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The Message Mixtape #15 – „Hallo Wien“ (Special Guest: Caramelo)

The Message Mixtape #15 – „Hallo Wien“ (Special Guest: Caramelo)

Wir beschäftigen uns ja doch recht viel mit Musik bei The Message. Deswegen haben wir mittlerweile die Tradition, gelegentlich ein digitales Mixtape für euch zu erstellen. Das ist heuer leider ein wenig eingeschlafen, wird allerdings wieder erweckt. Das Konzept ist folgendermaßen: Einige Redaktionsmitglieder tragen mit zwei Songs dazu bei, dass das Tape ein ordentliches Brett mit ganz unterschiedlichen Perlen wird. Warum wir uns für welchen Tracks entschieden haben, begründen wir mit ein, zwei Sätzen. Zusätzlich haben wir meistens einen Gastkünstler, der ebenfalls zwei Tracks dazusteuern kann. Die jetzige Ausgabe nimmt thematischen Bezug auf den heutigen gruseligen Kalendertag: Halloween.

SPECIAL GUEST: Caramelo

Caramelo

Für die heutige Ausgabe unseres Redaktionsmixtapes konnten wir Caramelo gewinnen. Der deutsche MC aus Nordrhein-Westfalen ist mittlerweile Teil des Kollektivs Life From Earth und orientiert sich mit seinem Sound an den früheren Werken der Three 6 Mafia. Im Gegensatz zu vielen anderen Künstlern, die ebenfalls während des Soundcloud-Hypes der vergangenen Jahre  einen ähnlichen Film produzierten und wie Imitate oder direkt Hommagen an Vergangenes wirken, schaffte es Caramelo, seinen Veröffentlichungen „Slidephonefunk“ und „Orange Mound“ seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Letzterer Titel ist übrigens ein direkter Wink Richtung Memphis, das einen gleichnamigen Bezirk beheimatet. Seit dem letzten Tape war Caramelo fleißig. In den vergangenen Wochen arbeitete er im Zweiergespann mit Dj Creep an einem neuen Projekt mit dem Titel „Tales From The Dungeon“, das die beiden in einem alten Berliner Bunker aufgenommen haben. Veröffentlicht werden soll das Release in Kürze am 9. November.

THE MESSAGE MIXTAPE #15

 

 

Caramelo

Three 6 Mafia – Fuckin wit dis click
R.I.P Lord Infamous, R.I.P Koopsta Knicca. Mystic Stylez hat meinen Jungs und mir schon einige schlaflose Nächte bereitet. Dj Paul’s und Juicy J’s hypnotische Produktionen sind reinste schwarze Magie. Lord Infamous (3.) malt mit seinen Texten Bilder à la Hieronymus Bosch. Meiner Meinung nach ist er der meist unterschätzte „Rapper“ aller Zeiten. Checkt auch unbedingt den Bone Thug and Harmony Diss „Live by yo Rep“ und „Now im High pt 3“. Beim zweiten speziell Infamous‘ Part. Zu Hart! „Fuckin wit this Click“ kommt mit bösem Horrorfilm-Sample. In der Hook wurde Point Blank von der South Park Coalition aus Texas gesamplt, dessen Album „Prone to Bad Dreams“ auch eines meiner Alltime-Favourites ist.

Lord Pusswhip – feel like slick rick (ft. caramelo)
Caramelo, Lord Pusswhip, Neukoelln, Nacht – all i can say

Max Cornelius

James Jencon – Aus dem Grab
Eigentlich hätte man bei dem Thema gefühlt jeden Track von James Jencon nehmen können. Nun ist es „Aus dem Grab“ aus dem Album „Friedhofsfreund“ geworden, passt wie Arsch auf Eimer. Als James Jencon fokussiert sich der ungekrönte Soundcloudlord aus dem Süden Deutschlands auf Battlerap mit okkulten Anspielungen und Schwulenpunchlines. Unter anderen Pseudonymen, wie Jame$ $pace, James Jetski oder Skinny Satan folgten weitere Veröffentlichungen mit anderen Schwerpunkten, wie beispielsweise „Softdrinks & Guns“, das mit Trapbeats und einem Überfluss an Anglizismen glänzte.

