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Austeilen statt einstecken: Farid Bang mit „100 Bars“ // Video

Austeilen statt einstecken: Farid Bang mit „100 Bars“ // Video

Farid Bang ist kein Freund von bescheidener Zurückhaltung. Verständlich, liegt in seiner unbändigen Angriffslust ein wesentlicher Schlüssel zum (großen) Erfolg. Ausgeteilt wird daher auch auf „100 Bars“, dem Appetizer zum neuen Album „Blut“. Allerdings zielt Farid diesmal weniger auf seine bisherigen Lieblingsfeindbilder (also vor allem Bottega-Veneta-tragende Rapper aus Berlin), sondern auf rap.de-Chefredakteur Oliver Marquart ab. Der Hintergrund: Farid Bang wirft Oliver Marquart eine unfaire Behandlung seinerseits vor, weil dieser es wagte, ein paar kritischere Fragen (welch Frevel!) in einem Interview zu stellen – gleichzeitig gegenüber einem Bushido, so die Argumentation, diesen Mut nicht aufbringen würde. Interessant, wenn man bedenkt, dass das Banger-Musik-Oberhaupt selbst immer wieder einige Spitzen, die auf Bushido bezogen werden können, in seinen Texten vorbrachte, den Namen des Berliners aber nie explizit nannte („Deutsch-Rap, der eine läuft rum mit Satanskleidern, und der andere wäre ohne Rap, Malermeister“ aus „Benz Mansory“ oder100% und kein halber Araber“ aus „Alphamassaka“).

Sonst beinhalten die „100 Bars“ rührende „Mimimimi“-Zeilen („Majoe rappt nicht im Takt, er hat kein’ eigenen Stil/Rappt er eine Line wie ich, heißt es, er sei ’ne Kopie/Doch halb FFM klingt gleich, alle biten Hafti/Gleicher Reim, gleicher Style und das Gleiche mit Beats/Und was macht ihr? Ihr gebt diesen Spinnern noch Props), zusammenhangloses Material („Und sie fragen mich: „Wie passen deine Texte zum Islam?“/ Doch keiner fragt sich, warum man für die Rechten stimmen darf? – was?) und peinliche Vergleiche („Der Benz Mansory, er ist aus der Portokasse/Wie Rückgelder aus der portugiesischen Stadt). Flowmäßig präsentiert sich Farid Bang zudem auf einem sehr, sehr bescheidenen Niveau. Aber wird dem Düsseldorfer alles nicht jucken, schließlich läuft das Geschäft – sowohl „Blut“ als auch „JBG 3“ mit Kollegah werden sich mit ziemlicher Sicherheit wieder ganz vorne in den Charts platzieren.