Nachdem Ende September endlich Gerards lang erwartetes Album „Blausicht“ erschienen war, hatte man sich viel vorgenommen für die darauf folgende Solotour. Von St. Gallen ging’s über Berlin bis nach Köln und schließlich zum Tourfinale nach Wien: das B72 sollte den „Peek“ (O-Ton Gerard) für den Wahl-Wiener darstellen. Die Rahmenbedingungen waren gut: das Konzert war seit Tagen ausverkauft, das Mitt-Zwanziger-Publikum fand sich zeitig im Gürtel-Lokal ein und aus Deutschland konnte man positives Feedback von den bereits bespielten Spots vernehmen.
Auch der Voract Pimf wusste durchaus zu gefallen: Charmanterweise betonte er seinen erstmaligen Besuch in Wien, flowte souverän und zeigte gleichzeitig Spaß an der Sache. Das Wiener Publikum ging bei Tracks wie „Fata Morgana“ (noch nicht veröffentlicht) und „Auf Achse“ teils artig mit und da der VBT-Rapper ja ein echter „HipHop Fan“ ist, gab es die obligatorische Cypher natürlich noch dazu: Pimf mittendrin im Geschehen, drum herum die eher statische Menge. Insgesamt blieb aber der Eindruck, dass der junge Rapper die Wochen davor schon weitaus größere Bühnen bespielt hatte und dass das Tourfinale kein wirkliches Highlight für ihn war.
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Und dann kam Gerard und legte gleich mal mit dem Intro „Blausicht“ los. Der Beat knallte nur so vor sich hin, stimmlich wirkte der Welser aber relativ schnell angestrengt. „Wie neu“ bildete dann auch einen schönen Übergang, während die Ansagen von Gerard zwischen den Liedern anfangs nicht den zündenden Funken rüberbrachten. Das änderte sich erst gegen Mitte des Konzerts, als bei „Atme die Stadt“ und „Welt erobern“ das Publikum angeleitet wurde, die Hooks lautstark mitzuschreien: Fäuste in die Höhe und gemeinsam diese trickreiche Welt erobern, das gefiel der sichtlich nicht gänzlich HipHop-affinen Crowd. Gerard probierte alles, er sprang, tanzte und nickte wild mit dem Kopf zu den peitschenden Instrumentals, eine wirklich kochende Stimmung machte sich während den Songs trotzdem nicht breit. Man hatte das Gefühl: „mehr gibt’s hier nicht zu holen“. Kräftigten Applaus gab es immer nur zwischen den Tracks, wobei Gerard die gesamte „Blausicht“-Tracklist auspackte und auch „Bereit oder nicht“ vom ersten Album „Rising Sun“ („wofür sich noch kein Schwein interessiert hat“) spielte. Erst gegen Ende entspannte sich Gerard sichtlich, wirkte verspielter und brachte mit „Manchmal“ und „Lissabon“ als Zugabe noch einen runden und emotionalen Abschluss. Dann wurde sich herzlich beim Wiener Publikum bedankt, dafür, dass man den „Independent-Gedanken“ ermögliche und überhaupt der ganzen Tour-Crew Rosen gestreut. Auch wenn Gerards Bühnenpräsenz und die Instrumentals mitsamt dem Drumer Daniel und NVIE Motho unbestrittenermaßen großes Live-Potential aufweisen, geht da sicher in Zukunft noch mehr, also: ein feiner Abend, allerdings ohne wirklichen Abriss.
(NH)
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