Mit „Geld Leben“ liefert Crack Ignaz sein erstes Release im neuen Jahr ab – doch anders als auf „Kirsch“, ist das komplette Album von Homeboy und Beatbastler Wandl produziert. Ein spannendes Kollabo-Projekt, das definitiv hohe Erwartungen hervorgerufen hat. Die Zusammenarbeit der beiden ist nichts Neues, denn Wandl hat auch schon für „Kirsch“ Beats beigesteuert. Doch zu „Kirsch“ steht „Geld Leben“ ziemlich konträr dar, denn entgegen aller Erwartungen ist der Sound nicht von trap- oder cloudlastigen Produktionen geprägt, sondern von warmen Jazz- und Indie-Samples. Unter Wandls Einfluss verändert sich der Sound. Doch die Themen bleiben gleich: Drogen, Bitches, Weed und das Universum sind weiterhin in Ignaz‘ Themenkatalog ganz oben angesiedelt.
Das Album gliedert sich in klare Abschnitte, die sowohl durch Veränderungen im Sound, wie auch diverse Skits und Instrumentale unterstrichen werden – von den insgesamt 18 Tracks sind fünf Skits oder Instrumentale.
„Moch Cash“ legt als zweiter Track des Albums die Messlatte zu Beginn sehr hoch. Mit experimentellem Sound, Trap-Drumsets und knapp 70 BPM hat der Track direkt Ohrwurm-Potential. In gewohnt erhabener Manier, mit einer leichten Prise gut platzierter Arroganz, flowt Ignaz über einen der stärksten Tracks des Albums.
„Schau die Locken, hab die Haar‘ neu sowie Vietnam. Fass nix an, schwör der ganze Look ist filigran.“ – Moch Cash
Weitere Höhepunkte stellen vor allem die weiteren Single-Auskopplungen „James Dean“ und „Rawness“ dar. Beide Beats stechen hörbar hervor und schaffen es, die Hit-Dichte des Albums anzuheben. Neben den bereits genannten sorgen vor allem „Gödlife Pretty Boys“, „Schwarze Dünen“ und „Pluto“ für Aufmerksamkeit. Andere Tracks wie beispielsweise „Lila Lila“ oder „Hello Kitty“ wirken wie nettes Beiwerk zwischen den wirklichen Hits.
Zum Ende des Albums wird der Sound erneut experimentierfreudiger und vertrippt. „Zähne & Augen“ klingt wie ein Bad Trip, verpackt als MP3 – dieses Quäntchen Verrücktheit, das jedes besondere Album irgendwie braucht. Dieser eine Track, den man beim entspannten Hören skipt und dann doch immer wieder bewusst hört.
Ein weiterer Teil des vertrippten Album-Abschlusses ist „Wellen“ – weder Song noch Skit, sondern irgendwas dazwischen. Auf vier Minuten Spielzeit liefert Wandl dem Hörer ein mehr als sanftes und verträumtes Instrumental, während der wasserstoffblonde Feschling seine verträumte Story zum Besten gibt. Klingt seltsam, ist es auch, aber dicht kommt das Ganze doch ziemlich nice. Den Abschluss liefert dann „Ikarus“ mit einem gelungenen Afterglow-Gefühl. Ignaz selbst zog in Interviews – im Bezug auf das Album – den Vergleich zu einem Drogentrip. Die These geht beim Durchhören auf. Auch wenn die Stimmung eher zu einem sommerlichen Releasedate gepasst hätte – aber wie wir von Haftbefehl wissen, kommt Räubermusik ja schließlich im Winter.
Fazit: Das war es dann also. Crack Ignaz hat keinen Spaß an lyrischer Tiefe. Muss er aber auch nicht, denn am Ende zählt das Gesamtwerk und das funktioniert blendend. Wie gewohnt genial und leicht verwirrt – aber dann doch unerwartet anders. Ein Album mit Konzept, aber ohne einheitlichen Sound, weder rund noch eckig und keiner genauen Schublade zugehörig. Die Singles haben ein eher verzerrtes Bild des Albums gegeben. Doch wie bei vielen guten Alben, muss man die Musik wirken lassen – und sie wirkt. Am Ende stellt sich die Frage, wo der Trip von Ignaz und Wandl als Nächstes hingeht. Auf jeden Fall Richtung Sonne – und die Flügel der beiden sind aus Swah und nicht aus Wachs, also quasi unzerstörbar.
Ein Review zu „Kirsch“ findet ihr hier und eine Konzert-Review zum legendären Gig mit LGoony ist hier nachzulesen.
Des Weiteren haben Ignaz und LGoony pünktlich zu ihrem Tourauftakt eine passende Kollabo-EP releast. Mit einer gehörigen Menge Autotune und harten Trap-Bangern geht „Aurora“ genau die Wege, die „Geld Leben“ nicht gegangen ist. Der Download ist kostenlos und ein Reinhören zahlt sich aus. (Download hier!)
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