Prezident & Kamikazes – Letztes Kapitel
Ende 2015 erschien die EP „Leiden oder Langeweile“ (lol) mit düsteren lyrischen Ergüssen der Offenbacher Brüder und des sprachgewandten Magenkranken. Neben zwei bedrückenden Parts liefern die Kamikaze-Brüder auch noch das passende Instrumental, das sich durch seine minimalistische Produktion und das Verwenden von sehr kalt klingenden Synthesizern auszeichnet. Die EP ist ein Meisterwerk von vorne bis hinten, auf das mich damals ein sehr guter Freund aufmerksam machte, den ich an dieser Stelle hiermit herzlichst grüßen möchte.

Julia Gschmeidler

K.I.Z. – Neuruppin
Auf einem Sample der britischen 60er-Jahre-Band The Animals rappen die drei Kannibalen – dieses mal gar nicht so zivil, sondern mit Scherenhänden und Masken – über ein Horror-Haus in Neuruppin. Jenem Ort, aus dem Ende des 19. Jahrhunderts Carl Großmann aufgewachsen ist. Er gilt als der Serienmörder mit den vermutlich meisten Opfern in Deutschland, der nicht verurteilt wurde. Dementsprechend schauderhaft und kannibalisch auch der Text von K.I.Z. wie „Du suchst hektisch nach ein bisschen Licht, doch du findest nichts, nur das Aufblitzen meiner Klinge vor deinem Gesicht. Schnitt Schnitt, Wut Wut, Spritz Spritz, Tut gut, Fontänen aus deinen Arterien, ich bade in deinem Blut Blut.“ Das kommentierte der Stern 2008: „Ist ‚Neuruppin‘ also nur eine Provokation, die man achselzuckend als PR-Gag hinzunehmen hat?“ Nein, das ist nur K.I.Z.

Crack Ignaz & Wandl – James Dean
Der morbide Track rund ums Sterben in Wien, blutende Nasen und den Mond als Partner thematisiert Crack Ignaz im Video im passenden Ambiente: die tschechische „Knochenkirche“, in der rund 40.000 menschlichen Skeletten gelagert sind, wovon die Knochen von etwa 10.000 Menschen künstlerisch verarbeitet wurden, um Dekorationen und Einrichtungsgegenstände für das Kirchengebäude zu formen. Ein kleines Schaudern kommt da schon auf.

edhardygirl14

The Godfathers – Omertá (prod. Necro)
„We’ll murder anybody any time any place“ – das ist doch eine passende Ansage für das Halloween-Mixtape. Und wer sollte besser passen als Necro, the King of Horror Rap himself?

Flowdan – Horror Show Style (prod. Splurgeboys)
Weil mir die gute Julia „Neuruppin“ schon weggeschnappt hat, bin ich nochmal in mich gegangen. Die Wahl fiel auf Flowdan – ganz einfach „Horror Show Style“. Ein Flow zum Erzittern. Ein On To The Next One zu Flowdan findet ihr hier.

Thomas Kiebl

Geto Boys – Mind Playing Tricks On Me (1991, prod. Scarface)
Eigentlich als Scarface-Solotrack geplant, entwickelte sich „Mind Playing Tricks On Me“ zum wohl bekanntesten Track der Geto Boys. Drei der vier Parts stammen aus der Feder Scarfaces, einen schrieb Willie D. Thema des Tracks: Depressionen, Suizid-Gedanken, Paranoia, und Halluzinationen („It wasn’t even close to Halloween“). Das alles auf einem Samples des Isaac-Hayes-Tracks „Hung Up on my Baby“. Klassiker.

Gangsta Pat – Smokin’ with tha Devil (1995, prod. Gangsta Pat)
Aus Memphis stammt bekannterweise nicht nur Elvis, Horrorcore hat dort auch sein Zuhause. Ich sag nur Three 6 Mafia, deren Album „Mystic Stylez“ bereits als perfekte Halloween-Playlist taugt. Weniger bekannt ist Gangsta Pat, der 1995 mit „Deadly Verses“ sein bestes Album droppte. Knüppelharter Horrorcore jenseits des guten Geschmacks, man höre nur „The O.J. Murder Story“, wo Pat auf einem Phantasm-Sample sich als Mörder von Nicole Simpson zu erkennen gibt – mit allen Details. Erträglicher, weil weniger realistisch und nur irre geht’s auf „Smokin’ with tha Devil“ zu, ein Song über gemeinsamen Marihuana-Konsum mit Luzifer.

