Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
Im österreichischen Rap geht es derzeit rund. Aufgrund der extrem hohen Dichte an Neuerscheinungen sehen wir uns mit einer Reizüberflutung konfrontiert und kommen kaum noch hinterher. Daher hier der Versuch, in geballter Form möglichst allen frischen Österrap-Releases und -Videos der vergangenen Woche eine Plattform zu bieten.
Jonas Herz-Kawall – „Tr.i.p: The Rappeur Rip“ (EP)
Mit der Gratis-EP „Tr.i.p.: The Rappeur Rip“ tritt Jonas Herz-Kawall von Heiße Luft, Emzetka und WSDG erstmals solo in Erscheinung. Auf fünf Tracks widmet er sich dem Hedonismus in diversen Ausprägungen, setzt dabei stark auf Wortwitz und Selbstbeobachtung. Neben subtil ausgearbeiteten Haze-, Kaffee- und Alkoholbars liefert er mit der einzigen Videoauskoppelung „Schöne Menschen“ auch eine Ode an die Freunde und die vergnüglichen Erlebnisse mit ihnen, die seine innere Leere letztlich aber doch nicht ganz überdecken können. Als Unterlagen dienen entspannte Boombap-Beats – Digga Mindz, Emil F., Steril One und Julius Lazer haben je einen beigesteuert, „Paranoia Haze“ produzierte Jonas Herz-Kawall selbst.
Swankster – Swankster (LP)
Seit gut einem Jahr geistert die Band Swankster durch die Wiener Live-Locations. Das Quintett, bestehend aus vier Instrumentalisten und dem New Yorker MC Al-khabir Richman, funktioniert aber auch im Studio, wie das am 21. September via Rufzeichen Records erschienene Debütalbum zeigt. Swankster sehen sich in der Tradition großer HipHop-Livebands wie The Roots oder Jazzmatics, bewegen sich stilistisch in durchaus vertrauten Spektren. Während die Drums ein starkes J-Dilla-Feeling versprühen, weisen die groovigen Sounds darüber hinaus auch starke Einflüsse von Robert Glasper, Thundercat und Konsorten auf. Lyrisch reicht die Bandbreite von Feel-Good-Tracks über scharfe Kritik an rassistischen polizeilichen Strukturen bis hin zu selbstreflexiven Texten. Mehr dazu gibt es hier.
Droogieboyz & Svaba Ortak – Andere Baustö
Pünktlich zu ihrem zehnjährigen Jubiläum veröffentlichen die Droogieboyz im Oktober ihr neues Album „Belächelt Bewundert Bekämpft“. Wie der erste Vorbote „Brandinesa Boogieman“ deutet auch die Single „Andere Baustö“ an, dass Guilty und Richy keineswegs an Gsindl-Attitüde eingebüßt haben. Gleichzeitig orientieren sie sich aber verstärkt an zeitgemäßer HipHop-Soundästhetik. Auf dem zweiten Teaser blicken sie in die Vergangenheit, deuten Probleme mit der Polizei und die schon früh erfolgte Verbrüderung mit Gastarbeiterkindern wie Svaba Ortak, Doni Balkan oder der Stonepark-Partie – „i siech kan Ausländer!“ Eine klare Botschaft an alle, die die Droogz immer noch mit rassistischen Tendenzen in Verbindung setzen wollen.
VA – Soizburga Rap II
Im Zuge ihres Beefs mit den Vamummtn bekamen die SBG Hot Boyz vor etwa zehn Jahren mit entbehrlichen Tracks viel Aufmerksamkeit als „Salzburger Rapper“. Als Reaktion wollte die Boombap-Fraktion rund um Kollektive wie DNK, LRSZ mit dem Posse-Track „Soizburga Rap“ am (Rap-)Image der Stadt feilen. Unter anderen Vorzeichen ist nun ein zweiter Teil entstanden. Während der Beat erneut von Nasihat stammt, ist mit Lil Shaq paradoxerweise auch ein Anführer der SBG Hot Boyz dabei. Das unterstreicht, dass die Nummer im Kontrast zum ersten Teil einen stärker einenen Charakter haben soll. Dabei ist ein Dutzend Rapper vertreten – Son Griot, MCP, Lil Shaq, Sayne One, Don Leon, DemoLux, 8Dime, C-Black, Nasihat, Drexor, Scheibsta sowie Mr. Gikko sorgen für eine durchaus witzige Konstellation.
EINFACHSO – Sprachbox
Da der Winter langsam naht, tauscht EINFACHSO das „Citybike“ gegen die Uber-Rückbank ein, um durch die Wiener Straßen zu gleiten und zu einem Mädel, zum Dönerstand oder zu sonstigen Meetings zu fahren. Für alle, die ihn erreichen möchten, verweist er auf die „Sprachbox“. Das Video wie immer kreativ umgesetzt, die dazugehörige Nummer erscheint dagegen etwas farblos. Da ist dem Futuresfuture-Rapper schon Spannenderes gelungen.
T-Ser – Ottline Bling
Ebenfalls nicht abheben will T-Ser. Zumindest am Telefon, so lange sein Börserl nicht davon profitiert. Der technisch versierte Rapper, der zur Zeit mit Def Ill durch Österreich tourt und laufend Tracks veröffentlicht, bedient sich auf dem eingängigen „Ottline Bling“ altbekannten Themen: Dem Hustlen, seiner Crew und dem steigenden Fame. Alles zigmal von ihm gehört, damit trotz der stimmigen Umsetzung komplett austauschbar. Mehr Abwechslungsreichtum und Originalität würde seinen Tracks guttun, aber so lange die Leute auch wirklich mehr von diesem Flavour wollen, ist es ja okay.
Dynamic Drift – Zeichen Der Zeit
Beim Duo Dynamic Drift übergibt der bisher gleichermaßen als Rapper und Produzent in Erscheinung getretene ChiLL-iLL das Beatzepter an seinen jungen Kollegen DaskOne. Ihr gemeinsames Album „In Bewegung“ erscheint am 5. Oktober via Tonträger. Dabei sollen gedankenvolle Mundart-Lyrics auf verstärkt von elektronischen Einflüssen geprägte Klänge treffen. Auf dem ersten Vorboten „Zeichen Der Zeit“ kritisieren CHiLL-iLL und Featuregast Kinetical eine von Oberflächlichkeiten geprägten Social-Media-Generation sowie die Kleinkariertheit und geistlose Musik ihrer Protagonisten.
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