"The hardest thing to do is something that is close…
Der Tod ist ein furchtbar unangenehmes Thema. Eines, das wir Menschen mit Vorliebe aus dem Alltag verdrängen und in eine der hintersten Ecken unseres Bewusstseins schieben. Er ist ein Tabu. Weil wir nun einmal dazu neigen, Unangenehmes und Schmerzhaftes lieber zu ignorieren als uns dem zu stellen.
Im Bruch mit diesem Verhalten liegt seit jeher eines der Kernanliegen der Kunst. Dem Tod kommt hier jener Raum zu, der ihm als eine der sicheren Gewissheiten des Lebens nun einmal zusteht. Natürlich ist das unangenehm – nicht nur für den Kunstschaffenden, sondern auch für den Rezipienten. Wer „Dying: A Memoir“ der australischen Schriftstellerin Cory Taylor gelesen hat, ein Buch, in dem sie als Krebserkrankte in fast schockierender Nüchternheit die Stufen hin zum eigenen Tod beschreibt, dem läuft es kalt den Rücken runter.
Das Gefühlsleben wird auch in „Shifting the Sun“ der mehrfach preisgekrönten, diesen März verstorbenen armenisch-amerikanischen Dichterin Diana Der Hovessian in eine Bärenfalle gejagt. „When your father dies, say the Irish, you lose your umbrella against bad weather. May this sun be your light, say the Armenians“, heißt es in der ersten Strophe des Gedichtes, in dem Der Hovessian 1994 versuchte, den Umgang mit dem Tod eines Vaters in verschiedenen Kulturen darzustellen. Berührende Poesie, die deswegen wirkt, weil es Der Hovessian gelang, für dieses Gedicht die richtigen Wörter zu wählen. Eine immens schwierige Aufgabe, der sie aber als Meisterin ihres Faches mehr als gewachsen war.
Auf ähnliche Weise gelingt dies nun Tua. Auf „Vater“, der zweiten Video-Single aus „Tua“, thematisiert er den Tod seines Vaters. Vorgetragen über einem reduzierten Instrumental, nutzt Tua den Raum, um in sieben Parts mit schonungsloser Ehrlichkeit und auf berührende Weise die Etappen von der Erkrankung bis zum Ableben seines Vaters und das Leben danach zu schildern: „Ja, ich weiß, es ist besser für ihn, wie es jetzt ist/Doch es tut so weh, dass er für immer weg ist“, so lautet eine Zeile, die sich besonders ins Gedächtnis einbrennt. In Komposition mit den bewegten Bildern von Leigh Lisbão Underwood eine qualvolle Angelegenheit – und auch wenn sich ein bestimmter Poetry-Slam-Charakter nicht verneinen lässt: Das ist ebenso unangenehme wie große Kunst.
„TUA“ erscheint am 22.03.2018.
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