„Ich bin nicht sonderlich neugierig, ich spreche nicht gerne mit Menschen und hasse es generell in der Öffentlichkeit zu stehen“ – ein Satz, den man nicht aus dem Munde Visa Vies erwartet. Der Kontext ist hier bestimmend, stammt der Satz zwar von ihr, bezieht sich aber auf eine von ihr geschaffene Figur: Die Charakterbeschreibung ist nämlich ein Auszug aus ihrem neuen Projekt „Das allerletzte Interview“. Seit dem 19. Juni hat die Berlinerin mit diesem Krimi-Hörbuch nun auch offiziell zwischen den Autor*innen Platz genommen. Doch während ihre Protagonistin Clara erst einmal mit der Musikwelt umzugehen lernt, ist Visa Vie schon lange ein fixer Bestandteil im deutschen HipHop-Kosmos.
Visa Vies Werdegang in der HipHop-Welt lässt sich bisher in drei Kapitel teilen. Die ersten Schritte ins öffentliche Rap-Bewusstsein setzt sie 2008, als sie sich gegen 50 Bewerber durchsetzt und den Rapcontest der Graffitibox Summer Jam gewinnt. Danach folgen das Debütalbum „Die neun Todsünden“ und einige Auftritte. Nebenbei schon als Moderatorin für den Radiosender Kiss FM tätig, führt sie ab 2010 Videointerviews bei 16bars.de. Als Teil und Gesicht des Onlinemagazins wird sie zu einer der wichtigen Akteurin im deutschen Musikjournalismus.
2010 erhält Visa Vie den Axel-Springer-Preis für junge Journalisten für eine herausragende Leistung im Hörfunk, ihre Moderation von „RAPutation“ wird 2013 mit dem europäischen Online-Medienpreis für Integration, „CIVIS“, ausgezeichnet und verschafft ihr eine Nominierung für den Grimme-Online-Award. Nach einem halben Jahrzehnt beendet Visa Vie schließlich die Zusammenarbeit mit 16bars.de und führt ein letztes Interview mit Sido (ihr erstes Interview war ebenfalls mit Sido), um 2015 ihr eigenes Format „Zum Goldenen V“ zu starten. In den zum Teil mehrstündigen Interviews sind aber nicht nur Rapper wie Samy Deluxe, Eko Fresh oder Karate Andi zu Gast, sondern auch Musiker*innen wie Jennifer Weist, Olli Schulz oder die YouTuber Y-Titty.
Rappen sieht man Visa Vie schon länger nicht mehr, höchstens mal bei einem DJ-Gig greift sich zum Mic. Die Videointerviews haben auch langsam ausgedient. Zwar werde es immer wieder welche geben, doch nicht in regelmäßigen Intervallen, wie sie vor Kurzem gegenüber rap.de bestätigte. Von der Rapperin zur Moderatorin sowie Journalistin – und jetzt steht erstmal die Autorin am Programm: „Es ist mein größter Traum, davon zu sprechen, dass ich weiter Hörbücher schreibe. […] Wenn ich es mir aussuchen könnte – daneben noch eine Radiosendung. […] Ein paar Mal im Jahr noch auflegen – dann wäre mein berufliches Leben perfekt.“
Zumindest ein Drittel davon erfüllen wir. Visa Vie wird am 29. Juni bei der Aftershow unserer 21-Jahr-Geburtstagsfeier in der Grellen Forelle auflegen. Tickets gibt’s hier.
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