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Ein bisschen Klassenkampf mit Kontra K: „Warnung“ // Video

Ein bisschen Klassenkampf mit Kontra K: „Warnung“ // Video

Kurz nach Ende der großen Feierlichkeiten zum 200. Geburtstag von Karl Marx bekommt auch der Deutschrap-Mainstream etwas vom Wind des Klassenkampfes ab. Dafür verantwortlich: Kontra K mit seiner neuen Video-Single „Warnung“.

Das kommt unerwartet, stand die bewegende Lyrik des Berliners bisher eher im Verdacht, Polizeischülern beim Bewältigen ihrer Sportprüfung zu unterstützen und sich ganz den Mechanismen des Neoliberalismus zu verschreiben, als das Proletariat zur Befreiung aus seinen Ketten zu motivieren. Aber das geschieht in „Warnung“, wo es heißt: „Für die Schwachen sind wir harmlos/Aber kommen in der Nacht und nehm’n den Banken alles weg/Das ist sicher keine Warnung/Aber der liebe Vater Staat war schon immer kriminell/Für die Schwachen sind wir harmlos/Denn wir rauben nur die Bunker von den reichen zehn Prozent“. In Kontra K schlummert also ein Revolutionär.

Das Video zum Track wurde von Shaho Casado passenderweise in Russland, überwiegend in Moskau, gedreht. Darin setzt Casado auch die 13 Bronzeskulpturen „Children Are the Victims of Adult Vices“ von Michail M. Šemjakin stimmungsvoll in Szene, die sich in einem Park am Moskauer Bolotnaya-Platz, hinter der britischen Botschaft, befinden. Diese Skulpturen stellen verschiedene Laster von Erwachsenen, wie Alkoholismus, Sadismus, Drogensucht und Prostitution dar, die Einfluss auf das Leben von Kindern nehmen.

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Aber der Star des Videos ist natürlich Kontra K selbst, der allerdings wieder einmal auf tierische Verbündete zurückgreift. Ein Spaziergang mit einem Bären im Schnee, das hat schon eine gewisse Wirkung. Mit ähnlich hohem Testosteronspiegel endet das Video zu „Warnung“, indem Kontra K ein paar folkloristisch inspirierte Tanzschritte zum Beat von The Cratez hinlegt – und zwar in der prunkvollen Moskauer Metro-Station Kiewskaya, unter den Augen eines Lenin-Mosaiks. Der beispielsweise mit „Man beurteilt einen Menschen nicht danach, was er über sich spricht und denkt, sondern nach seinen Taten“ (in „Materialismus und Empiriokritizismus“, 1908) auch Aussagen tätigte, die so eins zu eins aus einem Kontra-K-Song stammen könnten. „Warnung“ befindet sich auf dem kommenden Kontra-K-Album „Sie wollten Wasser doch kriegen Benzin“, das am 24. Mai erscheint.