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Dame – „Lebendig begraben“ // Review

Dame – „Lebendig begraben“ // Review

Dame
(Damestream Records/VÖ: 14.07.2015)

Fast hätte mich Dame in die Irre geführt. Als Konzeptalbum angekündigt, wollte ich schon das mangelnde Konzept auf „Lebendig begraben“ beklagen. Nur: Vielleicht liegt dieses einfach in der Konzeptlosigkeit. Nachdenkliches Schweigen setzt ein. Ja, so muss es gemeint sein, denn thematische Zusammenhänge sucht man auf dem neuen Album des Salzburger Rappers vergebens. Die dazugehörigen Videos geben zwar etwas Aufschluss über das Verhältnis der Tracks zueinander. Beim Hören des Albums erschließt sich dahingehend jedoch gar nichts.

Was aber auch kein Beinbruch wäre, wenn die einzelnen Titel auf „Lebendig begraben“ alle für sich überzeugen würden. Der Konjunktiv wird hier bewusst bemüht, denn empfehlenswertes Material lässt sich auf diesem Album nur spärlich finden. „Meisterschmied“ mit orientalisch anmutenden Beat bietet immerhin einen interessanten Einstieg in das neueste Schaffen der „Hitmaschine“ Dame  und macht durch nerdige Lines über erschlagende Drachen auf sich aufmerksam. Sollte aber wenig verwundern, bei der bekannten Videospiel-Affinität des Rappers. Der nächste Track „Maskenball“ wirkt thematisch hingegen um einige Jahre zu spät. 2015 noch Tracks über Masken- und Hipsterrapper? Nicht mal Fler beklagt sich mehr darüber (und das will was heißen).

Nachdem im anfänglichen Teil des Albums die eigene Realness zur Genüge beschworen wurde, stehen die großen Probleme auf der Tagesordnung – und genau das passiert auf „Tagträume“, ein an Kitsch und Pseudo-Deepness kaum zu überbietender Track. Selbst Klaus Meine von den Scorpions kann von „Tagträume“ noch was lernen. Nicht der einzige Moment, bei dem der Homie Fremdscham vorbeischaut, legt Dame doch auf „Gemüsebeet“ gleich dick nach. Schon thematisch ziemlich cheesy, machen hier die Kinderstimmen im Beat den Rest.

Die folgenden Nummern über die Beziehung Fans-Rapper gestalten sich zwar weniger peinlich, wurden in ähnlicher Machart aber schon tausende Male gehört. Auch „Sorgenkind“ und „Traumreisen“ fallen nur durch nervige Hooks auf und liefern gute Argumente – für die Skip-Taste. Positive Abwechslung bietet hingegen „Lebendig begraben“, wo der Rapper zeigt, zu welchen lyrischen Taten er imstande ist. Detailtreu erzählt Dame von einer Beerdigung aus Sicht eines Scheintoten und liefert damit das Highlight des Albums. Gefällt. Ganz anders das folgende „Paradise“, auf dem solch absurde Handlungen konstruiert werden, dass sogar „Tatort“-Drehbücher im Vergleich alt aussehen. Oder, anders formuliert: Wer Automatikks „Julia“ kennt, dem sei gesagt: Dame übertrifft die Nummer der Nürnberger mit Lockerheit. Autsch.

Ähnlich seltsam auch „Angst“. Die Idee mag zwar stimmig gewesen sein, nur bringt das nichts, wenn die Umsetzung nicht passt. Auf „Rosenkrieg“ greift Dame K.I.Z.s-„Böhses Mädchen“-Thema auf, kann aber bei weitem nicht mit der Version der Berliner mithalten, im Gegenteil: Einzig die Vergleiche im Savas-„Es passiert wie Tomaten“-Style bleiben im Gedächtnis („Rot bin wie die Kappe eines Zirkus-Äffchen“ – really?)

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Was lässt sich also zu „Lebendig begraben“ resümierend sagen? Dames gutes Händchen für Ohrwürmer prägt auch „Lebendig begraben“. Zudem verfügt er zweifelsfrei über eine charakteristische Stimme. Aber da es sich bei Dame um einen Rapper und nicht Andreas Bourani handelt, zählen noch andere Kriterien. Dame rappt auf qualitativ stark schwankenden Beats zwar mal mehr, mal weniger solide – das Problem liegt aber in den Texten, die auf „Lebendig begraben“ nur so von Kitsch und Pathos triefen. Schwere Kost, was umso mehr schade ist, da der Salzburger seine lyrischen Fähigkeiten schon auf beeindruckendere Weise zur Schau gestellt hat.

1 von 5 Ananas