Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
Auch die vergangene Woche hatte einiges zu bieten. Slav hat sein Album „Plusvieracht“ veröffentlicht, hier gelangt ihr zu unserem Review. Zudem sind zahlreiche Videos erschienen: Soia („Vacant Paradise“), Nora Mazu („Grellgelb“) und Amun Mcee („Blinde Schafe“) haben bereits bekannte Tracks visualisiert, obendrein gab es jede Menge Neuerscheinungen.
Salon Supa – Renner (feat. Huckey)
Vor gut einem Jahr haben die TTR Allstars ihr Album „Chefpartie“ releast, nun gibt es mit dem Salon Supa eine weitere Supergroup aus dem Linzer Tontraeger-Lager. Am 12. Juni erscheint die „Supa“-EP, als erster Vorbote dient „Renner“. Der Track ist am 01. Mai erschienen und damit exakt ein Jahr nach dem Ableben von Harald Renner aka Huckey. Bei der Hommage an das schmerzlich vermisste Crewmitglied ist neben Antrue von Da Staummtisch und Sam von Hinterland – beide Crews arbeiten derzeit an neuen Projekten – auch Huckey mit einem posthumen Feature vertreten.
Dyin Ernst – Parmesan (G****)
JerMC aka Schlagobers Duck aka Tina Turnup gab vergangene Woche sein DLTLLY-Battle-Comeback gegen Robscure, daneben schuf sich der mit fantasievoller Birne ausgestattete Wiener Rapper ein weiteres Alter Ego: Dyin Ernst. Huch, ganz schön verwirrend. In welche Richtung es diesmal gehen könnte, wird sich wohl erst am 17. Mai erschließen, wenn Dyin Ernst seine Debüt-EP „Paul Verlaine“ veröffentlicht. Mit dem ersten Vorboten „Parmesan“ richtet er ein dezentes „Gusch“ an hochstapelnde, nichtssagende Rap-Barbaren: „Alle labern über ihr Konto, wollen über Käse reden, aber haben nicht mal genug Parmesan für’s Risotto.“ Die dem Zeitgeist entsprechende Untermalung stammt von DiskoJürgen (wer das wohl sein könnte?), das Video vom „echten Brudi“ Bratañero Productions. Am 18. Mai spielt der Namenspluralist bei unserer „22 Years The Message“-Geburtstagsfeier im Fluc. Zwar als JerMc, aber vielleicht erbarmt sich das Alphatier unter der Schädeldecke ja doch, den Ernstl kurz zum Vorschein kommen zu lassen.
Joshi Mizu – Ching Ching
Einen pragmatischeren Zugang zum Käse hat Joshi Mizu. Kürzlich noch als Support für seinen Homie & Weggefährten RAF Camora auf der „Palmen aus Plastik 2“-Tour aufgetreten, betritt er nun auch labeltechnisch die große Bühne. So machte der zwischen Wien und Berlin pendelnde Rapper Ende April publik, bei Sony Music unterschrieben zu haben. Als erste Single dient das von The Cratez eingängig produzierte „Ching Ching“, mit dem Joshi Mizu den Massenmarkt erobern möchte. Dort wird es auch kaum jemanden jucken, dass sich die Protagonisten stark am Track „Din Din Din“ der brasilianischen Funk-Carioca-Sängerin Ludmilla bedient haben.
T-Ser & Sidney – Welle
Wenn jemand von der Akashic-Recordz-Gang releast, gibt es ordentlichen Support von der gesamten Crew. Die Crewlove wird hier nämlich groß geschrieben, das bekommt man auch im Video zum neuen Song von T-Ser und Sidney zu sehen und ebenso zu spüren. Wie einem Instagram-Fashion-Blog entsprungen, zeigen sich die Jungs gestylt in Trainingsanzügen, während T-Ser mit beachtlicher Geschwindigkeit rappt. Die melodische, für einen lang anhaltenden Ohrwurm sorgende Hook kommt von Sidney, für die soundtechnische Untermalung ist Jerry Divmond zuständig. „Einnahmen brüderlich geteilt mit den Bros“, erzählt T-Ser im Song. Und das ist exakt das, was man den Künstlern von Akashic Recordz hoch anrechnen muss – sie halten zusammen. Auf musikalischer und freundschaftlicher Ebene. Das bekommt man auf „Welle“ zu spüren und hören, denn Crewlove ist nun mal true love.
