Als er 1997 THE MESSAGE gründete, hatte er gar keine…
James Hunter ist ein stiller Zeitgenosse. So wird er zumindest von seinen Kollegen beschrieben. Wenn er aber etwas von sich gibt, dann meist durchtränkt mit trockenem britischem Schmäh. Seiner Musik liegen die meisten seiner Kollegen dafür zu Füßen.
Der in England geborene Hunter fing sich bereits in früher Kindheit das R’n’B-Fieber ein und er tingelte danach längere Zeit in den Bars und Clubs Londons herum, wo er auch seine ersten Releases präsentierte (1996). Wie die Geschichte es eben so will, erhascht er die Aufmerksamkeit von Van Morrison, mit dem er in weitere Folge tourt und zusammenarbeitet. Es folgen diverse Features auf Van-Morrison-Platten und Hunter beschließt nach Amerika zu ziehen.
2006 erscheint „People Gonna Talk“ und es kommt aus demselben East-London-Studio, in dem auch die White Stripes „Elephant“ aufnahmen — und dieselbe analoge Authentizität verbirgt sich hinter den Aufnahmen. Die analoge Lesart ist neben seiner Stimme ein Markenzeichen – in einer Zeit, in der wenige analog und One-Take aufnehmen. Das Rezept ist einfach und erprobt: James Hunter und seine Band im Studio, keine Kopfhörer, 16 Spuren. Die pure Energie und Lust an der Musik. „People Gonna Talk“ wurde schließlich für den Grammy nominiert und die Kurve ging weiter nach oben. Es folgte ein bemerkenswerter Release („Hard Way“, 2008) und – eh klar – heftiges Touren.
Bedenkt man Hunters Art aufzunehmen und seinen Sound, so kommt man zu der Überzeugung, dass es eigentlich nur ein logisches Label für seine Musik geben kann: Daptone Records. Es scheint, als wäre diese logische Verbindung wie in einem Hollywood-Schinken künstlisch in die Länge gezogen worden, damit das Happy-End noch kitschiger wirkt.
„Hold on!“ ist James Hunters Debüt-Album auf dem legendären New Yorker Label Daptone und die zweite Zusammenarbeit mit dem Produzenten Bosco Man. Und es scheint wie Liebe auf den ersten Blick. Die so prägnanten Horn-Sätze treiben den Groove vor sich her, die Gitarre ist on fire und wenn man es nicht besser wüsste, würde man meinen, Ray Charles und Sam Cooke stampfen da oben im Himmel hart mit, wenn die Rhythmen der James-Hunter-Six rollen. Egal ob bei langsameren Nummer oder richtigen R’n’B-Brettern, das stimmt eigentlich fast alles. Hunters Stimme vermischt sich mit dem Sound der Band, man spürt die Dynamik und den Vibe der Aufnahme förmlich durch die Boxen.
“The great thing about working with Gabe is that he can get our tunes on tape exactly the way I heard them in my head when I was writing them,” erklärt Hunter auf seiner Webseite. “It’s a rare thing when a producer knows what you’re going for before you’ve told him. It’s good to be associated with a record company that ‘gets’ us.” Die Liebe bleibt aber nicht unerwidert: “In today’s R&B world, littered with retro-soul cronies, ear-twisting melisma, and hollow affectations, James has a voice that stands out not only for its natural beauty and grit, but for its honesty. His songwriting shares the masterful architecture and the inspired creativity of Smokey Robinson, each rhyme and rhythm crafted meticulously, somehow twisting familiar themes into unfamiliar new shapes,” meint der US-amerikanische Produzent Bosco Mann.
Fazit: Auch wenn der Platte die richtigen Smash-Hits fehlen ein herausragendes Release, denn es geht um den Sound. Hier stimmt jedes Detail: der Sound, die Lyrics, nur das Artwork fällt im Vergleich zu anderen Covers des Labels leider ab.
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Als er 1997 THE MESSAGE gründete, hatte er gar keine Ahnung, was da alles auf ihn zukommen würde. Als Fotograf überlässt er lieber Berufeneren das Schreiben. Dafür fragt er gerne nach. Nur in seltenen Fällen haut er selbst in die Tasten. Aber da muss schon viel passieren. Einfach lieber am Auslöser