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Austro Round-up (KW 13/20)

Austro Round-up (KW 13/20)

https://open.spotify.com/user/w72abvdvae5uquv965k8cwv2a/playlist/74saB2V2EYhb3UVIjcCEHQ?+

Auch neben dem Mini-Album des Silk Mobs und der neuen Videoauskopplung „Belvedere“ ist in der vergangenen Woche einiges passiert. Im Rahmen der „Godzilla Challenge“ veröffentlichte Ruffian Rugged als Tribute zum neuen Eminem-Track ein One-Take mit Hochgeschwindigkeitslines auf einem selbst gebauten Remix-Beat. Nach unserem Quarantäne-Round-up sind einige weitere Thementracks eingetrudelt darunter das nachdenkliche „Covid-19“ von Schakal, das verspielte „Mehl, Thunfisch, Nudeln“ von JerMc in „Quolors“-Ästhetik oder das gekonnt trashige „Heislpapier“ von Schaf Camora & Fahrrad Bang. Weiters hat Busy Fingaz von den Wax Wreckaz kürzlich einen „#StayTheFuckHome„-Minimix veröffentlicht.

Releases

Marco Kleebauer – Music To Shower To

Neben den vielen österreichischen Pop-Releases, die er mit seinen Produktionen prägt, findet Marco Kleebauer auch Zeit für eigene Projekte. Erst im Herbst hat er sein Solodebüt „Magnolia“ rausgebracht, nun geht es weiter mit dem Mini-Album „Music To Shower To“. Die sieben Instrumentals fallen sehr entspannt aus, erzeugen angenehme Vibes und bleiben dabei stets dynamisch. Kleebauers Faible, auf unkonventionelle Instrumente und Geräusche zu setzen, dringt auch diesmal in einigen Momenten durch. Die Track eignen sich gut zum Abschalten in den eigenen vier Wänden egal ob in der Dusche, im Homeoffice oder auf der Couch. Auch für den Musiker dürften die Tracks eine willkommene Abwechslung gewesen sein, wie er auf Instagram andeutet: „With this record the aim for me was not to make too exciting music but exciting enough to keep listening and always finding new details buried in there – so it perfectly works as background music!“

Testa, Spinelly, Pirmin & Mo Cess – Disconnected EP1

Geht es um die Dichte an Produzentinnen und Produzenten, kommt in Österreich wohl kaum ein Ort an Zams im Tiroler Oberland heran. Testa, Spinelly, Pirmin und Mo Cess sind im Ort mit gut 3.000 Einwohnern aufgewachsen. Längst nach Wien gezogen, waren sie schon vor den Quarantänemaßnahmen „Disconnected“ mit ihrer alten Heimat – aufgrund der Umstände nun eben noch mehr. Ihre gemeinsame Beat-EP, die die Verbindung nach 6511 wieder herstellen soll, war aber schon Monate vorab geplant. Gestartet mit einem Samples der örtlichen Kirchenglocken und eines Volkslieds, grüßt das bei Duzz Down San aktive Quartett letztlich mit Titeln wie „Fleischkas“ oder „Ghost Town“ die Zammer Familien und Freunde. Der dazugehörige Sound wird dabei ganz dem Motto „Düster und zach – wia Zams“ gerecht.

Videos & Tracks

Die Vamummtn 2.0 – Vo Daham Aus

Der Zeitverlauf der Vamummtn ist bemerkenswert, wenngleich wohl aus Zufall: 2016 und damit kurz vor Inkrafttreten des Anti-Gesichtsverhüllungsgesetzes aufgelöst, kommt es nun mit der Maskenpflicht zur Reunion. Zumindest zwischen Ansa und Dreia scheinen die persönlichen Differenzen aus dem Weg geräumt, statt Zwara unterstützt sie mit Moz fortan ein anderer Slangsta-Kollege aus alten Zeiten. Als Die Vamummtn 2.0 arbeiten sie unter dem Akronym-Motto „M.A.D. in Austria“ an einem Album, das noch heuer erscheinen soll. Mit „Vo daham aus“ schicken sie einen ersten Teaser aus ihren Häusern mit Garten und geben einen Einblick ins Quarantäneleben. Gemeinsamer Nenner? Viel Zeit zum Biertrinken und Aufnehmen – hätte schlimmer kommen können.

Dame – PANIK!

„Zittern, Schweiß, niemand weiß / Wie lang es diesmal dauert und wohin das Schiff mich treibt / Mir wird heiß, das Gesicht ist weiß / Doch keiner hört den Hilfeschrei, man bricht das Eis“ – mit seinem neuen Track thematisiert Dame in bildhafter Manier das Leben mit Panikattacken. Der Salzburger Rapper und Sänger musste deshalb vor paar Jahren eine Tour vorzeitig beenden und meint, heute mehr auf Warnsignale zu achten als früher. „Aber anderen Menschen da draußen geht es damit sicher um einiges schwerer. Ich hoffe, ich kann dem einen oder anderen Mut machen und unter die Arme greifen“, schreibt er dazu. Gemeinsam mit Johannes Herbst und einer Liveband aufgenommen, ist „PANIK!“ rockig instrumentalisiert und energiegeladen. Als Kontrast hat Dame kürzlich auch eine ruhige „Wohnzimmer-Version“ auf YouTube veröffentlicht, bei der er sich selbst am Klavier begleitet. In beiden Versionen ein starker Track.

pan kee bois – Zu mir

Mit „Zu mir“ bringen die Pan Kee Bois den nächsten Track in ihrer Reihe von Single-Veröffentlichungen heraus. Auf dem neuen Song sind nur zwei der fünf Jungs zu hören, nämlich Sluq und Hennezy, von dessen Alter Ego srsly auch der melancholische Beat stammt. Im kürzlich erchienenen Interview mit The Message haben sie den Track treffend als „moody Banger“ beschrieben. Eine melodische, ohrwurmverdächtige Hook krönt einen schwermütigen Liebestrack mit begleitendem Musikvideo-Storytelling.

