Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
Während PerVers kürzlich mit ihren „Untagrund Hitz Vol. 1“ eine Compilation fünf alter Tracks herausgebracht haben und offenbar auch an neuer Musik werkeln, sind in der vergangenen Woche zwei weitere Releases erschienen. Auch auf Video-Ebene gibt es wie gewohnt einiges zu berichten.
Yasmo & die Klangkantine – Prekariat und Karat
Am 1. März haben Yasmo & die Klangkantine mit „Prekariat & Karat“ ihr zweites Album veröffentlicht. Dass Yasmo ihren lyrischen Fokus wie gewohnt auf gesellschaftspolitische Themen lenkt, deuteten neben dem Titel auch die vorab erschienene Empowerment-Hymne „Mach mach mach“ sowie der Solidarität einfordernde „Popsong“ an. Gleichzeitig betonte die Frontfrau kürzlich auf FM4 Tribe Vibes, dass das Album persönlicher ausfalle als ihre bisherigen Werke. Musikalisch waren sie und ihre Band im Vergleich zum Debüt experimentierfreudiger, der Sound wirkt insgesamt ausgereifter. So bleibt etwa mehr Raum für Jazz- und Rocksequenzen und kleine Autotune-Ausflüge.
Am Samstag startet die dazugehörige Tour in Salzburg, die Yasmo & die Klangkantine am 25. und 26.03. gleich im Doppelpack ins Wiener Porgy & Bess führen wird. Der erste Termin wurde kürzlich als Zusatzshow bekanntgegeben, nachdem die „Hauptshow“ bereits ausverkauft ist. Also quasi Raf & Bonez’sche Verhältnisse.
Lent – Keep Going
Derzeit zählt Lent zu den gehyptesten Rappern Österreichs. Zuletzt bezeichnete ihn auch RAF Camora in seiner Instagram-Story als Talent, durch das Posten der neuen Single „Keep Going“ garantierte er ihm zuletzt noch mehr Aufmerksamkeit. Die Werbetrommel für Lent wurde diesmal sogar in neue Dimensionen gerührt: Auf eine Wiener Hauswand wurde der digitale Flyer zum Track projiziert – inklusive Tonspur. Wenn diese mit dem Smartphone gescannt wird, spielt Spotify automatisch den Song ab.
Sound und Style der von Lents Bruder Damian Beats produzierten Single erinnern stark an Ufo361: ausreichend Autotune, akustisch kaum verständliche Lyrics, seichte und aussagelose Lines über – soweit man es verstehen kann – Money, Bitches und Ganja. Textlich vergleichbar und leider auch austauschbar mit x-beliebigen deutschsprachigen Rapsongs. Selbst wenn der Song technisch keineswegs schlecht ist und auch für einen kleinen Ohrwurm sorgen kann, im Endeffekt reiht er sich in die endlos lange Liste an Tracks ein, die letztendlich dem aktuellen Hype folgen und nur für den Moment glänzen zu scheinen. – Chiara Sergi
Lucid Kid – Blue EP
Catchige Neo-Soul- und RnB-Klänge dominieren die „Blue“-EP von Lucid Kid. Das neu gegründete Wiener und Grazer Quartett rund um die Singer-Songwriterin Ines Kolleritsch widmet sich damit dem Spagat zwischen smoothen Grooves und der lyrischen Vermittlung emotionaler Unruhe. Was bereits auf der Vorab-Single „2 Proud“ aufging, setzt sich auf den weiteren vier Tracks nahtlos fort. Die Instrumentals sind schön ausproduziert, teils schwingt ein leichter HipHop-Flavour mit – allen voran auf dem Abschlusstrack „Back To 21“, auf dem sich die Sängerin sich auch in Rap-Gefilde wagt. Heute, am Donnerstagabend, geben Lucid Kid im Rahmen von „Shakesbeats Vol. 5“ im Fluc ihr Live-Debüt. Anlaufschwierigkeiten sind dabei nicht zu erwarten, zumal die einzelnen Mitglieder bereits bei diversen Musik-Projekten (Live-)Erfahrung gesammelt haben.
