Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
Der Jahresabschluss brachte eine Reihe an neuen österreichischen Rap-Tracks und -Videos. Da dieses Round-up nur einen Ausschnitt davon adäquat abbilden kann, werden weitere Neuerscheinungen kurz zu Beginn verlinkt. Neben zu Weihnachten veröffentlichten Tracks von BumBum, GC & Kravali und Der Traurige Gärtner setzte etwa Def Ill seine Weihnachtsserie mit „Hazi“ fort – diesmal allerdings in Form eines „türkis-blauen“ Jahresrückblicks als Teaser für „R.A.F. 2“.
Neben Def Ill kam auch von zwei weiteren Rappern, die nicht gerade gut auf Ansa zu sprechen sind, neuer Output: Während der Stahlstadt-Representer Disorder mit „Rap braucht di ned“ ein Disstrack gegen den Ex-Vamummtn als Reaktion auf dessen Linz-Seitenhieb auf „Rap braucht…“ veröffentlichte, lieferte Digga Mindz alias Sprochfehla mit „1 mit da Natur“ einen weiteren Vorboten auf seine angekündigte EP. Des weiteren erschien aus dem Umfeld des Austria-Wien-Fanklubs Kai2000 ein „Kurven-Track“ des Osttribünenchors. Zum Schmunzeln verleitet „Bald bist du da oben“ von der AMS Gang aus dem 22. Wiener Gemeindebezirk.
Amun Mcee – Signal
In den vergangenen Wochen mit den Singles „Sekundentakt“, „Karussell“ und „Raumtourist“ bereits mit Nachdruck angekündigt, veröffentlichte Amun Mcee am 21. Dezember die EP „Signal“. Während die genannten Tracks ein hohes Maß an Introspektion beinhalten, fallen die weiteren vier Nummern des Salzburgers weitgehend politisch aus. Auf dem seit 2016 bekannten Track „Stumpfsinn“ mit Features von Tatwaffe (Die Firma) und MajestiC dringt etwa viel System- und Konsumkritik durch, auf „Blinde Schafe“ sinniert der selbsternannte Pharao über die Entwicklung zum gläsernen Menschen. Als stärkste Nummer der grundsoliden EP erweist sich aber „Rattenfänger“, wo sich Amun Mcee präzise über kapitalistische Auswüchse sowie die Macht postfaktisch orientierter Politiker auskotzt. Die Beats stammen Anavondeondan sowie dem Berliner 7inch.
Jugo Ürdens & Edwin – Allegro
Im musikalischen Kontext dient das italienische Wort Allegro als Kategorisierung und Vortragsbezeichnung für schnelle Tempi. Bei Jugo Ürdens passt der Begriff aber auch zur jüngeren Entwicklung seiner Rap-Karriere. Diese steht mit dem im Oktober erschienenen Debütalbum „Yugo“ sowie der derzeit laufenden Tour mit Rin und Slav jedenfalls auf ihrem bisherigen Höhepunkt. Während der Tourstopp im Wiener Gasometer am 09. Jänner immer näher rückt, liefert Jugo Ürdens mit autotunegetränkter Hook-Unterstützung seines Futuresfuture-Kollegen Edwin mit „Allegro“ eine weitere „Yugo“-Videoauskoppelung. Die Hauptrolle übernimmt ein in die Jahre gekommener, vermutlich so gar nicht dem Titel entsprechenden Traktor.
Arkan45 – Nachts um 4
Wie schon auf dem im Herbst erschienenen Track „Fühlst du mich?“ gewährt Arkan45 auf der neuen Single „Nachts um 4“ einen tiefen Einblick in sein problembehaftetes emotionales Innenleben und seine psychischen Belastungen. Mit bildlichen Ausführungen unterstreicht der in Hohenems aufgewachsene Wahlberliner, dass er derzeit zu den spannendsten österreichischen Rappern zählt. Der von Itam und Berhard Fetz produzierte Beat und das düstere Video von Noah Insam unterstreichen den stark betrübten Charakter. Die nächste Single stehe laut Arkan45 bereits in der Pipeline – womöglich steht heuer auch ein größeres Release an.
