Sundaze ist ja aktuell omnipräsent, gerade wenn es darum geht, alt gediente US-Größen nach Wien zu holen, doch so gezogen wie Redman hat wohl kaum einer zuvor. Die Arena-Halle war voll, d.h. 500-600 HipHop – Affine wollten es wissen: und zwar was den noch von Reggie Noble, genau 20 Jahre nach seiner Kür zum „Rap Artist of the Year“ im „The Source“, zu erwarten sei.
Die Arena selbst war schon Schauplatz manch denkwürdiger HipHop Konzerte, der Eindruck, dass die Betreiber des ehemaligen Inlands-Schlachtshofes übermäßig glücklich über die damit verbundenen BesucherInnen sind, hat sich bis jetzt nicht einstellen können. Aber immerhin man begegnet einander in friedlicher Ignoranz. Auch das Arena-Beisl sieht sich gezwungen musikalisch auf die etwas eigenwilligen BesucherInnen zu reagieren, die der Gitarre gar so wenig abgewinnen können, was die hauseigene Musikabteilung jedes mal aufs Neue in ein programmatisches Dilemma zu stürzen scheint. Lösung ist wie immer der fast vergessene Judgement Night – Soundtrack. Ein Machwerk auf dem sprungfreudige HipHop-Crews wie Onyx, Cypress Hill und House of Pain mit diversen Rockformationen kombiniert wurden. Musikgeschichte hat das nicht geschrieben. Das Arena Beisl hat der Soundtrack jedoch von ihrem Dilemma befreit, und so wird mittlerweile seit über zwanzig Jahren , quasi als Kompromiss der Subkulturen, Stunde für Stunde, Jahr für Jahr die Judgement Night zelebriert.
Masta Ace hat in den letzten Jahren schon diverse Bühnen in Wien gerockt, und mittlerweile eine recht begeisterungsfähige Anhängerschaft gewonnen. Wie immer teilt sich Masta Ace zunächst die Bühne mit eMC-Kollegen Stricklin, der nicht nur den Hype-Man gibt, sondern auch eigenes Material performt. Die langjährige Zusammenarbeit zwischen beiden hat gefruchtet, und wie immer liefern beide einen mehr als routinierten Auftritt ab. Beide kennen ihr Publikum auswendig und die Interaktion funktioniert reibungslos. Masta Ace legt den Fokus seiner Show auf Material aus den 2000ern. Neben seiner neuen Platte Son of Yvonne -ein Konzeptalbum mit MF Doom- das Masta Ace´ Mutter gewidmet ist, wird dabei vor allem auf Material von Disposable Arts und A Long Hot Summer zurückgegriffen, mit denen Masta Ace noch einmal ein unerwartetes Comeback gelungen ist. Zu Beginn werden jedoch auch ein paar ältere Klassiker eingestreut. Die Mitte der Show gehört dann aber Wordsworth, der das Tempo noch einmal ordentlich beschleunigt, bevor Masta Ace schließlich mit Beautiful und Take a Walk in die Zielgerade einbiegt. Wie immer ist es ein Volksfest Masta Ace samt Kollegen in Wien begrüßen zu können. Auf nächstes Jahr !
Nach eMC übernahm Ready Roc, ein Künstler von Redmans’ „Gilla House“, eine ähnliche Rolle wie zuvor Stricklin, als Hype-Man, der auch seine eigenen Tracks präsentierte. Als Redman dann die Bühne betrat, zückten die ersten Reihen in der Halle fast ekstatisch ihre i-Phones und Handys, um ihre Nacht mit Redman filmdokumentarisch festzuhalten, ganz nach dem Motto des Redman-Evergreens „Tonight’s da Night“. Die Einführung in die Show mit Tracks von den neueren Alben war darum bemüht, die Crowd mal auf Betriebstemperatur zu bringen für den Hauptteil. Mit House of Pains „Jump around“ eröffnete er dann jenen Part, den die meisten Anwesenden herbeigesehnt hatten. Es folgten die Klassiker Time 4 Sum Aksion, Tonight’s da night und vom Muddy Waters – Album Whateva Man. Nach einer Nose- und/oder Chin – Scratch – Einlage von DJ Dice droppte Redman How High 2. Das ließ sich ja ganz gut an, endete aber dann abrupt in einem uninspirierten Freestyle über das Instrumental von „The Message“, wo es darum ging, ein „bag of weed on the floor“ zu finden.Endgültig den Schwung rausgenommen hat Redman dann als er das allseits beliebte Oooh … zwar anstimmte, aber statt der Weiterführung dieser HipHop – Hymne gab er einer der neueren Nummern mit Ready Rocc Sour Deezal den Vorzug. Dann versuchte er zwar nochmal eine Wende herbeizuführen mit I’ll be dat und Da Rockwilder, was aber danach folgte war vor allem Promotion in eigener Sache, die mehrmals verlautbarten Ankündigungen zu „Blackout 3“ und „Muddy Waters 2“, und/oder „Hey hoo…“ – Ansagen und ähnliches in dieser Richtung. Trotz Muttertags sparte der Funk Doc nicht mit „m..f..“ – Anzüglichkeiten, und wieder stellte sich die Frage, warum gerade die Mütter immer wieder herhalten müssen. Sexistische Ausfälle bei Redman kamen auch nicht zu kurz: nachdem er wieder einmal das „m..f..“ – Wort bemühte, seine Fellows dazu ermunterte, wie Hunde zu heulen gab er schlußendlich noch zu Protokoll und den „Ladies“ den persönlichen Ratschlag mit auf den Weg: „a clean p…y is a plus“. Das Ende der Show widmete Redman dann seiner Liebe zu HipHop, und zwar mit seiner Interpretation des Sugarhill Gang – Hits“Rappers Delight“.
Obwohl Red sichtlich darum bemüht war, die Crowd miteinzubeziehen und mit einem spektakulären „stagedive“ zum Ende der Show hin seine sagenumwobenen Live-Performer Qualitäten zu unterstreichen suchte, konnte er nur phasenweise mitreissen. Dies lässt sich vor allem auch deshalb konstatieren, weil Masta Ace mit seiner Show zuvor zeigte, „wo der Bartel den Most herholt“. Im Gegensatz dazu gestaltete sich bei Redman die Interaktion mit den Fans eher als eindimensional, er war viel stärker darauf aus, Stereotypen und Plattitüden bestätigen zu wollen, die von ihm erwartet wurden. Masta Ace zeigte sich auch aufgrund seines smarten Umgangs mit dem Publikum Redman in vielen Belangen überlegen. Nach dem Konzert wurden die Schotten ziemlich schnell dichtgemacht und auch wir sagen: Gute Nacht …
Review: Stefan Anwander & Ferdinand Redl
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