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Die „Fusion“ von Freshmaker und der halben Rapszene // Review

Die „Fusion“ von Freshmaker und der halben Rapszene // Review

Der österreichische Produzent Freshmaker hat bereits Beats an Chartstürmer wie Kollegah und Farid Bang geliefert und damit nicht nur zwei goldene Schallplatten erlangt, sondern auch aufgrund der Mithilfe der soundtechnischen Untermalung von „Bis der Gegner am Boden liegt“ von JBG3 Platin eingeheimst. Zeit also, sein zweites Produzentenalbum „Fusion“ zu veröffentlichen.

Mit 16 Tracks und über 30 Gästen hat „Fusion“ einiges zu bieten. Während Liquit Walker und BOZ auf „Van Damme“ Kritik an der Rapszene üben, untermalt Freshmaker die Beleidigungen und Vorwürfe gegen namentlich nicht genannte Akteure der Szene mit dem passenden Sound: einem klassichen HipHop-Beat mit orientalischen Einflüssen.

Jedoch zeigt Freshmaker ebenso die musikalische Variablität, die er zu bieten hat: Neben harten, metallischen Beats befinden sich auf dem Album auch melodischere Tracks wie „Licht“ mit Splinta828 und Jascha oder „Nur mit dir“ von Timeless und Perrine. Bei jenen Songs merkt man definitiv den soundtechnischen Trend der heutigen Zeit. Auch wenn die Beats nicht gezwungen danach klingen, in der nächsten Shishabar-Playlist zu landen, hören sie sich dennoch etwas nach dem typischen Dancehall-Sound an, den man heutzutage von Rappern wie RAF Camora & Co. gewohnt ist.

Die Musiker bleiben sich selbst und ihrem Sound auf „Fusion“ treu. Ein leicht traurig-wütender Chakuza, Storytelling bei Eko Fresh und Cashmo, auf den Punkt gebrachte Lines und Doubetime-Parts von Dame. Durch die Vielzahl der Gäste ergibt sich jedoch ein eher gemischtes Gesamtbild – sowohl im Sound, als auch im Inhalt der Texte. Während Timeless und Perrine leicht kitschig von verliebten, betrunkenen Nächten erzählen, hält sich die Romantik auf „Fusion“ sonst eher in Grenzen. Denn leider fehlt es dem Album zwischendrin an inhaltlicher Tiefe, einige Parts klingen eher klischeebehaftet-unaufregend, die Thematik bleibt aus.

Fazit: Ein Produceralbum hat es heutzutage wahrscheinlich eher schwer, denn aktuell ist Rap oftmals geprägt von Fantum, Hype, Playlists und sehr ähnlich klingenden Songs. Dass Freshmaker ein versierter Produzent ist, der ausreichend Wissen über sein Tun hat, steht unter Anbetracht seiner Erfolge der Vergangenheit außer Frage. Allerdings stellt die Vielseitigkeit des Albums leider zeitgleich auch seine Schwäche dar, denn dadurch verfolgt „Fusion“ keine klare Linie, weder soundtechnisch noch hinsichtlich der Texte. So kann Freshmaker zwar unzählige Musiker auf seinem Album vereinen und der Welt sein vielfältiges und wandelbares musikalisches Talent zeigen, der bittere Beigeschmack zeigt sich allerdings im unrunden Gesamtbild. Klar stehen bei einem Produceralbum die Beats im Vordergrund. Klar ist dieses gemischte Bild die logische Konsequenz davon, dass über 30 Musiker aus unterschiedlichen Ländern, Kreisen, Milleaus vertreten sind. Aber vielleicht hätte es „Fusion“ und somit Freshmaker und seinen Gästen auch nicht geschadet, eine klare Linie zu verfolgen.

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3,5 von 5 Ananasse