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Das Comeback der „Chilla Jam“

Das Comeback der „Chilla Jam“

Ausschnitt aus dem Flyer der ersten „Chilla Jam“ // Alle Fotos von der „Chilla Jam“ zur Verfügung gestellt

Nach langer Pause ist die „Chilla Jam“ seit Dezember 2017 wieder zurück in der Wiener Eventlandschaft. Für das Jahr 2018 haben sich die Organisatoren einiges ausgedacht und das Ziel gesetzt, mit einer Reihe an Veranstaltungen an die glorreichen Tage Ende der 2000er-Jahre anzuknüpfen.

Und das ist gut so. Denn nicht nur solche Formate und Projekte, sondern Figuren wie jene des Masterminds der Jams, Gerhard a.k.a. GG, sind für HipHop in Wien unverzichtbar. Besonders für junge NachwuchskünstlerInnen, die sich vor einem größeren Publikum präsentieren wollen und sich dort auch bei Gelegenheit mit ihren Vorbildern austauschen können, bieten die Jams gute Möglichkeiten. Das Motto „Connecting HipHop People“ ist Programm. Wird mit diesem Rahmen doch versucht, alle möglichen Camps und Fans zusammenzuführen und zu vernetzen.

Logo der „Chilla Jam“

Mastermind GG organisierte bereits 2004 regelmäßig Birthday-Bashes und sammelte 2005/06 erste Erfahrungen als (Mit-) Veranstalter bei den „Na Oida“-Festen (nicht zu verwechseln mit dem Verein „OIDA“). Vorbild und Vorläufer für die „Chilla-Jams“ war dann Mitte der 00er-Jahre die „Burn Da City“-Veranstaltungsreihe. Dort imponierte GG zwar die hohe Qualität bezüglich der Line-Ups, des Equipments und der Versorgung der Künstler. Einige Schwachstellen konnte er allerdings ausmachen, die sich vor allem auf den Kartenverkauf bezogen – mussten sich die Künstler schließlich jeweils selbst um diesen kümmern.

Am 25. Dezember 2007 ging dann in der „Fluc-Wanne“ die erste Auflage der „Jamologie“ mit rund 300 Gästen über die Bühne, der bis zum April 2010 neun weitere Ausgaben folgen sollten. Die Locations wechselten dabei aus Termingründen zwischen „Fluc-Wanne“ und „Viper-Room“. Im Oktober 2010 hieß es mit einem dreitägigen Festival dann „Time to Say Goodbye“. Die Beweggründe dafür? Einerseits der Gedanke, dann aufzuhören, wenn es am schönsten ist, andererseits neue Herausforderungen wie die „OIDA Schmankerlbude“ (2010-2017), „Wienna Chilla“ (2010), „Buskers Festival“ (2010-2013) oder „Rapper lesen Rapper“ (seit 2017).

Flyer: „Time to Say Goodbye“-Festival

 

Zwischen April und Oktober 2010 erschien zudem der „Chilla Jam – Sampler Vol. 1“ (März Records), der in der letzten The Message-Print-Ausgabe (No. 41, Marianne Mendt am Cover) von Jan Braula als „schlussendlich doch leiwande Scheibn“ rezensiert wurde. Einige Mitwirkende des Samplers sind auch heute noch aktiv und mittlerweile zu Wiener Szenegrößen gereift – wie beispielsweise Kreiml & Samurai (noch mit der Wienzeile), Esref (noch mit Raptus) oder Kid Pex, um nur einige zu nennen. Mit dem Sampler ging es dann auch auf Tour durch Österreich.

Flyer zur „Chilla Jam“-Sampler Release Tour 2010

Der Verein „OIDA“ (Verein zur Förderung der Ideen- und Kreativitätsentwicklung), der 2006 gegründet wurde, stand dabei nicht nur hinter diesem Sampler, sondern von Beginn an auch hinter dem Projekt und Konzept „Chilla Jam“, insbesondere durch den Obmann/Gründungsmitglied Mathias Hofbauer.

Nach der Funkstille folgte dann das Revival im Dezember 2017, genau zehn Jahre nach dem Debüt. Die (banale) Grundmotivation, wieder loszulegen, hat sich für GG seit 2007 nicht verändert. Denn in Wien fehlt(e) ein solches Format wie die „Chilla Jam“. Aber vor allem eine prägende Situation im Sommer 2017 bewog ihn dazu, ein Comeback in die Wege zu leiten: Als er mit FreundInnen auf der Donauinsel eine kleine Party veranstaltete, rappte unmittelbar neben ihnen eine Gruppe von Jugendlichen, die seine Neugierde als ewiger Talentescout weckten.

Logo des Vereins „OIDA“

Wie sich im Laufe des dann stattfindenden Gesprächs herausstellen sollte, war einer aus dieser Gruppe RAN DMC, ein junger Rapper aus Floridsdorf, der bereits eigenen Output vorzuweisen hatte. Auch er klagte über das (alte) Leid von Nachwuchskünstlern, geeignete Auftrittsmöglichkeiten in Wien zu finden. Dieses zufällige Aufeinandertreffen war dann der eigentliche Anlass, um die „Chilla Jam“ zu relaunchen, denn dieses junge Talent durfte nach Meinung von GG der Öffentlichkeit nicht vorenthalten werden. Und so kam es dann, dass genau jener junge MC aus Transdanubien als Opener der Jam seinen ersten Gig im Dezember 2017 ablieferte.

Auf junge, neue Nachwuchshoffnungen stößt er meistens aber nicht auf diese Weise, sondern über Empfehlungen, YouTube-Verlinkungen oder Facebook-Werbung. Oder es gibt auch die Möglichkeit bzw. die explizite Aufforderung an junge KünstlerInnen, sich mit ihrem Material direkt an GG via Email oder Facebook zu wenden.

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Beim Revival wurde auf die altbewährten Erfolgsformel gesetzt: Attraktive und abwechslungsreiche Line-Ups mit etablierten und neuen, jungen RapperInnen und Crews, sehr faire Eintrittspreise, gechillte Jamatmosphäre sowie kleine Goodies und Geschenke. Dieses Grundrezept wurde für das Comeback allerdings noch etwas aufgepeppt, zum einen mit dem neuen Programmfixpunkt der Breakdance-Cypher, ein Herzensanliegen der beiden Mitorganisatoren und B-Boys HighTauer und David, zum anderen mit dem Versuch, den Frauenanteil zu steigern beziehungsweise zumindest einen weiblichen Act im Line-Up (im Dezember Samy von Femme DMC, dieses Mal Ms Def) aufbieten zu können. Die „Chilla Jam“ hat sich weiterentwickelt, ihre Bedeutung für die Wiener HipHop-Szene bleibt aber unverändert bestehen. Daran änderte die jahrelange Pause nichts.

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