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„Vom Drum’n’Bass gehts jetzt zum Dub!“ // Romano Live

„Vom Drum’n’Bass gehts jetzt zum Dub!“ // Romano Live

Romano ist, beinahe schon einer Tradition entsprechend, auf seinem jährlichen Wienbesuch und beehrt diesmal mit seinem neuen Release „Copyshop“ die Grelle Forelle. Support ist an diesem Abend Von Seiten der Gemeinde, die ungewöhnlich pünktlich starten und vor allem in der ersten Hälfte ihrer Show eine sich nur langsam füllende Venue unterhalten sollen. Keine einfache Aufgabe, doch Yo!Zepp, Testa und Chrisfader machen ihre Sache gut und gerade mit „Lignano“, sowie „104 Jåhr voll“ und „Gemeindetraktor“ zum Ende des Sets gelingt es ihnen, das Mainact-bedingt stark gemischte Publikum abzuholen. Dementsprechend gibt es beim Abschied unter anderem auch von den fünf oberösterreichischen Romano-Doubles in Reihe eins verdienten Beifall. Zu Recht!

Nach kurzer Umbaupasse ist es dann aber Zeit für den frenetisch bejubelten Köpenicker Rapper und seine Band, bestehend aus zwei Drummern/Percussionists sowie einem Mann an Effekten, Keys und Gitarre. Und wie bei vorangegangenen Konzerten wird unmittelbar klar, dass man sich hier alles außer ein gewöhnliches Konzert erwarten darf. So darf man bei „Copyshop“ die kantonesisch-Skills des Drummers bewundern, der MastaMic’s Part vom Albumtitel-gebenden Track kurzerhand übernimmt. Von da an geht es in rasantem Tempo von Hit zu Hit. Romano springt mühelos zwischen erstem und zweitem Album hin und her, die Tracks sind inklusive Licht, Outfit und Moves durch-choreografiert und die Crowd wird vom Start weg mühelos abgeholt. „Mutti“, „Metalkutte“, „Heiraten“ und speziell „Anwalt“ gehören zu den Highlights der ersten Hälfte. Außergewöhnlich an einem schon da speziellen Abend sind auch der Umstand, dass alle Effekte, ob vokal oder an den Instrumenten, hier live eingespielt werden. Ein Wermutstropfen ist lediglich, dass man in der Grellen Forelle durchaus schon Konzerte mit ausbalancierterem Sound gehört hat. Meckern auf hohem Niveau, aber etwas weniger Lautstärke und dementsprechend weniger Dröhnen bei besserer Verständlichkeit hätten den Hörgenuss nochmals erhöht.

Wie bei vergangenen Shows fällt auch die geschlechterunabhängige Dichte der „Die-hard-Fans“ und deren Energie auf. Kaum einer kann hier nicht zumindest große Teile der Nummern mitsingen, man/frau fühlt sich umgeben von glücklichen Menschen. Faszinierend  ist auch, wie mühelos das Quartett auf der Bühne zwischen Genres und Stilen hin- und herspringt.  „Klaps auf den Po“ und „Marlboromann“ zeigen dies schon eindrucksvoll, ehe es mit „Karl May“ auch einige ruhigere Töne zu hören gibt. Dem Publikum muss hier nicht einmal mehr großartig erklärt werden, was es zu tun hat, die Übergänge zwischen Moshpit und Schunkelstimmung, wie auch jene zwischen den Tracks sind nahtlos. Wer ein wenig zu Romano recherchiert, stellt fest, dass der Junggebliebene Zeit seines Lebens zahlreiche musikalische Metamorphosen durchwanderte. Es scheint, als hätte er eine Möglichkeit gefunden, alle Phasen in einer Kunstfigur zugleich auszuleben.

Als Romano nach „Immun“ relativ abrupt die Bühne verlässt, werden augenblicklich Zugabe-Chöre angestimmt, worauf hin sich das Quartett nicht lange bitten lässt und ein furioses Finale liefert. Mit „Der Schöne General“ über das von Siriusmo produzierte, grimige „Itchy“ und „Köpenick“ wird die Stimmung nochmal auf einen weiteren Höhepunkt getrieben, ehe eine lange Show mit einer persönlichen Ballade sowie dem sechsten Outfit des Abends ihren Ausklang findet.

Es ist ein außergewöhnliches Gefühl, einen geborenen Entertainer so sehr in seinem Element zu erleben. Wo man hinsieht glückliche Gesichter. Romano und Entourage haben mal wieder einiges richtig gemacht.

 

Mehr  Fotos von Moritz Emil Nachtschatt:

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