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Stromae über seine Zeit in der Hölle: „L’enfer“ // Video

Stromae über seine Zeit in der Hölle: „L’enfer“ // Video

Schonungslos offen zeigt sich der belgische Künstler Stromae auf seiner neuen Video-Single: In „L’enfer“ thematisiert er seine Zeit in der seelischen Hölle, es geht um Einsamkeit, um Suizidgedanken, um einen Zustand, bei dem jeder Zelle so schlecht ist, dass sie kotzen will, wie es Schriftsteller David Foster Wallace in seinem wichtigsten Werk „Unendlicher Spaß“ aus dem Jahr 1996 beschreibt. Über eine Komposition aus Piano und Synths, angereichert mit Streichern und einem Chor-Intro durchlebt Stromae seine dunkelsten Stunden – „Und würde ich uns alle durchzählen/Wären wir viele/Schon verrückt, wie viele Leute diese Gedanken schon hatten/Nur fühl ich mich dadurch nicht weniger einsam“ heißt es darin beispielsweise übersetzt. Diese Lyrics finden im minimalistischen Video ihre Fortsetzung, die dortigen Szenen wecken Erinnerungen an Vincent van Goghs Gemälde „At Eternity’s Gate“ (1890).

Vorgestellt hat Stromae den Song in den Abendnachrichten des französischen TV-Senders TF1 – dort antwortete er auf die Interview-Frage der Journalistin Anne-Claire Coudray, ob Musik ihm aus der Einsamkeit geholfen habe, mit einer Performance von „L’enfer“. Dieser Videoausschnitt ging viral, unter denjenigen, die ihn teilten, war auch der äthiopische WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyrsus.

Musikalische Vielfalt von Stromae

Weltweite Bekanntheit erlangte Stromae, der in seiner Musik HipHop, Electro und World Music vermengt und bürgerlich Paul Van Haver heißt, mit seinem Hit „Alors on danse“ aus dem Album „Cheese“ (2010). Der House-Song bescherte Stromae nicht nur eine Diamant-Schallplatte in Frankreich für über 800.000 verkaufte Einheiten – Stromae wurde dafür weltweit mit Gold- und Platinauszeichnungen überhäuft und landete auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf Platz 1 der Single-Charts. Jahre später erlebte der Song ein Revival im Deutschrap: Für „Beste Leben“ von RAF Camora und Bonez MC sampleten The Cratez den Stromae-Hit. Nach Millionen Views wurde der Song vom YouTube-Kanal der 187 Strassenbande entfernt – laut RAF Camora wollte Stromae keine Zustimmung für die Verwendung des Samples geben, da er unter anderem mit den harten Lyrics des „Palmen aus Plastik“-Duos nicht einverstanden war.

Den immensen Erfolg von „Alors en danse“ konnte Stromae auf seinem zweiten Album „Racine carrée“ (2013) mit dem Track „Papaoutai“ bestätigten – so gab es in Frankreich wieder eine Diamant-Schallplatte. Inhaltlich verarbeitet Stromae auf diesem Track den Verlust seines Vaters, der infolge des Bürgerkriegs in Ruanda 1994 ums Leben kam. Nach „Racine carrée“ zog sich Stromae aus gesundheitlichen Gründen aus dem Musikgeschäft weitgehend zurück, bis er 2020 mit „Multitude“ ein neues Album ankündigte. 2021 veröffentlichte er mit „Santé“ die erste Video-Single aus dem Album. Inspiriert sei sein neues Werk von seiner Mutter und deren Reiseleidenschaft, erzählte Stromae auf TF1. Wie die Mutter bei ihren Reisen wollte er musikalisch verschiedene Orte erkunden – auf „Multitude“ würden sich dann etwa die Klänge der chinesischen Violine Erhu mit brasilianischem Baile Funk vermischen, so Stromae weiter. „Multitude“ erscheint am 4. März 2022.

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