Now Reading
21 Years The Message Magazine // Review

21 Years The Message Magazine // Review

Schon wieder ein Geburtstagsfest von The Message! Nachdem unser 20-jähriges Jubiläum im vergangenen Juni erfreulich verlaufen ist, haben wir heuer erneut in Kooperation mit Beat The Fish ein abwechslungsreiches Line-up mit einem Haufen an Live-Shows und DJ-Sets zusammengestellt. Der Start des Ananas-Festtages erfolgt mit einem Dreistil-Freestyle-Battle in der Kitchen, dem kleineren der zwei Floors der Grellen Forelle. Da die Besucher trotz des mäßigen Wetters erst schleppend eintrudeln, bekommt das Turnier nicht die verdiente Aufmerksamkeit. Spaßig ist es trotzdem. Das Finalduell bilden wieder Fate One und Der Böse Wolf, der sich auch dank seiner emotionalen Punches in einer humoristischen The Message-Hate-Spezialrunde für die letztjährige Niederlage rächen kann. Der notorische Schuhhasser sieht sich folglich mit einem erbattlelten SneakerGallery-Gutschein konfrontiert.

Weiter geht’s am Mainfloor. Den Opener für die Live-Shows mimt Edwin, also ausnahmsweise Gentleman’s first. Er zieht die ersten Gäste im Inneren der Forelle ganz in seinen Bann und umhüllt mit viel Wiener Liebe. Er „Weiss“ eben. Neben einer guten Dosis „Kokosbusserl“ präsentiert er das ein oder andere Schmankerl seiner nächsten EP, die, wie er bestätigt, im August erscheinen soll. Die Tracks sind zum Teil zwar noch nicht veröffentlicht, das Publikum zeigt sich dank der repetitiven Refrains aber sehr schnell textsicher. Zurück von der Bar, vom Pizza essen oder einfach einer kleinen Rauch-/Verschnaufpause im Außenbereich, beginnt sich der Mainfloor allmählich zu füllen. Es folgt Hunney Pimp, die als Support Hinterkopf mitgenommen hat. Nach einigen Nummern aus „Schmetterlinge“ sowie ihrem ersten Debüt-Tape „Zum Mond“ zeigen sich die beiden derart vom Vibe des vorigen Battles angesteckt und wollen deshalb „amoi realen Rap liefern“. Das kann Hunney Pimp aufgrund ihrer Boombap-Vergangenheit unter dem Namen Maddah Rah sowieso, dennoch klingt die als „schnellstes Set meines Lebens“ angekündigte Performance überraschend fresh.

Auch Ali Capone, Moderator des Abends, ist sichtlich überwältigt von Hunney Pimps Leistung, also „so wirklich, oida!“ Aber von durchaus anderer Sozialisation geprägt, will er uns nicht vorenthalten, was in seiner Welt als Rap gilt. Hierzu holt er sich schnelle Unterstützung vom „Simmeringer Glotzntiak“ Esref. Im Gegensatz zur derzeitigen Cloudrap-Vormacht ein Mini-Flashback zur Rap-Dominanz härterer Spielarten. Nach dem unterhaltsamen Inzermezzo sorgt Jace von der Flavour Gang für einen Szenenwechsel. Seine Trapbeats bringen die Grelle Forelle regelrecht zum Beben. Der Hamburger ruft deshalb zum ersten Moshpit des Abends auf, der sich aber schnell wieder im reinen Springen auflöst.

Mit T9 betritt der nächste Act die Bühne. Wer die beiden kennt, weiß um die Einzigartigkeit, die der Musik innewohnt und live erst recht seine volle Wirkung entfaltet. „Assoziationsketten und Worthülsenfeuerwerke“, die sich durch die drei gemeinsamen Alben – aber auch Tracks wie „High Life“ mit Scarf Face – ziehen und die vergleichsweise textsichere Crowd sichtlich begeistert. Ein besonderes Highlight ist auf jeden Fall auch die Neuinterpretation von „Taschentuch“, dessen Beat auch von Torky Tork produziert wurde und in Kombination mit Doz9s Flows ungewohnt, aber dope klingt.

