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Beatshizzle (Februar 2020) // Beats & Instrumentals

Beatshizzle (Februar 2020) // Beats & Instrumentals

In dieser Reihe widmen wir uns monatlich den neuen Releases der Beat- und Instrumental-Szene. Das Meer an großartigen Beats wird von Tag zu Tag größer und nur die wenigsten Produzenten erhalten gerechtfertigte Credits. Darüber hinaus gibt es regelmäßige Instrumentalreihen – viele der Projekte gehen allerdings in der Flut an Releases einfach unter und werden nicht mit eigenen Artikeln gewürdigt. Dennoch sind sie relevant genug, um ihnen eine Plattform zu bieten.

Text: Simon Huber & Simon Nowak

Robert Winter – (prod. by )

Lange musste man warten, dennoch kann ich endlich mit Freude verkünden, dass die Kickstarter-Kampagne zu Robert Winters Projekt „(prod. by )“ erfolgreich war und Mitte Februar in Buch-, sowie für die Bundle-Besteller auch in Vinyl- und Shirtform erschienen ist. Während das Buch Bilder und Albencover des Fotografen der letzten Dekade zeigt und mit Anekdoten und Interviews mit den Protagonisten ausgeschmückt ist, werden auf der zugehörigen, limitierten Platte die bekanntesten und wichtigsten Vertreter der deutschsprachigen Instrumentalszene vereint. Von „Hi-Hat Club“-Urgesteinen wie Hulk Hodn, Dexter, Brenk Sinatra oder Fid Mella, deren Ästhetik nicht zuletzt durch die charakterisitischen Cover von Robert Winter geprägt wurden, hin zu Vertretern der darauf folgenden Generation wie Knowsum oder FloFilz liest sich die Tracklist wie ein Who is Who der hiesigen Szene und erfüllt die hohen Erwartungen ebenso wie das lesens- und sehenswerte Buch.

Suff Daddy – Pompette

Seit Jahren ist Suff Daddy eine feste Instanz in der deutschen Beatmaker-Landschaft und einer von wenigen mit unverwechselbarem Trademark-Sound, der vor allem bei Tracks wie „Sūpā Suff Kāto“ durchscheint. Sowohl solo als auch mit Dexter und Brenk als Betty Ford Boys ist er mitverantwortlich für den Aufschwung der vergangenen Jahre. Wie bei den Vorgängeralben holt sich Suff Daddy vor allem im hinteren Teil des Albums von zahlreichen Künstlern Unterstützung, sowohl in Form von Rap, Gesang als auch instrumental. Auch der latenten Neigung zum Alkoholkonsum, die sich durch alle Alben und deren Titel zieht, bleibt er treu so steht „Pompette“ auf Französisch für „angeschwipst“.

Rejoicer – Spiritual Sleaze

Als Gründer des Tel Aviver Labels Raw Tapes und Produzent der Formation Buttering Trio schon lange aktiv, brachte Rejoicer erst 2018 sein erstes Soloalbum heraus. „Energy Dreams“ ist nach seinem Umzug nach Los Angeles via Stones Throw erschienen. Dass sich Rejoicer bestens in die dortige Szene einfügt, zeigt er nun erneut mit dem Nachfolger „Spritual Sleaze“. Er vereint darauf lebhafte, zugleich ziemlich eingängige Klänge, die mit einigen Live-Instrumenten und vereinzelten Gesangsfeatures – etwa von KerenDun oder iogi – ausgestaltet sind. Mal mit düsterem psychedelischem Charakter, mal stark in den Ambient-Bereich hinein, mal mit viel Kopfnicker-Potenzial, ergibt sich eine interessante Kombination. Der verträumte Charakter des Vorgängers bleibt dabei erhalten. Visuell sorgen zwei gewohnt surreale Videos zu „Lemons“ und „Up in Flames“ für die passende Ergänzung.

