Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
Eine rekordverdächtige Anzahl an Releases bot die verflixte 13. Kalenderwoche, die vielleicht ereignisreichste der österreichischen HipHop-Geschichte. Da halbwegs nachzukommen wird für uns zur großen Herausforderung. Neben Svaba Ortak – ein separater Artikel zu seinem Album „Eva & Adam“ folgt in den kommenden Tagen – haben einige weitere altbekannte Musiker am 29. März neue Alben beziehungsweise EPs veröffentlicht, obendrein sind einige Videos erschienen. Aus Zeit- und Ressourcengründen können wir diesmal nur eine begrenzte Auswahl von Visualisierungen abdecken. Nebenbei sei als Nachtrag erwähnt, dass kürzlich das Video zum durchaus überzeugenden Auftritt von Fate bei seinem jüngsten A-capella-Battle auf der deutschen Plattform DLTLLY erschienen ist.
DRK Poet & Digga Mindz – Katharsis
Wie in den vergangenen Monaten durch „90 Prozent“, „Kulturgeschehen“ oder die „Split-Single „Donnerfaust/Stich der Tarantel“ angekündigt, treffen auf der „Katharsis“-LP mit DRK Poet & Digga Mindz zwei der lyrisch angriffslustigsten österreichischen Rapper aufeinander. Während sich DRK über weite Strecken in bewährter Lord-Leichenberg-Manier gibt und seine Parts durch Gewaltfantasien und brutale Metaphern geprägt sind, ergänzt Digga Mindz mit amüsanten, inhaltlich teils ausgereifteren Texten. Neben viel Battle-Ästhetik dringt auf einzelnen Tracks wie „DMT“, „Alltagsgeschichten“ oder „Tagträumer“ auch eine selbstreflexive Komponente mit dem kathartischen Grundgedanken entsprechenden Thematiken durch.
Sämtliche Produktionen gehen auf die Kappe von Digga Mindz, der ein weiteres Mal seinem Ruf als einer der versiertesten Produzenten Österreichs gerecht wird. Seine Boombap-Beats haben einen hohen Wiedererkennungswert, die Arrangements erscheinen im Vergleich zu früher noch eine Spur runder. Viel mehr überrascht es beim „Producer on the mic“, dass er auf Rap-Ebene deutlich zugelegt hat und die früher teils hektisch anmutende Delivery einem abgebrühten und smoothen Flow weicht, der den Lines gerechter wird. Mehr zum Album erzählen die beiden Wahlwiener im Interview. Am Samstag, 06. April, folgt die Releaseshow in der Fluc Wanne.
Average – Pont
Seit vielen Jahren zählt er zu den am meisten geschätzten Rappern Österreichs und dennoch muss sich Average vorwerfen lassen, mit Anfang 30 noch kein (Solo-)Debütalbum vorweisen zu können. Daran ändert auch die Ende März erschienene „Pont“-EP nichts, mit der der Tontraeger-MC seinem ersten Longplayer aber immerhin ein gehöriges Stück näher kommt. An diesem werkelt er bereits seit ein paar Jahren, der Anspruch an sich selbst ist offenbar hoch. So hat Average bereits einige Tracks aussortiert, von denen sieben auf der EP gelandet sind. Im Herbst soll ein zweiter Teil von „Pont“ folgen, das langersehnte Album dann 2020.
Auf Französisch bedeutet „Pont“ Brücke. Diese möchte der Wahlwiener zwischen aufpolierter Oldschool- und teils autotunegetränkter Newschool-Ästhetik bauen, seine Tracks sind vor allem von französischer Rap-Ästhetik und auf lyrischer Ebene von der Linzer Lyricism-„Schui“ geprägt. Zumeist drehen sich die Texte um zwischenmenschliche Agenden, die Average realitätsnahe aufarbeitet. Das gilt neben einigen vorab erschienenen Singles wie dem packenden Storyteller „1 Uhr 30“ auch für das Liebeslied „Blind“ sowie „Flugmodus“, wo er gemeinsam mit Appletree über in die Brüche gegangene Freundschaften sinniert. Die Beats stammen aus dem erweiterten Umfeld – Kayo(nardo), Roleee Solo, Flip, Concept, Fid Mella, Akinyemi und DJ Kapazunda haben je einen beigesteuert. Insgesamt eine stimmige Angelegenheit, die Vorfreude auf weitere Average-Releases macht.
Soia – Where Magnolia Grows
Mit „Where Magnolia Grows“ ist kürzlich auch das dritte Album von Soia erschienen. Für den Titel ließ sich die Wiener Sängerin im Südafrika-Urlaub von einer Magnolia Road in der Nähe von Kapstadt inspirieren. Beschreiben will sie damit einen fiktiven Ort, der zum Wohlfühlen animiert. Passend, zumal sich Soia inhaltlich der Selbstliebe, dem Selbstschutz und der Abgrenzung von Dingen, die der Selbstverwirklichung im Weg stehen, widmet.
Die neun mit ihrem langjährigen Stammproduzenten Mez aufgenommenen Tracks fallen im Vergleich zum Vorgängerwerk „H.I.O.P.“ eingängiger aus, ein starker Soul- und Boombap-Charakter bleibt erhalten. Dass Soia auf der Singleauskopplung „Run With Wolves“ sowie zwei weiteren Tracks erstmals mit dezent hochgepitchter Stimme zu hören ist, überrascht ob ihrer schon in natura feinen Gesangsqualitäten. Mit der Dosis haben es die beiden glücklicherweise nicht übertrieben – verzerrt klingt alles noch catchiger, für Abwechslung ist gesorgt. Mehr zum Album, das über das Münchner Label Beat Art Department erschienenen ist, erzählt Soia im Interview.
