Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
1/3 Instrumentals, 1/3 Underground-Deutschrap, 1/3 Emotrap, wo hoid jemand bissi…
In dieser Reihe widmen wir uns (mehr oder weniger) monatlich den neuen Releases der Beat- und Instrumental-Szene. Das Meer an großartigen Beats wird von Tag zu Tag größer und nur die wenigsten Produzenten erhalten gerechtfertigte Credits. Darüber hinaus gibt es regelmäßige Instrumentalreihen – viele der Projekte gehen allerdings in der Flut an Releases einfach unter und werden nicht mit eigenen Artikeln gewürdigt. Dennoch sind sie relevant genug, um ihnen eine Plattform zu bieten.
Wie gewohnt haben wir unsere Spotify-Playlist mit den neuen Releases aktualisiert.
Àbáse – Laroyê
Dass Àbáse viel herumkommt, ist seinen Tracks anzuhören. Der Multiinstrumentalist, Produzent und DJ aus Ungarn reist aber regelmäßig um die Welt, um Grooves einzufangen. Vier Jahre arbeitete er so an „Laroyê”, das am 5. November über Oshu Records erschienen ist. Selten treffen inflationär verwendete Worte wie „Einzigartig“ so auf ein Werk so zu wie auf das Debütalbum des Wahlberliners. Die Tracks bieten einen sehr interessanten und hochwertig produzierten Mix aus brasilianischen Rhythmen, westafrikanischen Klängen, Electronic-, HipHop- und Jazz-Einflüssen und teils polyrhytmischen Strukturen. Einige wenige Nummern sind rein instrumental, die weiteren mit Vocals versehen.
Der Name Àbáse kommt aus der Sprache des vor allem in Nigeria lebenden Volkes Yoruba und bedeutet Kollaboration. „Laroyê” ist quasi zugleich ein Tagebuch eines reisenden Musikers und eine Hommage an afro-brasilianische Kultur. „A project showcasing the deep beauty of African heritage in Brazil while combining it with contemporary elements, further contributing to the artistic dialogue of seemingly distant cultures”, schreibt das Label dazu. Àbáse hat 2017 einige Monate in Rio de Janeiro und Salvador verbracht, um in Sessions mit einigen lokalen Samba-, MPB-, Candomoblé- und Funk-Carioca-Musiker*innen zusammenzuwirken. Dementsprechend abwechslungsreich klingt das Endprodukt. Abseits vom Soloprojekt begleitet Àbáse etwa als Keyboarder den nigerianischen (Neo-)Soulsänger Wayne Snow sowie die Jazz-Crew Zeitgeist Freedom Energy Exchange. Ebenfalls zwei sehr spannende Projekte mit seiner Beteiligung. Àbáse ist ein Musiker, den man am Zettel haben sollte.
Spectacular Diagnostics – Ancient Methods
Schon in den vergangenen Jahren zählte Spectacular Diagnostics zu den aktivsten Vertretern seiner Zunft, sein Releasekatalog ist dementsprechend bestückt. Sowohl mit Soloalben wie „Raw Unknown“ oder dem im Mai erschienenen „Natural Mechanics“, als auch mit Produktionen für Rapper wie Quelle Chris, Jeremiah Jae, R.A.P. Ferreira oder Westside Gunn. Auf „Ancient Methods“ bleibt sich der Beatmaker aus Chicago treu und liefert abstrakt angehauchte bis abgespacte Kopfnicker. Auf den Tracks tummeln sich Sci-Fi-Samples, etwa ergänzt durch Jazz-Keys oder Bollywood-Schnipsel. Drei der Tracks bieten ergänzende Rap-Vocals – neben den Armand Hammer-Rappern Billy Woods und Elucid ist Nosaj zu hören.
Der Titel “Ancient Methods” geht für Spectacular Diagnostics Hand in Hand mit seiner Art zu produzieren. „I still primarily sample from vinyl and physically dig for records. Even all the movie dialogues. So in some ways, I feel like a dinosaur in the way I work and approach my creative process”, sagt er. Ein Prozess, der zu einem sehr homogenen Album und einem seiner bisher stärksten Werke führte. Dass alte Methoden und Freshness einander nicht ausschließen, sollte ohnehin klar sein.
