die auch davon zeugen, dass Genregrenzen ihm ganz fremd waren. Wir verlieren einen Musiker, der noch reichlich Potential auszuschöpfen hatte. R.I.P. Mac Miller.

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