Ebow – K4L
Als Headlinerin der eben erwähnten „Shakesbeats“-Ausgabe fungiert Ebow, die im Rahmen ihrer kürzlich im Berghain gestarteten „Planet Kanak“-Tour spielt. Das dazugehörige Album „K4L“– („Kanak 4 Life“) – erscheint zwar erst Ende März, der gleichnamige Titeltrack gibt aber bereits einen guten Einblick. Die in München aufgewachsene Wahlwienerin beschäftigt sich vor allem mit Communities. Die Turn-up-Single dient als Empowerment-Hymne für Leute mit Migrationshintergrund, die bis heute regelmäßig vorverurteilenden Gfrastern ausgesetzt sind.
Kapito – Mon Frère
In der Vergangenheit unter dem Namen Delinquent noch auf Boombap-Beats von Konstantin Diggn und Konsorten unterwegs, orientiert sich der Salzburger Rapper als Kapito nun an handelsüblichen, playlistkonformen Klängen von heute. Die härter vorgetragenen Tracks der 2016 erschienenen EP „4 Wände & ich“ waren vor allem vom täglichen Hustle, seiner schweren Zeit in der JVA und seinen Erfahrungen mit dem „weißen Teufel“ geprägt. Daran knüpft die vom Hamburger Kimbo produzierte Debüt-Single „Mon Frère“ nur am Rande an, Kapito scheint den Blick mehr nach vorne zu richten, speziell auf einen angedachten materiellen Aufstieg. Ganz so kompromisslos, wie es der von Pablo Escobar inspirierte Titel der angekündigten EP „P.O.P. (plata o plomo)“ impliziert, sollte er dabei halt nicht vorgehen.
Def Ill – Rennan (One Take Show #14)
Wenn Innenminister Herbert Kickl Erstaufnahmezentren für Asylwerber in „Ausreisezentrentren“ umbenennen lässt und der Umgang mit diesen Menschen immer weniger den Menschenrechtskonventionen entspricht , ist es für Def Ill wieder an der Zeit, Solidarität zu bekunden und an sein 2017er-Mixtape „Refugees ain’t Fugitive“ anzuknüpfen. Daneben bekrittelt er auf „Rennan“ die teils heftigen Reaktionen auf „So viel Polizei“ von Kid Pex & Kroko Jack und prangert den ewiggestrigen österreichischen Geist an. Der Track ist kurzerhand als 14. Ausgabe seiner „One Take Show“ entstanden, der Beat kommt von N-Jin.
Open Minded Cypher: Kayo, Akinyemi, Chill-Ill & Flip
Für die jüngste „Open Minded Cypher“ haben sich Kayo, Akinyemi und Flip von den TTR Allstars mit Chill-Ill vereinigt. Auf einem Kopfnicker des Salzburgers Anavondeondan representen sie und schießen teils scharf gegen Verfächter kurzfristiger Hypes, Influencer-Schund auf Instagram sowie inhaltsleere Lyrics. Das dazugehörige Video von Tobias Scheichl ist in der Linzer Tabakfabrik entstanden.
Der traurige Gärtner – Acid im Salat
Ach du heilige Ananas! Wenn der Papa von Der traurige Gärtner vom falschen Salat nascht, hängt der Haussegen im Gärtnerhäusl schief. Aber ist der Papa nicht eh selber schuld? Egal, er regt sich schließlich nicht auf. Leider Bellen die anderen umso lauter. Doch sie wissen nicht, dass am Ende der Bua der Arme ist, der sich jetzt einen mit Essig kontaminierten Salat einverleiben darf.
The Ji & Maxzwell – Niemand
Nach „Alone“ und „Was dir gut ist“ lieferten The Ji und sein Hausproduzent Maxzwell mit „Niemand“ kürzlich die dritte Auskopplung ihres im Jänner erschienenen Albums „Weisser Wein“. Der Wiener versucht darauf, seine nicht erwiderten Gefühle für ein abgehobenes Girl zu verarbeiten.