Reinhard K. & Devaloop – Lichtblick
Mit reichlich Oldschool-Ästhetik ausgestattet ist die neue Single von Reinhard K. Das von Devaloop produzierte Boombap-Brett sowie die fein geflowten Bars des zwischen Salzburg und Zürich pendelnden Rappers katapultieren die Hörer direkt zurück in die 90er-Jahre. Der Track ist nach „Monokel“ der zweite Appetizer auf das Album „Ein Glas reinsten Reims“, das in den kommenden Monaten über Daily Concept erscheinen soll. Die Namen der weiteren vertretenen Produzenten verdeutlichen die sich abzeichnende Marschrichtung: Beats von Soulmade, Mr. Käfer, Classic der Dicke, Natural Doc und Herring Franky versprechen effektives Nackentraining.
Jonny5 – 5ter Stock
Weitaus mehr Easy-Listening-Charakter weist „5ter Stock“ von Jonny5 auf. So geht es für ihn leichtfüßig per K.-Ronaldo-Tanz rauf in den fünften Stock zum Lachs zählen. Probleme scheinen den Wiener aus dem Yung-Hurn-Umfeld hingegen nicht zu tangieren. Nur konsequent, schließlich ist „Locker bleiben“ seit jeher sein Motto. Der angenehm vibende Beat von Phil2k lässt aber ohnehin nur heitere Bars zu.
Palavra – Ich seh die Welt
Seit über zwei Jahren aktiv, doch bis dato unter unserem Radar geblieben ist Palavra. Neben seiner im Jänner erschienenen EP „Memento Mori“ veröffentlichte der laufend zwischen deutsch- und französischsprachigen Tracks switchende Wiener Rapper 2018 eine Serie an mit One-Shot-Videos garnierten Singles – zuletzt etwa „Alles oder nichts“. Zum Jahresabschluss folgte der Track „Ich seh die Welt“. Auf einem jazzigen Kopfnicker-Beat von Million Keys präsentiert sich Palavra gedankenversunken. Den Oldschool-Flavour untermauert das vergleichsweise aufwendige, in Berlin gedrehte Video.
Samira Dezaki – Stay In School Kids!
„You have to fuckin‘ graduate, bitch!“ – die Botschaft der neuen Nummer von Samira Dezaki ist einleuchtend. Für das Exclusive hat sich die selbst erst 18-Jährige Wiener Rapperin am Beat des gleichnamigen Tyga-Tracks bedient. Ganz ohne Schul-Ambiente kommt das mit gemietetem Audi am Parkdeck des Stadion Centers gedrehte Video aus.
AliceD – Cyka Blyat
Den vor allem bei fluchenden, russischsprachigen PC-Spielern beliebten Begriff „Cyka Blyat“ bezeichnet das Urban Dictionary als Übersetzung von „Whore Bitch“ beziehungsweise „something between ‚bitch‘ and ‚fucking bitch'“. Nicht weiter überraschend also, dass der gleichnamige Track von AliceD einer Selbstinszenierung als skrupelloses Luder gleichkommt. Im dazugehörigen Video wallt sie effektvoll mit Nonnenkostüm durch die Wiener Innenstadt.
The Ji & Maxzwell – Alone
Das für 18. Jänner angekündigte Album „Weisser Wein“ soll die Trilogie vollenden, die The Ji – auch bekannt als Dieser Ferenc Jetzt – in den vergangenen Jahren mit den EPs „Schwarze Katze“ und „Silber Hase“ gestartet hat. Für das gänzlich von Maxzwell produzierte Werk nahm sich der größtenteils in einem Vorort von Washington D.C. aufgewachsene Wiener Rapper vergleichsweise viel Zeit und arbeitete an einem durchgängigen und eigenständigen Soundbild. Die ersten Single „Alone“ bietet unbeschwerte Vibes, wobei sich eine große Nähe zum stilistischen Fundus von Rin und weiteren der Cloud-Rap-Hochphase entsprungenen Rappern nicht abstreiten lässt.