Mono:Massive & Alexander Wirth – Gutter Tales Vol. 1
Zwei Jahre ist es mittlerweile her, dass Mono:Massive zusammen mit DJ Buzz das Album „Play“ veröffentlicht hat. Nun macht er nun gemeinsame Sache mit Alexander Wirth, dem Mitgründer des Wiener Electronic-Labels Leap Records. Eine neue Tirol-Wien-Connection also? Nicht ganz, denn die beiden haben schon 2018 gemeinsam am Album „City Slices“ gearbeitet. Wie beim Debüt als Duo dominiert auf dem ersten Teil der Reihe „Gutter Tales“ klassischer, jazzlastiger Boombap- und TripHop-Sound mit organischer Note und schönen Groove-Pattern. Wie es nunmal von Projekten, an denen Mono:Massive beteiligt ist, zu erwarten ist, eine runde Sache. Während Smokey Joe auf knapp der Hälfte des Albums als Gastproduzent vertreten ist, haben sich auch Bruder Clemento und DJ Sight an je einer Nummer beteiligt.
Loopbiz – Heavy Crop
Mit geschultem Gehör, nicht zuletzt durch seine Tätigkeit als Tonmeister/Sounddesigner für diverse Film- und Medienproduktionen, arbeitet Loopbiz als Solokünstler an eigenen Projekten. Die Erfahrung im Soundbereich ist den Releases des Wieners anzuhören. Er veröffentlichte Ende November die „Heavy Crop“-EP als Nachfolger der 2020 erschienenen „Glitvch“-EP. Die fünf neuen Tracks bieten gewohnt bassbetonten, eingängigen und schön ausproduzierten Sound zwischen HipHop und Electronic. So dringen etwa 2-Step- und House-Elemente durch. Loopbiz hat nicht nur jeden Soundschritt, sondern auch das Artwork selbst gestaltet. Feine Sache.
Twit One – AUDDA Control
Kurz vor Jahresende legte Twit One überraschend noch ein zweites Album nach „Objets Trouvés“ nach. Während selbiges unerwarteterweise in der Szene vergleichsweise mäßig aufgenommen wurde, kann „AUDDA Control“ wieder mit Kölns finest Cool-Bap punkten. Vielseitige Features, Trademark-Sound und laidback LoFi ergeben ein stimmiges Gesamtwerk.
Shota Hirama – Apartment
Schon viele Jahre aktiv, aber erst jetzt auf unserem Radar ist Shota Hirama. Der in Tokio stationierte Produzent aus New York und Gründer des Labels Signal Dada hat mit „Apartment“ kürzlich sein neuntes Album veröffentlicht. Daheim aufgenommen, sind die Tracks ein nicht nachbearbeiteter Live-Mitschnitt aus seinem Set-up mit zwei Turntables und einer Drum Machine. Dementsprechend minimalistisch ist Shota Hirama an die Sache herangegangen, aber er hat viel daraus gemacht. Repetitiv, trippig und eingängig gestaltet, dringen bei den Klängen, die übers Broken-Beat-/HipHop-Spektrum rausgehen, immer wieder bekannte Rhythmen und Samples durch.
Rejoicer – Voodoo at Home
Mit zwei anderen musikalischen Schmelztiegeln verbunden ist Rejoicer. Der Gründer des Tel Aviver Labels Raw Tape Records verbringt viel Zeit in Los Angeles, hat in den vergangenen Jahren die wonky Instrumentalalben „Energy Dreams“ und „Spiritual Sleaze“ via Stones Throw Records veröffentlicht. Mit seinem neuen Album verbindet der Produzent die beiden Welten. In THC-beeinflussten Sessions an beiden Orten entstanden, haben ihn die israelischen Instrumentalistenkollegen Nitai Hershkovits und Amir Breser unterstützt. Das Trio hat mit den psychedelischen, jazzig bis funkigen Instrumentals auf „Voodoo at Home“ sehr interessante Tracks kreiert – und einen speziellen Vibe, der den Charakter der Aufnahmen gut widerspiegeln dürfte.
Psalm Trees – caso de amor brasileiro
Der Titel deutet bereits an, was einen beim Hören des neuen Albums von Psalm Trees erwartet. Der in Südafrika stationierte UK-Produzent blickt gezielt über den Atlantik. Er hat die 14 Tracks ganz seiner Leidenschaft für brasilianische Musik gewidmet, dafür einige Klassiker aus den 1970er-Jahren als Samples in seine Tracks einfließen lassen. Ohne die Originale allzu sehr in den Vordergrund zu rücken, dringen die Einflüsse schön durch und geben den entspannten Tracks eine besondere Identität. Eines der stimmigsten LoFi-Releases des abgelaufenen Jahres.