Ebow – K4L
Ebenfalls erschienen ist das neue Album von Ebow. Auf „K4L“ aka „Kanak 4 Life“ legt die in Wien wohnende Münchnerin den Fokus auf diverse Communities – wie der Titel verspricht, spielt der Umgang mit der migrantischen Identität sowie ihren sprachlichen Ausformungen eine große Rolle. Dabei geht sich teils ziemlich plakativ vor, wie nicht nur die titelgebende Empowerment-Hymne oder „AMK“ zeigen, wo die Rapperin gegen jene Almans wettert, die sich auf kultureller und sprachlicher Ebene notorisch bei Migranten bedienen. Gänzlich von Walter P99 arke$tra produziert, verschmelzen auf den 14 via Problembär Records erschienenen Tracks trappige Sounds und RnB-Vibes.
Ruhiger und weniger politisch aufgeladen lässt es Ebow etwa auf der jüngsten Singleauskopplung „Butterflies“ zugehen. Textlich der queeren Community gewidmet, sorgt sie für eine gute Ladung Emotionalität und Flowerpower-Vibes. Nach dem feministisch geprägten „Schmeck mein Blut“ hat es Ebow für die Visualisierung erneut nach Berlin verschlagen.
Monobrother – Solodarität
Am 12. April ist es auch bei Monobrother und seinem neuen Album „Solodarität“ so weit. Höchste Zeit also, um nach der Grätzl-Bestandaufnahme „Stuwerboy“ mit einem weiteren Vorboten einzustimmen. Auch auf dem Titeltrack gibt er sich als Alltagspoet, mit abermals scharfzüngigen Beschreibungen kann er seinen Ruf als lyrischer Kapazunder unterstreichen. Diesmal widmet er sich auf einem Beat von Testa eisernen Karrieristen, Geltungsvolltrunkenen und sonstigen Vertretern der hiesigen Ellbogengesellschaft: „Lynch deine Nächsten und spuck erna ins Gsicht, für a Platzerl an der Sun, die kane is/und der Schorschi hat dem Schurli grod des Nosnbaa zalegt, vermutlich wegen Solodarität.“ Im „Reich der Mitte“ kann es schließlich nicht nur Gewinner geben – und der Rest kann sich ja immer noch an der „schöpferischen Kraft der Konkurrenz“ bereichern. Das zeigt sich auch im dazugehörigen, von Munson Prdct produzierten Video. So dominieren beim Sesseltanz im Liesinger Kulturzentrum F23 Nächstenhiebe, Haxlstell-Aktionen und Spuck-Einlagen.
Soulcat E-Phife & Mono:Massive – Flaunt it
Während wir in Form der Reihe „Dope Women“ explizit über talentierte weibliche Acts mit aktuellen Releases berichten, sorgt der deutsche Blog Mona Lisa mit „365 Female MCs“ für ein noch umfangreicheres Pendant. So werden monatlich dreißig Rapperinnen aus aller Welt vorgestellt, der kürzlich erschienene sechste Teil vollendet die erste Halbzeit des vergangenen November gestarteten Formats. In der jüngsten Ausgabe ist auch die Wienerin Soulcat E-Phife vertreten, in diesem Rahmen ist auch ein Video zu „Flaunt It“ aus ihrer frisch erschienenen, von Mono:Massive produzierten EP „Prepare for Warefare“ erschienen, das als Hommage an die MTV-Musikvideo-Ära der 1990er-Jahre dient. Mehr zur EP folgt im nächsten Austro Round-up.
Kellerkinder – Ur
Im kürzlich erschienenen Video zu „Himmelgrau“ noch mit einer Mercedes-Limousine ins Burgenland unterwegs, cruisen die Mariahilfer Kellerkinder Bibiza & Multi in der Visualisierung von „Ur“ in der weit weniger eleganten Peugeot-Mini-Kastenkraxn durch die Stadt. Trotz vermutlich fehlender ESP-Ausstattung präsentieren sie sich auf dem treibenden, selbstgebastelten Beat ungebrochen stabil. Auf die im März erschienene Crew-EP „Keller_01“ folgt in Kürze die Bibiza-Solo-EP „COPYPASTE“, die für 12. April angekündigt ist.
Matho feat. Rico Belafonte – Ajde / On y va
Eine spannende sprachliche Melange gibt es bei Matho, einem Wiener MC mit französischen Wurzeln. Zusammen mit Rico Belanfonte gibt es nun die dritte Single „Ajde / On y va“ aus seinem bald erscheinenden Projekt. Der Beat ist durchaus tanzbar und bietet eine Mischung aus Rap und Dancehall, textlich kann sich das Ganze gut sehen lassen. Matho bleibt über der Gürtellinie, weckt beim Hörer die Lust auf den kommenden Sommer und den nächsten Urlaub. Für das Video haben sich die beiden eine Auszeit am Meer gegönnt – da könnte man ja fast schon neidisch werden. – Max Cornelius
Moneyboy – Shooting Stars
Skrrrt, skkrrrrt. Moneyboy aka Mbzeey aka YSL Know Plug aka Lil Young aka Pineapple The Fruit Dude ist wieder zurück im Gebäude und holt euch die Sterne vom Himmel, blacka blacka. Chillend am Block mit Homies wie dem GUDG-Member Spinning 9 präsentiert sich der Boy in alter Frische. Auf einem Beat des US-Produzenten BlackMayo rappt er über die Trap, Guns, Drugs und Bitches. Auf welchem bald erscheinenden Machwerk des Mixtape-Königs das Brett letztlich landen wird, ist noch nicht klar – bis dahin muss man sich wohl mit den zuletzt erschienenen Tapes „Mafia Material“ und „Mann unter Feuer“ zufrieden geben.