Now Reading
Beatshizzle (Juli/17) // Beats & Instrumentals

Beatshizzle (Juli/17) // Beats & Instrumentals

https://open.spotify.com/album/2jKIeSnv9WlsjWVB1nOxkH
Eine kleine Auswahl der im Juli erschienenen Releases

In dieser Reihe widmen wir uns monatlich den neuen Releases der Beat- und Instrumental-Szene. Das Meer an großartigen Beats wird von Tag zu Tag größer und nur die wenigsten Produzenten erhalten gerechtfertigte Credits. Darüber hinaus gibt es regelmäßige Instrumentalreihen – viele der Projekte gehen allerdings in der Flut an Releases einfach unter und werden nicht mit einem eigenen Artikel gewürdigt. Dennoch sind sie relevant genug, um ihnen eine Plattform zu bieten. Mit dieser Folge feiern wir übrigens das einjährige bestehen dieser Rubrik, vielen Dank an dieser Stelle an alle regelmäßigen Leser, sowie die Künstler und Labels, die Monat für Monat genug Input geben!

The Pollyseeds – Sounds Of Crenshaw Vol. 1

Der Multiinstrumentalist und Produzent Terrace Martin, der seit einigen Jahren vor allem in HipHop-, und Jazz-Gefilden aktiv ist und dabei besonders durch seine Zusammenarbeit mit Kendrick Lamar Bekanntheit erlangt hat, hat kürzlich mit The Pollyseeds eine Supergroup gegründet, die im Juli mit „Sounds Of Crenshaw“ ein imposantes Debütalbum veröffentlicht hat. Mit an Bord sind etwa Robert Glasper oder Kamasi Washington, die die gemeinsam mit Terrace Martin und einigen weiteren Kollegen aufgenommenen Tracks als Hommage an Crenshaw, einen eher schlecht situierten Stadtteil im Süden von Los Angeles, konzipiert haben. The Pollyseeds überzeugen jedenfalls durch einen mit diversen Instrumenten ausgeformten Mix verschiedener Einflüsse, bei dem nicht nur Jazz-, (Neo-)Soul, R&B- und West-Coast-Elemente harmonisch ineinandergreifen. Da sind merklich Meister am Werk. – Simon Nowak

Illinformed – The Age Of Ignorance

Neben dem aktuellen Fliptrix-Album und einigen weiteren High-Focus-Tracks hat Illinformed zuletzt auch zwei Nummern für die Debüt-EP des in Wien lebenden Rap-Quereinsteigers Philiam Shakesbeat produziert. Nun hat sich der begnadete Beatbastler aus England wieder Zeit für ein Solowerk genommen. Die elf von Soul-Einflüssen geprägten Beats auf „The Age Of Ignorance“ weisen ein gewohnt hohes Kopfnicker-Potenzial auf, erschienen darüber hinaus ziemlich soundtrackartig. – Simon Nowak

Flamingosis – A Groovy Thing

Vor einem Jahr haben wir in unserer ersten Beatshizzle-Ausgabe Flamingosis anlässlich seines Albums „Bright Moments“ als Produzent von „HipHop-Funk-Hybriden“ bezeichnet. 12 Monate später präsentiert der Beatbastler aus New Jersey sein Nachfolgewerk (Nomen est omen!): „A Groovy Thing“, das ebenfalls gratis zu haben ist, überzeugt mit 18 funky Instrumentals, die reich an sommerlichen Vibes sind und sich damit hervorragend als musikalischer Begleiter für die kommenden Tage und Wochen eignen. – Simon Nowak

Mirac – Wavetable Manners

Auf seiner ersten Beat-EP widmet sich der Rapper und Produzent Mirac elektronischen Klängen. Auf „Wavetable Manners“ möchte er Trap, Grime und weiteren basslastigen Styles verknüpfen und somit die heimische Produzentenszene mit internationalem Flair übersäen – business as usual für Künstler aus dem Hause Duzz Down San. Die fünf Synth-Bretter sind zwar nicht immer leicht verdaulich, haben aber durchaus Suchtpotenzial. Temporär einsetzende, kaum kontrollierbare Zuckungen lassen sich beim Hören allerdings schwer vermeiden. – Simon Nowak