Q-Cut – Oliphant Critters

Reine Instrumentalalben, die eine Geschichte erzählen sollen, sind oft schwierig. Wenn Q-Cut auf „Oliphant Critters“ die „akustische Dokumentation der geisteskranken und absurd unnötigen Experimente des Prof. Dr. Qlambo Oliphant“ porträtiert, ist man von Anfang an Teil des Films, den Q-Cut vermitteln will. Auch ohne Überleitungen in Form von Skits oder ähnlichem schafft es der experimentelle, detailverliebte und beinahe psychedlisch wirkende Sound, einen in seinen Bann zu ziehen. Bislang eines der besten Releases aus dem Hause Dezi-Belle und auch allgemein in letzter Zeit. Ebenso ist das etwa zeitgleich erschienene Remixalbum „Q9“, bei dem Q-Cut das T9-Debütalbum in ein neues Gewand steckt, was aufgrund der Instrumentals, die Torky Tork im Original vorlegt, kein leichtes Unterfangen ist.

Jesse Koolhaas – Click Me

Im April 2019 mit „Organized“ erstmals in Erscheinung getreten, knüpft Jesse Koolhaas nun mit „Click Me“ fast nahtlos an sein Debüt an. Der in Amsterdam stationierte Produzent steht für sphärische, leicht düstere Downtempo-Klänge, die auch diesmal hochwertig ausfallen. Neben Samples und analogen Synths verwendet er dafür aus Filmproduktionen bekannte Geräuschemacher, was den Soundtrack-Charakter der acht Tracks unterstreicht. Bei diesen dringen auch verstärkt Jazz-Fusion-Elemente durch, die Koolhaas neben italienischer Filmmusik und 90er-jahre-Electronic als zentrale Inspiration nennt. Wie der Vorgänger ist „Click Me“ von SterilOne gemastert und via Urban Waves Records erschienen.

Ludivine Issambourg – Outlaws (Tribute to Hubert Laws)

Tribute-Alben haben in der Beat- und Instrumentalszene zweifellos Tradition. Regelmäßig erscheinen Werke zur Ehrung einflussreicher Produzenten wie J Dilla oder Nujabes und ihren Jazz-Pendants wie John Coltrane oder Herbie Hancock. Vergleichsweise selten fällt dabei der Name des Jazz-Flötisten Hubert Laws, woran Ludivine Issambourg mit ihrem Album „Outlaws“ etwas ändern möchte. Ausgestattet mit drei verschiedenen Flöten, liefert die Pariserin auf ihrem Solo-Debüt eine gelungene Hommage mit zehn funkigen und groovigen Tracks. Sonst bei der Band Antiloops aktiv ist, bekommt Issambourg auf „Outlaws“ von einem anderen Pool an französischen Musikern Unterstützung – mit dabei ist etwa eine Hammond-Orgel, ein Clavinet und ein Rhodes.

Miles Singleton – Invert

Ein beachtliches Debüt hat Miles Singleton mit „Invert“ hingelegt. Das kurze Album des in der Schweiz lebenden US-Produzenten bietet glasklaren, entspannten Sound. Die neun Tracks fallen soulig und wavy aus, sind hochwertig ausgestaltet. Dass das Album sehr persönlich ausfällt und Miles Singleton viel Emotion reingesteckt hat, verdeutlicht nicht nur der Beitext, der auf „Songs that take the listener through highs and lows of a young man’s life“ hinweist. Neben paar rein instrumentalen Nummern und drei Vocal-Features ist etwa auf dem Interlude „Beauty Of It“ der Vater des Produzenten zu hören, der fast tränenselig über verlorene Werte früherer (Musik-)Generationen spricht, für mehr Positivität und Bodenhaftung plädiert. Obwohl es stellenweise ziemlich aufgeladen ist, eignet sich „Invert“ perfekt zum entspannten Dasitzen und Versinken.

Frenic – Monomyth Pt. 3

Mit „Return“ vollendete Frenic im Februar seine Trilogie „Monomyth“, übersetzt Heldenreise. In der Namensgebung auf Joseph Campbells Buch „The Hero with a Thousand Faces“ basierend, hat der in der TripHop-Metropole Bristol lebende Produzent den griechischen Titel nicht zufällig gewählt. Seinen Ursprung nahm das Projekt im Rahmen einer Tour, als er viel Zeit in griechischen Plattenläden verbrachte, vor allem traditionelle Musik entdeckte und sie folglich für seine Tracks verwendete. Beim Nachfolger von „Separation“ und „Initiation“ setzt Frenic auf gewohnte Stärken, die SP-404-Produktionen fallen eingängig aus, vereinen Soundtrack-Charakter und Kopfnick-Potenzial.

