Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
Am Valentinstag ist mit Crack Ignaz ein alter Bekannter mit einem neuen Track zurückgekehrt – wir haben bereits gesondert berichtet. Am selben Tag veröffentlichte Edwin mit „Aquarium“ den zweiten Teaser auf sein für Anfang Juni angekündigtes Album. Aus im Jänner erschienenen Werken haben kürzlich Bibiza „F*cked up“ sowie Da Staummtisch „Beatnuts“ visualisiert.
Außerdem fand vergangene Woche der diesjährige FM4–Protestsongcontest statt. Mit Dynomite ist der Gewinner ein oberösterreichischer Rapper mit jugoslawischen Wurzeln. Auf dem Track „1992“ verarbeitete er seine Lebensgeschichte als Flüchtling vor dem Jugoslawienkrieg, setzte ein Zeichen für Menschlichkeit und Inklusion. Auf dem dritten Platz landeten Marie & Ruffian Rugged mit „Tryin‘“, einem gegen das Patriarchat gerichteten Empowerment-Track. Dass Moderator Michael Ostrowski im anschließenden Streitgespräch die Problematik tief verwurzelter patriarchaler Strukturen in Österreich herunterspielte, sorgte für einen mehrerer entbehrlicher Momente des Abends.
Fotos: Philipp Hirsch
Releases
An Exciting Kind Of Average – Vienna V(o)ices
Relativ neu auf der Bildfläche ist An Exciting Kind Of Average. Erst vor rund drei Jahren von São Paolo nach Wien übersiedelt, veröffentlichte der junge Rapper, Produzent und Gitarrist in den vergangenen Monaten mehrere Tracks und Videos. Seit 14. Februar steht mit der „(Vienna) V[o]ices“ auch sein erstes Release zu Buche. Auf smoothen, selbst produzierten Beats reflektiert An Exciting Kind Of Average größtenteils auf Englisch – ergänzt durch einige portugiesische und deutsche Parts und Adlibs – über seinen bisherigen Werdegang, seine Leute, Gefühle und Süchte. Ein beachtliches Debüt, bei dem der Musiker einen Einblick in sein aktuelles Leben verschafft und raptechnisch besonders auf den hinteren Tracks aufzeigt.
Diskoromantik – Gebrochene Herzen EP
Schon vor ein paar Jahren als Duo WSDG aktiv, haben sich HipHop Joshy und Jonas Herz-Kawall nach diversen anderen Projekten zu einer neuen Crew formiert – diesmal als Trio mit dem Produzenten Melonoid. Als Vorgeschmack auf ein angekündigtes Album dient die „Gebrochene Herzen“-EP, die sie gemeinsam mit Nilo von Kopf an Kopf ab aufgenommen haben. Entstanden sind die zwei Tracks mit identer Hook 2018 in einer steirischen Hütte im Wald, quasi als Herzschmerz-Eskapismus mit durchaus berauschten Protagonisten und einer Booth aus Matratzen. Soundtechnisch verlassen die Heiße-Luft-Rapper darauf das gewohnte Jazzy/Lo-Fi-Boombap-Metier, stattdessen gibt es catchigen Synth-Sound und Power-Boombap. Noch ungewohnt, aber durchaus stimmig. Live ist Diskoromantik am 6. März als Support von Onoe Caponoe im Flex Café zu sehen, vielleicht spielen sie da schon weitere Vorboten.
Moglee – Anderswo EP
„Moglee hat seine Gefühlswelt für uns aufgeschlüsselt, mit vorsichtigem Gitarrensound untermalt und in feine Beats verpackt„, beschreibt Futter (Teil der Kleine Zeitung) Moglees „Anderswo“-EP. Das trifft es schon ziemlich gut. Zugegeben, das Release ist mit 24. Jänner schon etwas her, aber viel zu schön, um spurlos an uns vorüberzugehen. Wie schon bei früheren Werken, holt er sich Chicho als Produzenten und Co-Autor in Boot. Auf fünf kurzen Tracks schüttet uns Moglee seinen Gedanken vor die Füße. Und da passt auch der EP-Titel. Mitten im Winter holt uns der Rapper zurück zu jenen Abenden im Spätsommer, an denen sich der Himmel, getränkt in sattes Abendrot und Melancholie, endlos weit über den Dächern Wiens erstreckt. Dafür braucht es nicht mehr als ruhigen Rap, die einfachen Klänge der Akustikgitarre und leichte Beats, die nahtlos in den nächsten Song übergehen.