Don Leisure – Shaboo

Don Leisure von der Darkhouse Family widmet sein neues Beattape „Shaboo“ einem besonders schillernden, gleichnamigen Familienmitglied. Der Onkel des Walisischen Produzenten soll – nachdem er in Kenia aufgewachsen ist – nach London getrampt sein, um eine Karriere als Bollywood-Schauspieler einzuschlagen. Der leidenschaftliche Tabla-Spieler inspirierte Don Leisure auf musikalischer Ebene stark. „Shaboo“ überzeugt jedenfalls als launiger instrumentaler Mix, bei dem überwiegend 80er-Jahre-Platten und -Breaks und reichlich Funk-Elemente zur Geltung kommen. – Simon Nowak

Aver – Die Berlin Dateien

Seit einigen Jahren ist Aver als Rapper und Produzent des Kollektivs The National Curriculum aktiv. Kürzlich hat der Künstler aus Manchester erstmals eine Instrumental-LP veröffentlicht, die er während eines längeren Berlin-Aufenthaltes produziert hat. Bei Deutsch sprechenden Hörern kann bereits das Intro eine temporäre Annäherung der Augenbrauen mit dem Haaransatz auslösen: So ertönt eine weibliche Stimme, die in origineller Manier einleitet: „Ein Eindruck, wie es ist, als dumme englische Person, die HipHop macht, in Deutschland zu leben.“ Die Stimme ist auch auf in weiter Folge mehrmals vertreten. Insgesamt verfügen die 16 Tracks über einen abstrakten, düsteren Flavour, sie gehen aber trotz ihrer Komplexität gut ins Ohr. – Simon Nowak

Kunfu – Attacking with the Smoothness

Nachdem der Nürnberger Kunfu in der Vergangenheit unter anderem kleinere Releases über Digging Around The Minds Flava verzeichnen konnte, erschien dieser tage mit „Attacking with the Smoothness“ das erste Album. Hierfür werden zwar auch ein paar alte Tracks wiederverarbeitet, die allerdings in den seit dem ersten Release nicht an Qualität eingebüßt haben und gut zum Gesamtwerk passen. Der Titel fasst das Album unterdessen eigentlich perfekt zusammen, an Smoothness ist das Album schwer zu toppen, auch MF Eistee, DJ Obsolete und Eto Paranoia haben ihre Spuren auf dem Tape hinterlassen.  – Simon Huber

Frameworks – Kings

Das vor einiger Zeit von Emancipator gegründete Label Loci Records hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend zu einer der wichtigsten Downtempo-Adressen gemausert. Das untermauert auch das frischeste Release von Frameworks. Der Brite liefert mit seinem zweiten Longplayer „Kings“ ein rundum gelungenes Werk. Dabei setzt er seinen beim Debütalbum „Tides“ eingeschlagenen Weg mit entspannten, melodischen und teils ziemlich verträumten Klängen bei durchaus hohen BPM-Werten fort. – Simon Nowak

Mr. Käfer – Travelin

Seit einiger Zeit ist der Name Mr. Käfer auf diversen Samplern oder Tracklists einiger Salzburger Kollegen wie JamalJabiby oder dem Dunklen Führer zu finden, wirkliche Infos zu der Person dahinter gab es allerdings kaum. Über POSTPARTUM. erschien dieser Tage endlich ein Soloalbum und scheint gut anzukommen – innerhalb weniger Tage waren sowohl Tape als auch Vinyl ausverkauft. Vollkommen zu Recht, mit „Travelin“ reiht sich Mr. Käfer endgültig in die Liste doper österreichischer Nachwuchsproduzenten ein. – Simon Huber

Oskar Hahn – Vater & Sohn

Die musikalische Sozialisation ist von Jahrzehnt zu Jahrzehnt unterschiedlich. An sich auch nichts verwerfliches, steht Musik oft auch für die symbolische Rebellion gegen die Vorgängergenerationen. Dass man das Ganze auch in Einklang bringen kann, beweist Produzent Oskar Hahn, bekannt aus dem Kollektiv Durch Drauf Records, der zusammen mit seinem Vater eine im HipHop bis dato wohl einzigartige Platte aufgenommen hat. „Vater & Sohn“ vereint die Musik zweier Generationen, Jazz & HipHop, eines Saxophonisten mit der eines HipHop-Produzenten auf einem konstant hohen Niveau. Persönlicher Favorit des Monats! – Simon Huber