Jugo Ürdens und EINFACHSO sorgen nach den sperrig-fetten T9-Sounds für leichtere Kost. Mit Unterstützung von Frechdachs DJ Ryno an den Decks sorgen die beiden zur Abwechslung nicht oberkörperfrei auftretenden Lokalmatadoren für eingängige Sounds und weitgehend unbekümmerte Themen. Die FuturesFuture– und WG-Kollegen heizen in gewohnt energischer Manier ein und werden von einer mitspringenden, teils auch brav mitgrölenden Crowd unterstützt. Als Highlights ihrer Show kristallisieren sich neben altbewährten Tracks wie „Trainer“ oder „Diesdas“ vor allem das grim(m)ige „Hool“ sowie die Techno-Ausflüge der frisch geschlüpften „UDTZ UDTZ“-EP von EINFACHSO heraus.

Anschließend übernimmt Eunique. Die Hamburgerin veröffentlichte in diesem April ihr hochgelobtes Debütalbum „Gift“, aus dessen Werk sich ihre heutige Setlist zusammensetzt. Trotz des Daseins als Rookie agiert Eunique auf der Bühne, gekleidet im olivgrünen Militäranzug, souverän, Playback-Unterstützung beschränkt sich nur auf die Hooks. Bemerkenswert ist der Publikumssupport in den ersten Reihen, rappen die sich dort befindlichen Fans nicht nur Tracks wie „Genau so“, „040“ oder „Lila“ lautstark mit, sondern verbreiten mit Fahnen bewaffnet gar ein bisschen Ultra-Flair. So geht’s eben ab im „Kobra-Militär“. Neben ihrer überzeugenden Bühnenpräsenz gefällt Eunique auch durch ihre Interaktion mit dem Publikum. Beispielsweise lässt sie wissen, dass sie aufgrund einer Freundin schon einige Male in Wien war und auch Einblicke in das Clubleben bekam. Wirkt alles grundsympathisch und ist ein großes Versprechen für die Zukunft.

See Also

Bevor Lex Lugner, Visa Vie, Brenk, Clefco, Bad & Boujee und Co mit einer ausgedehnten Aftershowparty die Tanzbeine wirksam herausfordern, liefert Ahzumjot ein würdiges Rap-Finale. Der Hamburger, der bereits 2016 bei seiner Wien-Show mit Lance Butters sein hohes Live-Potenzial andeuten konnte, kann bei unserem Geburtstag nahtlos daran anknüpfen. Ausgestattet mit guter Laune und pointiertem Flow – das verdeutlicht sich trotz seiner mit Autotune aufgemotzten Stimme schnell – legt er den Fokus auf weitgehend introspektiv gehaltene, sphärische Trap-Banger aus seiner kürzlich erschienen Album-Playlist „RAUM“. Das kleine Manko der überschaubaren thematischen Bandbreite kann Ahzumjot mit einem charismatisch gehaltenen Auftritt und einer starken Bühnenpräsenz wettmachen. Er ist merklich der routinierteste Live-MC des Abends. Besonders gut bleiben die Tracks „IHEOA“, „Milch“ sowie das abschließende A cappella in Erinnerung. Die Stimmung in der mittlerweile bestens gefüllten Forelle erreicht ihren Höhepunkt – der Übergang zu den hochkarätigen DJ-Sets gelingt perfekt.

 

Abschließend möchten wir uns bei allen Künstlern und Künstlerinnen – aufgrund der hohen Anzahl an Acts finden hier nicht einmal alle namentlich Erwähnung – und den zahlreich erschienenen Besuchern bedanken, die den Ananas-Festtag zu einem besonderen Erlebnis gemacht haben. An dieser Stelle auch ein Big up an Beat The Fish, die unser Geburtstagsfest wieder einmal fein arrangiert haben.

Fotos von Matthias Schuch, Niko Havranek, Alexander Gotter & David Lindengrün.