"The hardest thing to do is something that is close…
(AON Records/VÖ: 13.9.2013)
Was kann man von einem Rapper erwarten, der sein Album „BB.U.M.SS.N.“ (übrigens ein Akronym für „Boombapisch ultraanemisch melodischanaboler Straßenscheiß, Nuttööö“) nennt? Anscheined einiges, wenn dieser a) SSIO heißt und b) aus dem AoN-Camp kommt. Denn der Bonner Rapper gehört, wie schon auf dem Mixtape „Spezial Material“ zu erkennen war, zu den spannendsten Protagonisten einer neuen Generation von Straßenrappern, welche eher auf Boombapbrettern der Marke Figub Brazlevič als auf „verdammten Glockenbeats“ ihre lyrische Weisheiten zum Besten geben. Wie fresh das klingen kann, zeigten schon Vorabsingles wie „Nuttööö“ oder „Unbekannter Titel“ – doch wie sieht es auf Albumlänge aus?
Kurze Antwort: ähnlich stark. Denn was SSIO hier abliefert, ist Straßenrap in Reinform. Keine Songs für die Clubs oder die Ladys, kein peinliches „meine-Freundin-hat-mich-verlassen-ich-will-sie-doch-wieder-zurück (*wein*)-Geschwafel, sondern straighter Rap in die Fresse (pardon), der richtig fresh auf Beats, die manchmal sogar in den G-Funk abdriften, klingt. SSIO und seine Produzenten halten das hohe Niveau durchgehend aufrecht, sodass es auf dem Album kaum Schwächen zu vermerken gibt. Die Features fügen sich meist gut in das Geschehen ein, allerdings merkt man deutlich, dass SSIO hier der Babo ist und mit seinem Flow niemand so leicht mithalten kann – eigentlich hätte es, bis auf die obligatorischen Homiefeatures, keine weiteren Gastbeiträge gebraucht. Thematisch, wie gesagt, ist das Ganze etwas monoton gehalten: Sex, Gras (rauchen und verticken), und sonstiger Straßenkram – aber SSIO weiß, wo seine Stärken liegen. Und unglückliche textliche Ausflüge in Regionen, in denen der jeweilige Künstler seinen lyrischen Kompass verloren hat, braucht eigentlich auch keiner. Wie heißt es so schön: Schuster, bleib bei deinen Leisten. Und genau das macht SSIO, der allerdings noch außerordentlich humorvoll und locker über die Instrumentals rappt, dass es eine wahre Freude ist und kein Funken von Langeweile aufkommt.
Auf „BB.U.M.SS.N.“ hat eigentlich alles Hand und Fuß, durch das stimmige Soundbild, für das sich unter anderen Gee Futuristic, Figub Brazlevič, Reaf oder Maestro verantworlich zeichnen, wirkt das Album wie aus einem Guss und lässt sich ohne Probleme durchhören. Boombapisch ultranemisch melodischanaboler Straßenscheiß? Definitv. Und eines der besten Deutschrapreleases in 2k13 obendrein.
„Ich häng draußen ab und bums Mädels,
Du welche die von außen starken Jungs ähneln/
Dazu hab ich Weltklasse Kunden
Und kann bald den Bizeps mit Geldbatzen pumpen/
Siehst du wie wir L-Blätter bauen
Und aus Spaß mit ’nem Brett Backpackrapper hauen/
Feiern in grauen G-Star Hosen im Club
Weil wir Jungs sind mit Migrationshintergrund“
(SSIO in „Nuttööö“)
Randnotiz: das Album verfügt über einige der besten Songtitel überhaupt. „Du hast noch nicht mal Kekse zuhause“, „Ein tiefsinniges, sozialkritisches und moralvermittelndes Lied“, „Einbürgerungstest für schwererziehbare Migrantenkinder“. Unfassbar. Wer kann sowas?
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(thomki)
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