Videos
Tizudemjay – Message
Zum Valentinstag beschert uns Tizudemjay seine neue Single „Message“. Er rappt auf einem melancholischen Beat von Skynexx über den bevorstehenden Erfolg, Kindheitsträume und den täglichen HipHop-Hustle. Dazu läuft eine Reihe an Bildern aus dem Studio und von der Crew im Loop. „Schlechte Zeiten gehen / gute Zeiten kommen“. Es fühlt sich an als wären die guten Zeiten schon greifbar nahe.
Mavi Phoenix – Fck It Up
Ebenso am Valentinstag brachte Mavi Phoenix seine neue Single „Fck it Up“ raus. Doch statt einem klassischen Liebeslied ist es eher eine Liebeserklärung an die Zerstörung. In einer Cartoonwelt spricht sich Mavi auf einem verspielten Flötenbeat von Alex The Flipper & Markus Ganter gegen alle Normen aus. Er will nicht schön, sondern hässlich sein, anstatt freundlich zu sein lieber auf Konfrontationskurs gehen. Sein neues Album „Boys Toys“ wird für den 3. April angekündigt. Bereits vorab ist Mavi auf Tour. Neben einigen internationalen Stopps steht am 28. Februar eine Show im Wiener Gasometer an.
Dagobert Thug – U4
Seit der Wiedereröffnung der Station Pilgramgasse kann uns die 808Factory ihre Vertreter*innen wieder problemlos mit der U-Bahn schicken. Während die U4 also standardmäßig den Wienfluss entlang fährt, tränken Dagobert Thug und fuckyoumave den Wagon in Trap-Beats und reichlich Bier. In Zeiten, in denen verstärkt Security-Personal für Recht und Ordnung im Wiener U-Bahnnetz sorgt, wird Alkoholkonsum in der U4 doch wieder zu einer Form der Rebellion.
Aze – Drawn In
Ezgi und Beyza, zusammen Aze, veröffentlichten Ende letzten Jahres ihre Debütsingle „Visions„, auf der sie mit zusammenhängenden Gegensätzen spielten. Nun ist mit „Drawn In“ das zweite Werk des Wiener Duos erschienen. In den vier Wänden der Wohnung werden im Video zum Song die Zyklen des Streitens durchgespielt – es wird diskutiert, telefoniert, gestikuliert. Rotes und blaues Licht, irgendwo zwischen Abneigung und Zuneigung. Auch musikalisch wirkt „Drawn in“ gefühlsgeladen und ehrlich.
Miss Weirdy – Mine
Pünktlich am Valentinstag veröffentlichte Miss Weirdy ihren – wie sie ihn selbst nennt – Trap-Lovesong „Mine“. „Please be mine“, wünscht sich die Musikerin aus Vorarlberg darauf. Gedreht wurde das Video zum eingängigen Love-Song laut YouTube-Geo-Tag in Barcelona, wo sie seit einiger Zeit lebt. Der mediterranen Vibe ist durch die ästhetischen Inszenierungen auch irgendwie spürbar.
Paco.Tek – Mag sein Kann sein
„Heute chill ich am Block mit den Jungs, doch morgen mal sehen“, heißt es auf dem neuen Song von Paco.Tek. Also ganz getreu dem Titel „Mag sein Kann sein“. Auch wenn der Rap des Schöpfwerk-Representers akustisch teils etwas schwer zu verstehen ist, erweist sich der Song als markant, herausstechend. Der Beat fesselt, und auch Paco.Tek hat irgendetwas an sich, das eindeutig überzeugen kann.
Text: Simon Nowak, Chiara Sergi, Francesca Herr & Mira Schneidereit