DerRalle – Am Strand

Würde man das Cover nur kurz überfliegen, könnte man meinen, es handelt sich um ein typisches „Sommeralbum“ mit sommerlichem Titel, passendem Cover und fröhlicher Musik. „Am Strand“ vom 2zg-Member DerRalle aber ist anders und zeichnet die negativen Seiten des Massentourismus ab. Auch wenn musikalisch trotzdem meist die Gelassenheit überwiegt, reißt es einen mit Tracks wie „Steh auf“ schnell wieder aus der Urlaubsidylle. Vielleicht sollte man aber auch einfach weniger interpretieren und mehr genießen. – Simon Huber

Knxwledge – HEX.10.8_

Die „Hexual Sealings“ von Knxwledge gehen in die nächste Runde. Die wievielte eigentlich? Schwierig zu sagen, denn die Betitelungen und Nummerierungen des Stones-Throw-Producers werden stetig kryptischer. Eigentlich eh irrelevant, denn wie immer sind einige schöne, gemütvoll gestaltete Instrumentals vertreten. – Simon Nowak

Sansimo – Träumer

Mit „Träumer“ hat Sansimo alles richtig gemacht. Nicht nur auf musikalischer Ebene überzeugt das zweite Album des Wahl-Wieners mit seinen – wer hätte es geahnt? – verträumten Instrumentals, der Künstler spendet darüber hinaus sämtliche Einnahmen aus dem digitalen Verkauf an Viva con Agua, einer Organisation, die sich für den freien Zugang zu Trinkwasser einsetzt. Hut ab! – Simon Huber

Budamunk & Fitz Ambrose – Budabrose 2

Watch out for the „Budabrose“! Der in der Japanischen Beatszene etablierte Budamunk(y) sowie sein kanadischer Compañero Fitz Ambrose, der nun ebenfalls in Tokio lebt, haben sich bereits zum zweiten Mal für ein Instrumentalalbum vereinigt. Die beiden 90er-Jahre-Afficionados liefern erneut jede Menge wavy Material: „14 tracks that undoubteblly will carry you to the enchanted hip-hop and instrumental world as if you were born collaging the rich flavor that the history of black music fostered.“ – Simon Nowak

 Mogillah – In Livin‘ Color

Der in Baltimore stationierte Mogillah ist – wie auch Budamunk & Fitz Ambrose – Teil von Paxico Records. Er widmet sein neues, mit Nuancenreichtum punktendes Beattape „In Livin‘ Color“ seinen afrikanischen Vorfahren: „They can be a tremendous source of healing, guidance, and companionship.“ – Simon Nowak

The Stuyvesants – Finally

Nach einer längeren Schaffenspause melden sich The Stuyvesants mit 30 neuen Instrumentals zurück. Das Produzenten-Duo hat knapp drei Jahre am neuen Album gearbeitet – gut, dass es „Finally“ draußen ist. Freshe, mit reichlich Soul und Funk garnierte Tunes straight outta NYC gehen schließlich immer. – Simon Nowak

Borealism – Ripples in the Stream

Atmosphärische, leicht verträumte Klänge liefert Borealism auf seinem zweiten Album „Ripples in the Stream“, das über das ambitionierte kanadische Beat-Label Inner Ocean Records erschienen ist. Darauf vertreten sind elf entspannte Instrumentals, die stets stimmungsvoll – mal bedrückt, mal heiter – erscheinen. – Simon Nowak

See Also

L One – Farska LP

Der Münchner L One hat auf seinem neuesten Album „Farska“ die Idylle kroatischer Strände musikalisch umgesetzt. bereits in den Jahren 2014 und 2015 entstanden die Skizzen zu „Farska“, jeweils benannt nach den tags zuvor konsumierten Speisen und Getränken. Erschienen ist das Album über die neue Plattform Beat Art Departement, die ebenfalls in München ansässig ist. Passender Sound für die Urlaubszeit – nicht nur in Kroatien! – Simon Huber

Various Artists

Neben dem jüngsten Release der stetig wechselnden Formation The Jazz Jousters sind im Juli auch zwei klassische Label-Compilations erschienen. Während sich für „Beats in Cycle“ von Hermit City Recordings ausschließlich Produzenten aus Japan zusammengeschlossen haben, sind auf dem zweiten Chillhop-Sampler größtenteils europäische Beatbastler vertreten.

Rhythm Roulette

https://www.youtube.com/watch?v=MBN3NEqcM5w

Weitere:

 

 

View Comments (0)

Leave a Reply

Your email address will not be published.