Covid-19 ist in aller Munde, betroffen sind alle – Arbeitnehmer, Arbeitgeber, große Unternehmen, kleine Unternehmen, und nicht zuletzt Künstlern. Vor zwei Wochen werden in Österreich Großveranstaltungen über 100 Personen verboten, prompt eine Woche später müssen Clubs für unbestimmte Zeit komplett schließen, und damit auch die Konzertmöglichkeiten für Künstlerinnen und Künstler.
Die Musiklandschaft wird gehörig durchgerüttelt – Kunstschaffende müssen ihre Touren absagen, Konzerte werden auf teils noch unbekannte Daten verschoben, Videodrehs werden abgesagt, und Jobs gehen flöten.
Deutschrap ist also wie jeder andere Bereich der Gesellschaft von der Covid-19 Krise betroffen. Doch anstatt zu resignieren, entstehen eigens geschaffene ‘Coroni’-Songs, die mit Zeilen wie ‘Bleib in Quarantäne, ja ich lebe wie auf Hartz. Du tötest alte Menschen, du benimmst dich wie ein Arsch’ wie hier von Longus Mongus / BHZ glänzen. (Siehe auch unseren Sound of the Quarantine) Errdeka widmet sich der Thematik auf eine sehr sozialkritische Art, und erinnert uns nebenbei gleich daran, dass Fleischessen scheiße ist.
„Mir geht’s nicht um mich, mir gehts um Opas und auch Omas. Wir rennen in die Läden stapeln Nudeln, Suppen, Klopapier – nur weil wir uns weiter ernähren müssen von totem Tier. In den Supermärkten Schlangen voller Egoisten“
Errdeka auf Instagram
Auch Podcasts entstheen, wie von SSIO & Xatar. Sie solidarisieren sich, rufen Rapper und deren Fans dazu auf, empathisch zu sein, zusammenzuhalten, nicht zu hamstern, und vor allem zu Hause zu bleiben. Die Alles-egal-Einstellung, die oftmals das Tageslicht erblickt, rückt dabei weit in den Hintergrund. So wie bei Eko Fresh, der auf die Bitte des Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration in Nordrhein Westfalen zu den Jugendlichen durchdringen soll, und dies mit folgenden Worten tat:
„Ich bin ungern der Überbringer von schlechten Neuigkeiten, aber diesmal muss es sein. Freunde, was soll das, sich trotzdem zu treffen, gerade in dieser Zeit? Was sollen Grillpartys? Corona Partys? Das ist doch nicht die richtige Einstellung!“
Eko Fresh via Twitter
Eine schon bestehende und eng vernetzte Community hält auf einmal noch mehr zusammen und zeigt sich als open-minded, aufgeklärt und verantwortungsbewusst gegenüber Risikogruppen.
Was passiert aber nun mit Künstlern, die noch nicht Millionen auf dem Konto liegen haben, die es sich nicht leisten können, einfach mal eine Pause von allem einzulegen?
Viele Künstler sind schwer getroffen, laufende Ausgaben stehen wenig bis keinen Einnahmen gegenüber. Rettungsschirme, wie der, der AKM (Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger) und austro mechana (Urheberrechtsverwertungsgesellschaft für mechanisch-musikalische Urheberrechte) sollen den besagten Künstlern helfen. Notfallfonds von 1 Millionen Euro sollen den Künstlern, die durch die Absagen nun am Existenzminimum leben müssen, zugute kommen.
Um die Situation, in der sich Künstler nun befinden, nachempfinden zu können, haben wir mit OG Keemo, SLAV & YUGO geredet, und ihnen sechs Fragen zu dem Covid-19 Virus und dessen Auswirkungen gestellt.
OG Keemo
The Message: Wie weit betrifft dich die Corona-Krise als Künstler?
OG Keemo: Ich habe das Gefühl, dass ich als Künstler noch privilegierter als Leute in anderen Berufszweigen bin, aber das nervt trotzdem.
Wie weit ist deine Arbeit davon betroffen?
Musik machen können wir immer noch, aber keine Videodrehs, Meetings und Auftritte mehr. Auch die Arbeitsmoral in so einem Klima ist nicht die geilste.
Wirkt sich die Situation auf deinen Jahresplan aus?
Schon ja, aber man kann noch alles anpassen.
Durch die gesetzten Maßnahmen fallen viele Events, Jobs und Drehs weg. Was bedeuten diese Verluste finanziell und in deiner Entwicklung für dich?
Bis jetzt noch nicht allzu schlimm, aber rechne schon damit und hab dementsprechend einkalkuliert, dass der halbe Festivalsommer flöten geht.
Aus der Sicht eines Künstlers: Hätte man mit der Situation anders umgehen sollen oder sind die eingeleiteten Maßnahmen richtig?
Ich glaube, man hätte das von Anfang an und viel früher mit mehr Ernsthaftigkeit und Aufklärung behandeln können.
