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Cherrie – „Tabanja“ // Video

Cherrie – „Tabanja“ // Video

Cherrie

Cherrie Hersi, schwedische R’n’B-Sängerin mit somalischen Wurzeln und bereits als nordeuropäische Antwort auf Jhené Aiko gefeiert, berichtet mit „Tabanja“ aus dem Stockholmer Ghetto. Stockholmer Ghetto? Ja, denn Schweden gehört einerseits zweifelsfrei zu den reichsten Ländern der Welt, andererseits befindet sich dieser Reichtum primär in Händen der einheimischen Bevölkerung. Immigranten fällt es hingegen schwer, in Schweden Fuß zu fassen: Ein Blick auf die Arbeitslosenzahlen gibt Aufschluss, sind diese bei Immigranten drei Mal so hoch wie bei Einheimischen.

Zwar zeigt sich Schweden, auch in der jüngsten Flüchtlingskrise, als ein Land mit (wünschenswert) liberalen Einwanderungsgesetzen. Bei der Integration der Immigranten in die Gesellschaft herrschen jedoch eklatante Mangel vor. Als Spiegelbild der verfehlten Integrationspolitik fungiert neben dem Malmöer Rosengård der Stadtteil Husby im Bezirk Rinkeby-Kista, gelegen im Norden Stockholms. Nicht nur geografisch von der Stockholmer City getrennt, sondern auch sozio-ökonomisch, steht Husby wie kaum etwas anderes für die Zerrissenheit der schwedischen Bevölkerung. Segregation, Rassismus und Polizeigewalt stehen dort an der Tagesordnung. 2013 entluden sich die jahrelang angestauten Spannungen in Unruhen. Umso zynischer wirkt es, dass wenige Jahre zuvor eine französische Delegation nach Rinkeby geschickt wurde, um zu lernen, wie man weiteren Aufständen in den Banlieues vorbeugen könnte.

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Über dieses beschriebene Setting singt Cherrie Hersi, wie der Titel „Tabanja„, ein schwedischer Slang-Ausdruck für Waffe, schon verrät. Das Video bringt eine düstere, an den französischen Film „La Haine“ erinnernde Stimmung. Pausenlos fliegen die Kugeln, Blutlachen färben den Asphalt. Bedrückend. Aber ein starkes künstlerisches Statement.