Zeichen setzen mit Zeichensätzen. Mag Rap, Reisen und gutes Essen.
Fotos: Moritz Nachtschatt & Daniel Shaked
Eine ausverkaufte kleine Halle in der Arena. Eine Vorband der erfrischend-anderen Art. Ein überragend ausbalancierter Sound. Romano, der Indianerhäuptling aus Berlin, der zeigt wie eine großartige Live-Show geht. Wie man ohne Erwartungen zu einem Konzert geht und nach der dritten Nummer hin und weg ist.
Als die ersten Nummern der Schönbrunner Gloriettenstürmer ertönen, sind sich in der bereits gut gefüllten Halle viele nicht ganz sicher, was sie davon halten sollen. Auf eingängige und vielseitige Melodien trällert das Duo Schlagertexte, wie die Amigos sie nicht schöner schreiben lassen könnten. Untermalt wird das ganze von zahlreichen Explosionsgeräuschen und Airhorns, die ein sichtlich amüsierter DJ Ryano beisteuert. Doch auch abgesehen von einigen, die wohl vor allem für die Vorgruppe gekommen sind, weicht bei den meisten Besuchern die Skepsis spätestens mit „Café in Milano“ einer amüsierten Schunkelstimmung. Der Humor und der musikalische Abwechslungsreichtum, den die beiden der textlichen Redundanz, zwischen Fernweh und Liebe gegenüberstellen, macht einfach Spaß. Oder, wie es eine Dame im Publikum ausdrückt: „Ironisch hin oder her, die Musik kann was!“
Dann gegen 21:30 betritt der schöne General, Drummer und E-Gitarrist bzw. Effektgerätbediener im Rücken die Bühne. Und wie! Nach besagtem Intro, haut Romano mit „Köpenick“ und „Brenn die Bank“ ab (wo Romano-Dollars durch die Halle fliegen) zwei seiner bekanntesten Tracks raus. Danach hat der Zopfträger schon gewonnen. Mit seiner positiven Ausstrahlung, einer energetischen und sehr witzigen Bühnenperformance und dem fantastischen Sound, dauert es keine 15 Minuten und die ganze Halle scheint in kollektive Euphorie verfallen zu sein. Der Mix aus Rap, Metal und Schlager wird aber nicht nur von seinem Hauptdarsteller getragen, sonder funktioniert nicht zuletzt deshalb so gut, weil der Köpenicker von zwei fantastischen Musikern unterstützt wird. Vor allem der Drummer legt eine beeindruckende Präzision an den Tag und unterstreicht die Professionalität des musikalischen Gesamtprodukts. Romano hantelt sich, mit Fokus auf sein aktuelles Album „Jenseits von Köpenick“, von Track zu Track und spart dabei nicht mit witzigen Tanzeinlagen und schrägen Ansagen – das Publikum bekommt wofür es kam!
An einem wirklich sehr starken Gig, besonders hervorzuheben sind noch „Metalkutte“, den der Hauptstädter in ebenjener absolviert. Mit den kryptischen Worten:„Wenn es satanisch dunkel ist in Norwegen, findet selbst der härteste Metaller manchmal sein Mikro zwischen den Bäumen nicht.“ Weiters hervorzuheben sind noch „Romano und Julia“, wo eine glückliche Dame auf die Bühne geholt wird, um mit dem Hauptdarsteller des Abends Billigschaumwein zu trinken und „Marlboro Mann“, der mit einem großartigen Dancehall-Part aufwarten kann. Außerdem präsentiert Romano einen neuen Track, der wohl auf den klingenden Namen „Mutti“ hört und – man mag es kaum für möglich halten – für schmunzeln sorgt. Man merkt mit jedem Track wie viel Spaß Romano am Musik machen hat – ein Gefühl, dass sich auf das Publikum überträgt. Im Anschluss an das Konzert chillt der Berliner noch gut eineinhalb Stunden am Merchandise-Stand, signiert CD’s und Platten und plaudert mit zufriedenen Besuchern. Muss Liebe sein – beruht auf Gegenseitigkeit
Fazit: Ein „verrückter“ Künstler, schrille Musik und ein bunter Abend an dem gute Laune sehr viel und musikalische Engstirnigkeit sehr wenig Platz hatten. Romano versteht sein Publikum einzubinden und perfekt zu unterhalten. Er ist ein Vollblut-Entertainer, der zudem gut gemachte (wenn auch schwer kategorisierbare) Musik bietet. Obwohl ich persönlich, vor dem Konzert, musikalisch nicht sonderlich begeistert war, muss ich von diesem als einem der besten Konzerte seit langer Zeit sprechen. Ein geniale Stimmung und Show, die alle, einschließlich Künstler zufrieden entlässt – so sollten „Rap-Events“ öfter sein!
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