Welche Initiativen bzw. Unterstützungen bräuchte es in Deutschland nach der Krise für Künstler?
Es gibt keine Versicherung für die verlorenen Festivals, das wär cool, wenn es da was gäbe!
SLAV
The Message: Wie weit betrifft dich die Corona-Krise als Künstler?
SLAV: Im jetzigen Augenblick, betrifft mich die Krise künstlerisch noch nicht. Klar, man macht sich viele Gedanken darüber, aber da ich sehr viel vorgearbeitet habe, habe ich genug Output auf der Seite. Es könnte sich sogar positiv auswirken, da man viel Zeit zu Hause verbringt, dadurch viel schreiben kann und so die wichtigen Dinge reflektiert.
Wie weit ist deine Arbeit davon betroffen?
Vollständig. Also von Konzerten bis zu Studio mit Homies oder Videodrehs.
Allgemein ist eigentlich von Managementseite alles auf Eis gelegt.
Wirkt sich die Situation auf deinen Jahresplan aus?
Boah. Einmal eine 180-Grad-Wendung, die gerade passiert. Eigentlich ist es zurzeit nicht absehbar, was dieses Jahr noch passieren wird – oder nicht.
Durch die gesetzten Maßnahmen fallen viele Events, Jobs und Drehs weg. Was bedeuten diese Verluste finanziell und in deiner Entwicklung für dich?
Ja, halt mies. Finanziell ist es schon schlimm, da man nicht absehen kann, wie es mit Festivals aussieht und wie lange sich das ganze zieht. Zwei Konzerte von mir wurden schon abgesagt, was natürlich einen finanziellen Verlust darstellt. Schließlich habe ich ja schon seit Monaten auf das Geld gesetzt. Auch meine künstlerische Entwicklung ist davon betroffen, da ich Geld für Produktion etc. brauche, um mich entwickeln zu können.
Aus der Sicht eines Künstlers: Hätte man mit der Situation anders umgehen sollen oder sind die eingeleiteten Maßnahmen richtig?
Naja, in Österreich sind die Maßnahmen schon gut getroffen, um Schlimmeres zu verhindern. Es wäre schön, wenn sich mehr Menschen daran halten würden und es nicht als Ferien ansehen. Ich würde an die Menschen appellieren, jetzt die Local-Artists zu streamen, um sie dadurch zu unterstützen.
Welche Initiativen bzw. Unterstützungen bräuchte es in Österreich nach der Krise für Künstler?
Also die AKM hat mit ihrem Förderungsfond für Musiker den ersten Schritt in die richtige Richtung gesetzt. Ich würde es unterstützen, wenn andere Unternehmen da mitziehen.
Jugo Ürdens
The Message: Wie weit betrifft dich die Corona-Krise als Künstler?
Jugo Ürdens: Als Künstler bin ich relativ stark davon betroffen. Vor allem finanziell ist es eine mittelschwere Katastrophe.
Wie weit ist deine Arbeit davon betroffen?
Ich kann nicht mehr wirklich ins Studio fahren und Musik aufnehmen, keine Konzerte spielen. Bereits geplante und fixierte Termine und Kooperationen sind auf unbestimmte Zeit verschoben oder auf Eis gelegt.
Wirkt sich die Situation auf deinen Jahresplan aus?
Es wird alles stark nach hinten verschoben. Planen ist generell ein Ding der Unmöglichkeit.
Durch die gesetzten Maßnahmen fallen viele Events, Jobs und Drehs weg. Was bedeuten diese Verluste finanziell und in deiner Entwicklung für dich?
Vor allem finanziell ist es wie gesagt eine Katastrophe.
Aus der Sicht eines Künstlers: Hätte man mit der Situation anders umgehen sollen oder sind die eingeleiteten Maßnahmen richtig?
Ich erachte die Maßnahmen als sinnvoll und halte mich auch daran.
Ich glaube allerdings, dass wir Jahre mit den (wirtschaftlichen) Folgen zu kämpfen haben werden.
Welche Initiativen bzw. Unterstützungen bräuchte es in Österreich nach der Krise für Künstler?
Eine Art finanzielles Auffangkissen wäre sehr wichtig. Wie das aber genau auszusehen hat, übersteigt meine wirtschaftlichen Kompetenzen.
Ähnliche Posts
- Jugo Ürdens mit einer Straßen-Hymne // Video
Noch Mitte des Monats stand Jugo Ürdens ganz im Manner-Rosa vor der Kamera und rappte über…
- Jugo Ürdens sieht Rosa // Video
Eine Studie von Albert Mannes aus dem Jahr 2012 hat ergeben, dass die Glatze für…
- Jugo Ürdens sagt "Ajde" // Video + EP
Im Juni diesen Jahres listete ein Ranking des Quality of Nationality Index den Wert der diversen Pässe…