Untertitel: „Psychedelic Afro-Rock & Fuzz Funk in 1970s Nigeria“. Der Untertitel sagt es eindeutig besser. Wer Rock – so wie ich – nicht wirklich mag, dem sei gesagt: Das hier ist KEIN typischer Rock. Das geht schlimmstenfalls in die Richtung, die Rockfans eh nie akzeptieren konnten wie Spencer Davis Group oder Traffic oder Santana. Und viel psychedelischer Funk, wie gesagt. Bei öfterem Hören treten auch die afrikanischen, perkussiven Elemente immer deutlicher hervor. Natürlich sind die meisten Songs auch sehr gitarrenlastig, aber kaum einmal in der Richtung, dass sich da einer um der Fingerfertigkeit willen alleine auslässt. Gitarren wie Talking Drums. Und die starken Orgel-Gemälde, die praktisch alle Songs haben, sind sowieso fantastisch. Dele Soshimi, der Ex-Keyboarder von Fela Kuti, sagte mir einmal, die Keyboards wären sozusagen Grundierung und Hintergrund der Gemälde gewesen, vor denen die Bläser und Sänger und hier auch die Gitarren auftreten. Und es ist teilweise total abgefahren, wie viel hier in einzelne Songs gepackt wird: „Odenigbo“ von den Wings fängt wie ein Blues an, wird dann, von polyrhythmischem Drumming unterlegt, eine Art funky Fuji-Sound. Ginger Baker und Fela Kuti machten Anfang der Siebziger ähnliche Musik – und Ginger Bakers Rolle in Nigeria müsste ohnehin noch geschrieben werden. Siehe: http://nigeriaspecial.info/blog/. The Elcados beginnen „Ku Mi Da Hankan“ mit klassischem Juju-Pop, sehr smooth, bluesig-soulful, um dann in ein langes Gitarrensolo, das à la Carlos Santana schier endlos über dem Beat fiebert, überzuleiten, und nach einem weiteren Richtungswechsel wird’s ein soulig-funkiger Orgel-Groove. Das hat alles – abgesehen von Ausnahmen wie Question Mark, die hier mit einem puren Rocksong vertreten sind – letztlich nicht allzu viel mit Rock zu tun. Allein schon der Gesang ist zumeist völlig anders. Eine weitere große Compilation-Leistung von Soundway und Miles Cleret.
Hans Grausgruber
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