wave Groove – Conflux

Mit „Conflux“ hat wave Groove kürzlich die vierte Ausgabe seiner „Time Traveller“-Reihe via Beat Cinema. veröffentlicht. Der kalifornische Produzent bezieht sich mit dem Zeitreise-Thema vor allem auf die persönliche Entwicklung. Mit den neuen Tracks bleibt er sich treu, liefert bassbetonte Beats, die verspielt ausfallen und teilweise weit in den elektronischen Bereich hineinreichen. Die Basslines fallen markant aus, vor allem jene von „Earthbound“ weckt durchaus Erinnerungen an Brenks Produktionen. wave Grooves Sound ist aber definitiv eigenständig genug, wie die ruhigeren Tracks gegen Ende unterstreichen.

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haircuts for men – nothing special, nothing wonderful

Viele Produzenten widmen sich Chillhop- und Vaporwave-Klängen, kaum jemand bekommt sie konstant so stimmig hin wie haircuts for men. Das beweist der Produzent aus Honululu mit regelmäßigem Output. Sein Rezept ist simpel: Catchige Loops, ausgestaltet mit smoothen Synths, groovigen Drum-Pattern und häufig dezentem Saxophon-Einsatz. Klingt meist wie aus einem Guss und sticht schnell aus der Masse heraus. Die meist über fünfminütigen Tracks auf „nothing special, nothing wonderful“ fallen wie gewohnt äußerst entspannt aus. So mancher Titel wie „jerking off to heavens gate“ oder „rage boner“ lässt Fragen offen. Wie auch immer letztlich sorgt haircuts for men für ein gelungenes Instrumental-Release, das gratis via Bandcamp erhältlich ist. Seitdem der Produzent 2018 kurzzeitig alles aufgrund ungeklärter Samples von der Seite nehmen musste, sind übrigens auch seine vorherigen Werke kostenlos verfügbar.

HTN – Off Top Pt. 2

Drei Jahre nach seinem Solodebüt „Off Top“ liefert der Hamburger HTN die Fortsetzung über seine musikalische Heimat Krekpek Records. Zuletzt sorgte er unter anderem für die musikalische Untermalung seines zweiten gemeinsamen Projekts mit eloquent „Volume Two“, nun also wieder rein instrumentale Tracks, die auch oder noch besser ohne Stimmbegleitung funktionieren. Die 17 Tracks gestalten sich abwechslungsreich und zeitlos, vereinzelt werden sie abgerundet mit passenden Cuts von Chinch 33.

Phoniks – Time goes by

Obwohl schon länger im Game, bekam Phoniks erst durch die Netflix-Produktion „Underdogs“ größere Bekanntheit. Vorher gab es etwa einige Remix-Alben und Projekte mit den Underground-Rappern Awon und Anti-Lilly. 2018 ist das Solodebüt „Down to Earth erschienen, kürzlich folgte mit „Time goes by“ ein weiteres Instrumentalwerk. Wie die meisten Beats des US-Produzenten besticht das Album durch entspannte Jazz-Samples, Filmzitate und trotz einer Länge von 18 Tracks eine gewisse Kurzweiligkeit.

Cookin Soul – 4 Dilla Vol. 1-5

Der 7. Februar ist traditionell auch der szeneinterne J Dilla– und Nujabes-Gedenktag und es vergeht kein Jahr, an dem an diesem Tag keine Hommage in irgendeiner Form erscheint. Der spanische Produzent ist neben Produktionen für US-Rapper für diverse Remix- und Tribute-Alben bekannt. J Dilla widmet er eine fünfteilige Serie mit Beats, die zum Teil schon länger veröffentlicht wurden, aber nun gesammelt als Vinyl erhältlich sind. Die Tracks pendeln sich bei den erwarteten 90 BPM ein, soulige Samples lassen das Dilla-Feeling aufleben, der nach wie vor einen hörbaren Einfluss auf die Szene hat.

POSTPARTUM.

Leider gab es im Februar ausnahmsweise kein neues POSTPARTUM. – Albu,. dafür aber umso mehr neue PPT-DS-Parts. Mit damaa.beats, AK420, 8cee, JoDu und SicknessMP steuern gleich fünf Leute je zwei Tracks bei, die durchgehend überzeugen. Das Format stellt allgemein eine nette Abwechslung zu ganzen Alben dar.

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