Roman Gessler

Felix Kramer – Ma muass si ja ned glei aufhängen
Keine Lust auf Halloweenpartys? „Der Selbstmord ist ein Abenteuer. Stürz dich hinein.“ In seiner Ode an den Suizid erklärt dir der Felix detailliert und herrlich morbide, nach guter alter Wiener(lieder) Manier, wie du am besten Schluss machst mit dem Leben.
Danny Brown – Ain´t it funny
Alles, was an Halloween gerne als „gruslig“ betitelt wird, ist entweder gezwungen sexy oder einfach nur albern. Zeit für einen Track, der so ehrlich und brutal ist, dass er dich tatsächlich mit einem Gefühl von Ohnmacht und Angst zurücklässt. Das Video von Jonah Hill (ja, wirklich, genau der) verfolgt dich im Schlaf. Sorry for ruining your party.
 
Ronja Neger

Die Antwoort – Ugly Boy

Die Antwoord fand ich schon immer schaurig schön. Spätestens nachdem ich sie live gesehen habe, war klar: authentisch, crazy & geil. Das Video ist übrigens eine gute Vorlage für die Halloween-Dekoration.

Eminem – Superman
Dieser Track ist zwar nicht gruslig, düster aber allemal. Sollte man im Auto nur aufdrehn, wenn die Sonne eh nicht scheint.

Simon Huber

Eminem – 3AM
Nicht das beste Album von ihm, der Track ist auch nicht gerade bekannt, aber hat es mir schon seit Längerem extrem angetan. Das extrem bildreiche Storytelling ist einer der Gründe warum Eminem nicht ganz zu Unrecht von vielen für einen der besten Rapper aller Zeiten gehalten wird und macht auch diesen Track zu einem absoluten Meisterwerk.

LGoony & Crack Ignaz – Halloween
Darf offensichtlich nicht in einer Halloween-Playlist fehlen. Wahnsinnsbeat von Lex Lugner und Zeilen so mystisch wie Halloween (no na ned). Auch wenn ich beim Hören immer unweigerlich an „Elefant“ von Morlockk Dilemma denken muss, in dem Suff Daddy das gleiche Baligh-Hamdi-Sample verwendet. Trotzdem 1 Hit.

Francesca Herr

Casper – Lang lebe der Tod
Mit seiner Stimme wirkt Caspers schnell mal düster, aber der Beat in Kombination mit den Hooks von Sizarr, Blixa Bargeld und Dagobert machen den Song zu einem seiner dunkelsten. Und in der Nacht, an der die Grenze zwischen Dies- und Jenseits verschwindet, scheint ein „Lang lebe der Tod!“ ganz passend.

Eminem – The Monster
Ob tatsächlicher Rap God oder nicht, Eminem darf nicht fehlen und hat in meinen Playlists immer einen Fix-Platz. An dieser Stelle: s/o an meinen Bruder. Wenn Rihanna lauthals mit „I’m friends with the monster that’s under my bed“ einleitet, dann gehört der Song auch in dieses Mixtape. Und klar, der Titel allein ist natürlich schonn halloween af
.

Stephanie Faber

Zugezogen Maskulin – Der müde Tod
Eine Ode an den Tod, als wäre er eine Person und das Töten seine Aufgabe. Unsere Lieblingsgruselrapper bringen die Melancholie bestens rüber!

Casper – Blut sehen (Die vergessenen Part. 2)
Allein wenn der Beat einsetzt, bekommt man Gänsehaut – immer und immer wieder. Der düstere Beat und Cas raue Stimme passen sich gut aneinander an.

Niko Havranek

Drk+Foz – Himalaya vs. Leichenberg – Schene neiche
„Wir leben in einer schönen, neuen Welt, am nächsten ist sich nur jeder seiner selbst, wir sind jene die sich gegen eure Wegbereiter stellen, weil sie reden religiös aber die Seele ist entstellt.“ So beschreibt Drk die Zustände, die utopisch wirken mögen, aber schon heute Realität sind. Der düstere Beat tut sein übriges um die dunklen Machenschaften der Eliten zu unterstreichen, die von den beiden (Mundart!)-Rappern beschrieben werden.