Snessia & K.S.Kopfsache – Deine Tage könnten schöner sein

„Deine Tage könnten schöner sein, wenn du sie dazu machst“ Snessia und K.S.Kopfsache deuten an, dass sie sich durch nichts so leicht aus der Fassung bringen lassen. Auch in schwierigen Zeiten wollen sie positive Vibes hervorheben. Ausgestaltet mit smoothem Beat von Def Ill, Feel-Good-Lines und einem auf dem Salonschiff Fräulein Florentine gedrehten Video, ist der Track eine kleine Einstimmung auf den Sommer – auch wenn es im Hintergrund trüb aussieht und die beiden teils mit Jacke unterwegs sind. Nachdem Snessia bereits vergangenes Jahr das Mixtape „Wortverbrechen“ veröffentlichte, dient der Track als Vorbote auf die für heuer geplante Debüt-EP der Linzerin. Das Releasedatum hängt allerdings in der Schwebe, da unklar ist, wann weitere Videos gedreht und die Tracks finalisiert werden können. Falls sich alles nach hinten verschiebt, dürfte sie in der Zwischenzeit wohl noch paar Mal „Deine Tage könnten schöner sein“ anhören.

Konsenz – 100% Konsenz

In vergangenen Jahren als MC der Crew Brachoida aktiv, steht Konsenz nunmehr solo für „Mundoatkunst im Untergrund“. Bereits vergangenen Sommer brachte der Floridsdorfer Rapper die EP „Tape ’86“ heraus – produziert von Soulist und unter anderem mit Feature von Chaotix-Rapper Rawo. Aufgenommen in seinem Heimatbezirk, ist kürzlich ein Video zum Introtrack „100% Konsenz“ erschienen. Auf einem schönen Kopfnicker-Beat reflektiert Konsenz über sein Schaffen und betont etwa, welche HipHop-Werte für ihn zählen: „Musik is guat für mei Gehirn / Nahrung für die künstlerische Birn / Do gibt’s fia mi nix zu Diskutiern / Rap soi Message transportiern / Rap is do zum Protestiern / Rap soi zagn wos passiat“.

Johnny Messer – Halt Mi Zrugg

Johnny Messer ist unzufrieden. Nicht mit der Welt, sondern mit Rap. Was ihn dabei so wütend macht? Poetry Slam, Slam-Poet*innen, die jetzt rappen und alle anderen, die zu Open Mics kommen und nur politisch korrekte Sachen spitten. Es ist halt schlichtweg nicht mehr sein HipHop des is überhaupt koana sei HipHop“ mehr! Die Lösung dafür? Eh klar: Zurück zu den wirklich wichtigen Themen Berauschung, Frauen ficken und Beleidigungen auf Deine-Mama-Niveau. Dafür produziert Hoes’n’PZA einen schlichten, aber sehr eingängigen Haudrauf-Beat, der es schwer macht, den Innsbrucker Rapper da wirklich zurückhalten zu können. Eine sicherlich inhaltsseichte, aber genauso unterhaltsame Intervention des selbsternannten Vorstadtcasanovas.

See Also

Dr.Docs – Far Cry

Auf einem basslastigen Beat von Mathiastyner und Wet Flex300 rappt der Wiener Dr.Docs harte Lines. Für Unwissende könnte der Song einfach nach einem aggressiven Disstrack klingen, doch wie der Titel schon vermuten lässt, verbirgt sich dahinter eine Reihe von Anspielungen auf das Videospiel „Far Cry“: „Du bist kein Shooter Kid / du bist loyal, aber nur wenn es Mula gibt / das spricht nicht grad für dich / weißt du was tragisch ist / keiner hier backt dich weil du halt ne Made bist“. Im One-Take-Video steigt Dr. Docs eine scheinbar nicht endende Treppe von Level zu Level hinab. Der Song ist ein Vorbote auf das angekündigte „NoName“-Tape.  

Grandmaster Flow – Nie so wie ihr

„Meine Lebensgeschichte verpackt in Doubletime-Passagen“ – wie der Beitext andeutet, hat Grandmaster Flow viel Emotion in den Track reingelegt. Durchwegs schnell gerappt, wobei es phasenweise ein wenig an der Verständlichkeit hapert, lässt der Linzer von der Crew Bluntkartell einige schwierige Episoden aus vergangenen Tagen Revue passieren. Doch sie scheinen ihn letztlich gestärkt zu haben – auch weil das Rappen für ihn eine gute Form der Katharsis darstellt. Zugleich kündigt Grandmaster Flow eine Neue EP als Nachfolgeprojekt seines 2019 erschienenen Albums „Draufgänger Traumfänger“ an.

Mode – Neuanfang

Neben laufend releasten eigenen Tracks treten die AUTsiderz auch als Produzenten für Kollegen in Erscheinung. Jüngst für den Innsbrucker Mode, der 2019 seine EP „Flightmode“ rausgebracht hat. „Neuanfang“ erweist sich als sanftmütiger, poppiger Track, der mit viel motivierendem Pathos ausgestaltet ist und dazu aufruft, das Leben trotz aller Probleme und Hürden selbst in die Hand zu nehmen.

Text: Simon Nowak, Francesca Herr & Mira Schneidereit