Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
Am Donnerstag ist Hans Salomon im Alter von 87 Jahren verstorben. Als Saxofonist, Komponist und Arrangeur prägte er die österreichische Musiklandschaft über Jahrzehnte mit, obendrein arbeitete er mit internationale Größen wie Louis Armstrong, Ella Fitzgrald oder Ray Charles.
Das vielseitige Schaffen der Wiener Jazzlegende mit Anspruch auf Vollständigkeit runterbrechen? Das wäre kein leichtes Unterfangen und würde wohl zu endlosen Auflistungen an Namen und Werken führen. Und das kann Discogs auch. Dieser Artikel soll viel eher einige markante Auszüge und Eckpfeiler aus Salomons Laufbahn in Erinnnerung rufen und würdigen. Dazu ergänzen Fotos, die 2013 im Rahmen einer Galanacht anlässlich seines 80. Geburtstags im Ronacher entstanden sind.
All Stars & Big Band
Die Zeitreise beginnt in den 1950er-Jahren, noch vor dem Ende der Besatzungszeit. Salomon ist Teil der Austrian All Stars und hinterlässt mit Kollegen wie Joe Zawinul erstmals eine Duftmarke in internationalen Jazz-Gefilden. Als Solist überzeugte er bei einem Auftritt etwa den im Publikum sitzenden Miles Davis.
Es folgte eine langjährige Zusammenarbeit mit Johannes Fehring. Zunächst in dessen Johannes Fehring Orchester, anschließend in der von Fehring und Erich Kleinschuster geleiteten ORF–Big Band, die – wie der Name verrät – eng mit dem österreichischen Rundfunk verbunden war. In wechselnder Besetzung stand sie für einen Mix aus elaborierten Jazz- und auf den Massengeschmack abgestimmten Arrangements. Bei TV-Shows und Tourneen traf Salomon auf Unterhaltungsmusiker wie Peter Alexander oder Udo Jürgens. Jahrzehnte später kam Jürgens rund um die Veröffentlichung von Salomons Biografie „Jazz, Frauen und wieder Jazz“ ins Schwärmen, bezeichnete ihn als damals einzigen europäischen Saxofonisten mit Weltgeltung.
Austropop-Pionierarbeit
Trotz seines internationalen Formats blieb Hans Salomon der österreichischen Musiklandschaft stets erhalten. Seine funkige Komposition „Michoui“ diente als Vorlage für die erste Signationsmelodie des Radiosenders Ö3, die bis in die 1980er-Jahre zum Einsatz kam.
Auch abseits davon waren Hans Salomons Kompositionen vor allem in den 1970er-Jahren regelmäßig auf Ö3 zu hören, denn er war an zahlreichen großen Produktionen beteiligt. 1970 komponierte er einen Großteil von Marianne Mendts Debütalbum „Wie a Glockn“, darunter auch den gleichnamigen Hit. Ursprünglich als Fernsehkabarett gedacht, diente die Musik unverhofft als Initialzündung des Austropops – die Idee für den Track kam an einem Abend im Wiener Lokal Fledermaus, als Salomon Mendt erstmals singen hörte. Der ebenfalls anwesende Gerhard Bronner schrieb den Dialekttext dazu.
Auch aus der weniger intensiven Zusammenarbeit mit Arik Brauer geht ein bekannter Track hervor: „Der Spiritus“.
Der wohl einprägsamste von Hans Salomon produzierte Austropop-Hit ist „Alle Menschen san ma zwider“, vorgetragen vom Volksschauspieler und Sänger Kurt Sowinetz. Als Cover/Parodie von Beethovens 9. Sinfonie mit bekannten Klängen und Textfetzen startend, sind die letztlich dem Wiener Grantscherm zugeschnittenen Lyrics bis heute bekannt – auch eine Mundl-Szene dürfte ihren Teil dazu beigetragen haben.
HipHop-Connections
Der Track war Teil des gleichnamigen ersten Sowinetz-Albums, das es Anfang 1973 auf Platz eins in den hiesigen Charts schaffte. Wie auf einigen späteren Sowinetz-Releases arrangierte Salomon einige der funkigeren Nummern, die ihrer Zeit voraus waren. Das trifft auch auf den Folgetrack „Himmel, Fegefeuer, Höll“ zu, der es einigen HipHop-Produzenten angetan hat. So samplete Flip 1995 für das Texta-Debütalbum „Geschmeidig“ den Track für die Nummer „Zwischen den Elementen“. Anlässlich des Releases von „Chop Shop 2: Singende Klingende Unterwelt“ schwärmte auch Brenk Sinatra im Gespräch mit The Message von einer Wahnsinnsnummer mit unglaublichen Drums, die keiner erwarten würde.
Ein weiteres Werk mit späterem HipHop-Bezug ist „Soulsides“ von Art Farmer. Der US-amerikanische Jazz-Trompeter lebte rund zehn Jahre lang in Wien, Salomon lernte ihn über die ORF-Big Band kennen und war an dessen Soloalbum Gentle Eyes“ beteiligt. Er arrangierte einige Nummern, darunter „Soulsides“. Rund 20 Jahre später entwickelte sich der Track zum beliebten Sample, fand auf diesem Weg etwa Wiederverwertung bei „For Da Brothaz“ von Kool G Rap oder „Die Einsamkeit der Klofrau“ von Fettes Brot. 2015 kam auch Figub Brazlevic für „Funky Fresh Copilots“ darauf zurück.
Alles ist Jazz
Dass Hans Salomon in seinen späten Jahren selbst im HipHop-Bereich aktiv wurde, ist seinem Sohn Roman Salomon zu verdanken. Dieser gründete 2000 mit zwei Freunden die HipHop-Formation DeWieners – auch auf Anraten seines Vaters mit dazugehöriger Liveband. Ein nicht ganz uneigennütziger Ratschlag, denn Hans Salomon war in weiterer Folge als Saxofonist selbst Teil davon. Einige Auszüge aus ihrer persönlichen und musikalischen Historie ließen sie 2013 im Rahmen einer Galanacht zu Ehren des 80. Geburtstag von Hans Salomon Revue passieren. Bei der Hommage fällt auch Salomons Zitat „Alles ist Jazz“.
Daniel Shaked begleitete damals die Proben für die Galanacht. Einige dabei enstandene Fotos erinnern auch visuell an einen der größten österreichischen Musiker.
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