Liebt deutschsprachigen Rap und Taylor McFerrin. In jeder freien Minute…
„Wenn Journalisten über HipHop reden, schalt ab! Weil Falk Schacht Staigers Schwanz im Hals hat“, rappte Sido bereits in einer der jüngsten Videoauskopplungen („Hamdullah„) aus dem neuen Album über seine Schwierigkeiten mit der HipHop-Berichterstattung in Deutschland. Generell rechnen Sido und Kool Savas in „Masafaka“ (lustig-peinliche Aussprache aus Zensurangst?) mit den Massenmedien ab, die angeblich keine Ahnung von HipHop haben. Wenn über den Jugendknast im Fernsehen berichtet wird, läuft Bushido im Hintergrund, ZDF bezeichnet Eko Fresh als Newcomer und Peter Fox als Gangsterrapper, dass der „dumme“ Taff-Moderator Daniel Aminati und Jan Böhmermann selbst rappen, ist erniedrigend und auch in Internetberichten von Noisey und welt.de werden Vorurteile und Lügen über Deutschrap verbreitet. So zumindest die These von Sido.
Auch wenn er damit in vielerlei Hinsicht sicherlich recht hat, haftet seinem Statement doch irgendwie ein komischer Beigeschmack an. War es doch er selbst, der bei Pro7 als Juror in der Castingshow „Popstars“ zu sehen war und Radio-Hits wie „Astronaut“ oder „Bilder im Kopf“ geschaffen hat. Das ist wohl alles andere als ein Versuch, sich vom Mainstream zu distanzieren. Aber vielleicht war das ja auch gar nicht absichtlich. „Erstmal zerren sie uns ins Rampenlicht, doch wenn wir dann Rapper-Sachen machen, sind sie angepisst, denn wir sind nicht angepasst„, heißt es auf „Masafaka“. Das wiederum erinnert an die „Heinzl-Affäre“ im ORF, als Sido im Rahmen seiner Jurortätigkeit für „Die große Chance“ dem neckischen Society-Reporter Dominic Heinzl einen Faustschlag verabreichte und dafür die Castingshow verlassen musste. „Rapper-Sachen“ eben. Und über Pro7 aushauen, aber gleichzeitig bei „Circus Halligalli“, der Sendung von Joko und Klaas, den aktuellen Track zu premieren, zeugt auch davon, dass sich Sido den großen Fernsehsendern nicht anbiedert. Oder davon, dass all die Kritik, die er im Song übt, eigentlich gar nicht ernst gemeint ist, nutzt er ja doch eine der Quoten-Klassiker dazu, seine neue Single vorzustellen. Generell kann festgehalten werden, dass die deutschen Medien HipHop und Rap weniger stiefmütterlich behandeln als die österreichischen. Bis auf ein paar vereinzelte Ausnahmen lässt der österreichische Feuilleton sowohl österreichischen Rap als auch generell österreichische Musik sehr oft links liegen. Meistens sind die heimischen Musiker erst interessant, wenn sie bereits in Deutschland erfolgreich sind. Das soll noch einer verstehen.
DJ Desue hat jedenfalls für den Beat – ähnlich wie bei „Hamdullah“ – wieder in der Samplekiste gegraben. Die Anleihen stammen nur dieses Mal nicht von KRS-One, sondern von KC Da Rookees „Struggle On“ beziehungsweise der noch älteren Version „One Way Ticket“ der 70er-Jahre-Disco-Band Eruption.
Heute erscheint auch Sidos siebentes Album „Das goldene Album“, auf dem ebendieses Kool-Savas-Feature zu hören ist. Es ist erst die zweite Zusammenarbeit der beiden nach dem Gastbeitrag von Sido auf Savas‘ kürzlich erschienenem Mixtape „ESSAHDAMUS„. Im kommenden Jahr geht’s dann auf Tour: Ende Jänner 2017 spielt Sido in Wien, Graz und Innsbruck.
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Liebt deutschsprachigen Rap und Taylor McFerrin. In jeder freien Minute verbessert sie, hievt Beistriche wieder auf ihren richtigen Platz und hält die ganze Bande mit liebevoller Strenge zusammen. Nach dem Dienst im KURIER-Newsroom hört sie dann eine Zugezogen-Maskulin-Platte zum Einschlafen.