TrueMendous braucht unsere Blumen nicht. Es dauert keine zehn Sekunden, bis uns die Birminghamer Rapperin auf ihrem Debütalbum eine volle Ladung Selbstbewusstsein und Fuck-it-Attitude entgegen wirft. „Cause a scene“ heißt der Einstiegstrack und ist zumindest einstellungsmäßig ein Vorgeschmack auf das, was auf dem 17-Track-Album „Misdiagnosis of Chyvonne Johnson“ zu hören ist. Der Titel lässt schon erkennen, dass es zwischendurch persönlich wird, gleichzeitig ist er auch eine Hommage an Lauryn Hills „The Miseducation of Lauryn Hill“ – ein Album, das ihr künstlerisches Schaffen stark beeinflusst hat.
Nachdem sich True auf dem ersten Track in Begleitung von punkigen E-Gitarren-Sounds selbst feiert, wird aber schnell klar, dass es auch anders geht. Anders heißt in dem Fall unberechenbar, denn in den 78 Minuten wird schnell mal zwischen HipHop, Neo-Soul, Jazz und Pop gewechselt. Auf „Crying of Laughter“ rappt sie beispielsweise auf einem trappigen Beat, „Mood Ring“ ist ein Banger mit Synthesizer-Sounds. Generell hat die Rapperin aber eine entspannte Art, die auf Tracks wie „Y“ oder „Worst Child“ mit souligen Samples unterlegt ist. Schön ist, dass die Tracks auch mal sechs oder neun Minuten dauern können und das obwohl wir angeblich in der Ära der kurzen Aufmerksamkeitsspannen leben – auf Streamingzahlen wird offenbar ganz charmant geschissen.
Einheitlich und beachtlich sind dabei ihre Skills als Rapperin. Auf unverwechselbare Art und Weise entertaint sie mit ihren Lines, die manchmal smart, manchmal witzig und manchmal gefühlvoll sind. Inhaltlich spricht sie wichtige Themen an wie beispielsweise Polizeigewalt und Rassismus auf „Emmett Till“, auf dem auch Masta Ace als Featuregast zu hören ist. Auch Sexualität und toxische Beziehungen finden ihren Platz. Die Lyrics müssen aber nicht immer deep sein, um durchdacht und relatable rüberzukommen, was Tracks wie „Free Food“ oder „Mood Ring“ beweisen. Ihre Statements bringt sie jedenfalls ehrlich und confident auf den Punkt.
Bei der Hülle und Fülle des über High Focus erschienenen Albums ist natürlich auch die Liste der Produzenten und Featuregäste nicht kurz. Beats haben beispielsweise Dirty Dike, Illinformed, Chemo, Wundrop und Mark Fear geliefert. Gast-Vocals kommen unter anderem von Kofi Stone, Rozzz und Daliso. Alles in allem ist es ein hörenswertes Album, das ihre bisherigen Releases noch einmal toppt und die Sehnsucht nach Live-Konzerten steigen lässt. „No validation needed“ heißt es auf „You Don’t Like Me Because“ und das hört man ihr auch an – was sie macht, macht sie mit Überzeugung und ihre Mood Swings sind jedenfalls sehr willkommen.
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