Tufu & Eloquent – Wenn der Vorhang fehlt
Wenn mit Geistern gesprochen wird, der Teufel die grad gefressenen Fliegen wieder hochwürgt und omnipräsente Not durch den Hungertod befreit wird, reicht es, um auf das Message-Halloween-Mixtape zu kommen. Und wer mal zum Mond will, Eloquent und TUFU zahlen die Reise.

Simon Nowak

L.A.R. – Sykokillah
Aus österreichischer Sicht darf in diesem Kontext ein Name nicht fehlen: L.A.R. Der Wiener Horrorcore-MC hat 2010 mit der „Geisteskrank EP“ – passenderweise unter der Domain „horror.bandcamp.com“ – sein Debüt veröffentlicht. Auf neun Tracks feuert er in lyrisch überzeugender Manier seine Gewaltfantasien heraus. Zum weichgekochten Friedensstifter wird er wohl nicht mehr, wie er auf „Sykokillah“ zu verstehen gibt.

Glen Porter – Night Walking
Wenn Glen Porter gerade nicht mit seinem Surfbrett unterwegs ist, produziert er gitarrenlastige, psychedelisch-düstere Sounds. „Mr. Vampire & The Deadly Walkers“, das kürzlich erschienene Album des Produzenten und Multiinstrumentalisten aus Huntington Beach, dreht sich um „Mr. Vampire“, der mit seiner Zombie-Gang durch die Wüste streunt und sich dabei auf die Suche nach „Mrs. Vampire“ begibt. Diese seichte Story soll – warum auch immer – schon seit einer Weile im Kopf von Glen Porter herumschwirren. Wie auch immer, auf musikalischer Ebene kann das größtenteils instrumentale Werk überzeugen. Auf „Night Walking“ kommt die Atmosphäre besonders gut zur Geltung, was auch dem gekonnten Einsatz der rauchig-brachialen Stimmedes Künstlers zu verdanken ist.

Adriana Juric

Luciano – „Jäger“
Wer am 31. Oktober zum Einstimmen erstmal Red Bull und Jäger braucht, um in den düsteren Modus zu kommen, hat mit Lucianos „Jäger“ die perfekte Hymne gefunden. Denn in der Welt des Loco-Gang-Members sind schaurige Nächte im Haram-Parra-Bizz ein nächtliches Übel. Der Berliner mit algerischen und mozambikanischen Wurzeln rollt die Roughness der Straße mit zeitgemäßen 808s zusammen und garniert das Ganze mit Flow und Attitude, die, auch wenn sie das Rad nicht neu erfindet, die Altmeister im Puff-Puff-Pass in den Schall und Rauch der Vergangenheit verschwinden lässt. Also an alle Banditorinhos, die mit Kostümen nichts anfangen können, sollten zum Jäger-Getränk greifen und sich in der schaurigsten Nacht des Jahres in den Morgen treiben lassen.

Method Man – Judgement Day
„Ten, let the countdown begin… Nine, I was born in the mind…Eight, take the head of a snake…“ Der Countdown zur unheimlichsten Feiernacht des Jahres ist angezählt. Wer dabei an schlechte Draculakostüme oder Plastikskelette, die aus der Geisterbahn stammen könnten, vor der man schon als Kind keine Angst hatte, wird jedoch enttäuscht sein. Gezeichnet wird eine Szenerie, die aus Filmen à la Blade Runner sein könnte: Mit schaurigem Flötenspiel und klimperndem Synthesizer hetzt Altmeister Method Man aka Johnny Blaze einen in gewohnter Shaolin-Manier quer über knochentrockene Drums. Das Resultat: Das Gefühl verfolgt zu werden, vor den Augen eine dystopische Welt, dunkel und karg, wo Gefahr hinter jeder Ecke zu lauern scheint und das Ungewisse der ständige Begleiter ist. Also schnallt euch an und haltet euch fest: es geht mit Eiltempo durch die Shadows of Death. Grim Reaper calling, Judgement Day.
 

Additional text by Max Cornelius // Cover artwork by Marlene Rosenthal