Marco Polo – MP On The MP: The Beat Tape Vol. 2
Kein großer Innovator, aber zweifellos eine Größe in der US-Produzentenszene ist Marco Polo. Der in Brooklyn lebende Kanadier orientiert sich vor allem am Sound der 90er und liefert beständig Boombap-Beats, die traditionsbewusst, aber alles andere als altbacken klingen. Derzeit fährt Marco Polo mehrgleisig. Er ist insbesondere im Duo mit Masta Ace aktiv – heuer soll ein Nachfolger des 2018 erschienenen gemeinsamen Albums „A Breukelen Story“ folgen. Nebenbei fokussiert er sich auf die 2021 gestartete Beat-Reihe „MP On The MP“. Im November ist der zweite Teil erschienen – gewohntes Programm, wie erwartet gut umgesetzt.
The Lion Ranger – Cosmic Calculations
Vor einigen Jahren als Sublabel von Millennium Jazz Music ins Leben gerufen, soll sich TekHedz den elektronischer geprägten Beat-Sphären widmen. The Lion Ranger ist seither ein Stammgast – auf Compilations sowie seinem 2017 erschienenen Solo-Debütalbum „Roar Beats“ hat der Produzent aus Nottingham sein Können gezeigt. Er vereint Sample-Produktionen mit elektronischen Kompositionen und kreiert daraus synthlastigen Kopfnickersound mit kosmischem Charakter. Den eingeschlagenen Weg setzt er nun mit „Cosmic Calculations“ und einigen weiteren fein gestalteten Instrumentaltracks fort. „Quoted as being the soundtrack to an 80’s movie that never existed – Cosmic Calculations is a collection of synth-driven, head-nodding compositions fit for any musical astronaut.“
Singularis – Demure
Gewohnt soulig und bassig geht es auf dem neuen Werk von Singularis zu. Der niederländische Produzent hat mit „Demure“ den Nachfolger des 2020 erschienenen Albums „Insouriance“ veröffentlicht. Die 12 Instrumentals sind zugleich smooth und energiegeladen, stilistisch scheint sich Singularis im meist trappigen Soundbild auszutoben. Mal ist es etwas experimenteller, mal dringt ein klassischer Kopfnicker durch. Sehr ästhetische Sounds, angenehm zu hören und ein heißer Kandidat für Soulection-Playlists.
Bipeula – 21
Dass 2021 in vielerlei Hinsicht kein leichtes Jahr war, ist nichts Neues. Der Münchner Produzent Bipeula, der bislang noch nicht großartig in Erscheinung getreten, aber in der Münchner Szene um LBL und Keller Flavour aktiv ist, hat dieses sonderbare Jahr in Form eines Tapes verarbeitet, das 12 Beats und damit einen pro Monat umfasst, der seine jeweilige Stimmung einfangen soll. Das Ergebnis ist ein vielseitiges, aber zumeist melancholisch angehauchtes Album, das Lust auf mehr macht.
Devour Every Star – Antiquity
Black-Metal- und Trip-Hop-Klänge auf einem Instrumentalalbum kombinieren? Warum nicht, hat sich Devour Every Star gedacht. Angepriesen als „Blackened trip hop for fans of Mamaleek, Ulver, and DJ Shadow“, funktioniert der scheinbar weirde Genreclash auf „Antiquity“ überraschend gut. Die Tracks sind steter Mix aus unheilvollen und unbeschwerten, entspannten Klängen. Die Metal- und Dungeon Synth-artigen Passagen wirken sehr flächig und fügen sich so ganz gut ins Gesamtbild. Ein außergewöhnliches Rezept, das beim Durchhören nach einigen Tracks ein wenig seinen Reiz verliert. Dennoch ein sehr interessantes Album.
Wilczynski x High John – Beats with Brothers Vol. 5
Die „Beats with Brothers“-Reihe von Wilczynski geht in die fünfte Runde. Erneut gibt es eine Kollaboration, diesmal mit High John, dessen Ergebnis auf 7″ verewigt wird. Zwei Produzenten, vier Tracks, die Ausdruck einer Freundschaft und Spaß an der Musik symbolisieren.
7apes – Tales of Two Cities
Als Multiinstrumentalist mit Erfahrungen in Bands verschiedener Genres, kann der Berliner 7apes auf einen vielseitigen Pool an Inspirationen zurückgreifen. Seit 2018 solo aktiv, konnte er mit dem Album „Griptape“ zusammen mit Enaka ein erstes Ausrufezeichen setzen, nun folgt mit „Tales of Two Cities“ das erste Soloalbum. Urban Jazz mit HipHop-Wurzeln, sowie Einflüsse aus Funk, Soul, Afrobeat & Reggae ergeben ein stimmiges Album, das mit hochkarätigen Features wie Joha, Packed Rich, Quinte, the intern, DJ Werd, Dead Rabbit und Kromanteng abgerundet wird.
Various Artists
Weitere
1/3 Instrumentals, 1/3 Underground-Deutschrap, 1/3 Emotrap, wo hoid jemand bissi rumschreit.