Jonny Shredder – Kaffee
„Braun, schwoaz, Müchkaffee, jed’n Tog in da Fruah, ob du wüsd oda ned“ – notfalls auch intravenös. Nach der exzessiv-rauschigen „Rattengift“-EP widmet sich Jonny Shredder mit „Kaffee“ einer Alltagssucht, die den Tagesablauf entscheidend mitprägt. Egal ob zusammen mit einer Tschick als ritualisierter Motor für einen geschmeidigen Morgenhaufen, oder als Genussmittel und leider oft minderwertiger Baustein in der traditionellen Wiener Kaffeehauskultur. Als Ergänzung zur Shredder’schen Hommage ans schwarze Gold dient ein feines, koffeinhaltiges Video von Liora | Media.
Franz Fuexe – Arbeiter horcht
Am 01. Mai, vulgo „Tag der Arbeit“, geht’s rund. In Wien lockte die SPÖ 12.000 (oder auch 120.000, reine Auszählungssache) Besucher zum traditionellen Maiaufmarsch, während in „richtigen“ Metropolen wie Paris, Berlin oder Istanbul Krawalle die Schlagzeilen dominierten. Das ist schon mehr im Sinne der Franz Fuexe. Die vier Neo-Honigdachse setzen wieder einmal aufs musikalische Brecheisen und ziehen mit „Arbeiter horcht“ gegen die besorgten Bürger dieser Welt ins Feld. Dabei schreien sie lautstark gegen die Irrungen und Wirrungen wie Reiterstaffeln oder 12-Stunden-Schichten an. Am Freitag erscheint das dazugehörige, großspurig betitelte Album „Franz Fuexe > Musik“, die obligatorische Releaseparty steigt bereits morgen im Chelsea – ein Bahö mit Ansage.
Ael Deen – 1112
„Egal ob 9:09 oder 10:10, selbst ’ne Minute danach denk ich an dich“, singt Ael Deen, während er im Musikvideo nachdenklich vor einem Kiosk steht. Und so kommt es, dass er nicht nur an Zwillingsuhrzeiten wie 9:09 oder 10:10 an jemanden denkt, sondern auch noch eine Minute danach, nämlich wie der Titel des Songs verrät auch noch um 11:12 – ganz schön romantisch. Dadurch entstand jedoch nicht nur der Songtitel, sondern ebenso eine gleichnamige EP, auf welcher Ael Deen auch auf Albanisch rappt. Mit einer Mischung aus Rap und sanftem Gesang vermittelt der Track ruhige, atmosphärische Vibes. Produziert wurde der Beat von Ganto, das Video stammt von Somloi, welcher in der Vergangenheit bereits zahlreiche visuelle Inszenierungen verantwortete – etwa „Yugo“ von Jugo Ürdens.
Samira Dezaki – cry, baby.
„Where’d you go?“, fragt sich Samira Dezaki auf ihrem neuen Track. Sie fühlt sich alleine gelassen – mit ihren Gedanken, ihren Tränen, ihren Ängsten. „I’ve never been this personal and emotional in a sad song before“, schreibt sie dazu auf Instagram, was man im Song auch zu hören bekommt. Mit sanft-rauchiger Stimme gibt Samira Dezaki Einblicke in ihre Gedankenwelt, in ihre Gefühlslage. Stimmig zu der verletzlichen Lyrics und den melancholischen Vibes des Songs, gestaltet sich auch das Video traurig-romantisch. Visuellen Support gibt es von Ferry Heartbreak aka The Ji, welcher gemeinsam mit Samira Dezaki im Video performt.
Open Minded Cypher | Reinhard K, DNA uvm.
Die jüngste „Open Minded Cypher“ vereint eine Schar an Rappern. Neben den Deutschen Lord Folter, Pablo, Lorenz und Lazy Lu sind auch der Salzburger Reinhard K sowie der Grazer DNA vertreten. Entstanden ist die Cypher im Zuge des diesjährigen „Tapefabrik“-Festivals in Wiesbaden – zu später Stunde, wie die Macher betonen. Um die einleitenden Worte von Lord Folter zu zitieren: „Halb zwei oder so, bisschen spät für Rap.“ Einspruch! Denn die beteiligten Rapper beweisen auf dem Kopfnicker-Beat von AK420, dass sie auch jenseits der Geisterstunde fresh klingen können. Einzig Schlussmann DNA fällt ein wenig aus dem Takt.
Faces – Deep Down
Mit „Ahead“ ist im April 2018 die Debüt-EP von Faces via Duzz Down San erschienen. Die Wiener Sängerin setzte sich auf den fünf Future-Bass-Beats von Mirac intensiv mit ihrem Seelenleben auseinander. Im Herbst soll mit „Grow“ eine zweite gemeinsame EP folgen. Als ersten Vorboten präsentierten sie kürzlich das treibende „Deep Down“ – „eine faire Warnung, ein Anreißen der Mogelpackung, ein Röntgenbild der Katze im Sack.“
Text: Simon Nowak & Chiara Sergi