Am Donnerstag wurden für zahlreiche Festival-Begeisterte wieder die Pforten zum Fm4 Frequency Festival geöffnet. Auch The Message ist in der bereits 19. Runde wieder mit dabei. Wie in den vorangegangenen Jahren hat sich am Gelände einiges getan: Neben der obligatorischen Flunkyball World Championship gibt es beispielsweise das beachtliche Galactic Fortress – ein riesiger Psy-Trance-Tempel, der fast schon als eigene Stage durchgeht. Ein neuer Blickfang also auf dem riesigen Festivalgelände. Ein Makeover gab es auch für die Space Stage. Links und rechts neben der Bühne gibt es die schon gehabten vier LED-Screens sowie zwei Bildschirme. Die beiden Tribünen kreisen die Stage ein, der Look erinnert beinahe schon an das Tomorrowland Festival und kann sich gut sehen lassen. Im Vergleich dazu erscheint die Green Stage fast schon unauffällig. Schade ist, dass es nach wie vor keine LED-Screens gibt und man sich so doch immer bemühen muss, um auch einen Blick auf das Geschehen auf der Bühne werfen zu können. Vielleicht nächstes Jahr!
Einige Gedanken scheinen sich die Veranstalter in Sachen Umweltschutz gemacht zu haben. So gibt es am Freitag ein eigenes “Fridays for Future” mit Songs und Sprüchen auf der Galactic-Fortress-Bühne. Außerdem wird für jedes mit nach Hause genommene Zelt ein Baum gepflanzt und Jeremy Loops, australischer Singer-Songwriter und Umweltaktivist, durfte am Donnerstagnachmittag die Space Stage für sich beanspruchen. Neben dem schon seit Jahren bestehenden Green Camping also durchaus sinnvolle Ideen. Warum gerade jetzt das Ganze? Weil sich das Team in Zukunft hundertprozentig umweltfreundliche Festivals wünscht und mit gutem Vorbild vorangehen möchte.
Das wollen die Veranstalter – in dem Fall Beat the Fish – augenscheinlich auch in Sachen HipHop. So gibt es auf dem diesjährigen Festival wieder einige große Namen von Trettmann über Capital Bra oder G-Eazy zu sehen. Den Anfang machte Finch Asozial auf der Green Stage, bei dem der Name auch Programm war: “Wir brauchen asoziale Österreicher!”, macht er mehrmals klar. Der für seine unter die Gürtellinie schlagenden Texte bekannte Rapper mit Ostdeutschland-Faible kann die Menge zwar mit “Kein Party ohne Kokain”-Sprechchören mitreißen, entpuppt sich dann aber doch als eher durchschnittlich.
Der Auftritt ist stellenweise eintönig, die Rap-Skills mittelmäßig. Hervorzuheben ist, dass er mit Songs wie “Plattenbau Romantik” und “Richtig saufen” das Publikum zum ein oder anderen Moshpit bewegt. Mit “Abfahrt” liefert er, wie zu erwarten, den wohl stärksten Track und kann sich so doch eine stabile Fanbase sichern.
Danach geht es mit GReeeN auf der gleichnamigen Bühne weiter. Der aus Mannheim stammende Rapper performt schön klar und präsentiert sich sympathisch. Dadurch kann er auch die kleiner werdende Menge, die weiter zum Highlight Billie Eilish wandert, abholen. Er gibt sich gewohnt sozialkritisch und erkort dennoch das Kiffen zu seinem Hauptthema. Und obwohl sein Bühnenbild eher bescheiden erscheint, macht er das mit seinen Flows allemal wieder wett. Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es schließlich mit Dendemann weiter, der mit dem Timing tatsächlich etwas Pech hat. Vor ihm erstreckte sich eine sehr kleine Crowd, während auf der Space Stage Billie Eilish gefühlt alle Besucherinnen und Besucher für sich verbucht.
Mit seinem Album “da nich für!” katapultierte er sich vergangenes Jahr in die Herzen einiger HipHop-Heads und das schafft er auch am Frequency, wenn auch nur für ein paar wenige. Mit seiner gewohnt rauen und kratzigen Stimme rappt er seine Lines astrein und in angenehmer OldSchool-Manier. Das machte er so gut, dass er zwischendurch problemlos einen kurzen Freestyle einbauen kann. Und auch wenn das Publikum fast schon beschämend klein ist, macht Dendemann das durch seine jahrelang erprobten Skills wieder gut.
Mit Ufo361, der seinem Status summa summarum auch Ehre machte, und seinen Delfin-Vibes aus Westberlin gibt es schließlich das erste große Deutschrap-Highlight. Der schwer Autotune-lastige (Überraschung!) Rapper performt solide, ist stellenweise jedoch viel zu leise und basslastig. Seine beachtliche Fanbase scheint das aber nur wenig zu stören. Gerade bei “Ich bin ein Berliner” oder “Balenciaga” rastet die Menge aus und die vielen Plastik-Delfine fliegen nur so in die Luft. Als er dann das Konzert quasi unterbricht, um mit seinen Anhängern Selfies schießen zu können, ist der Abend für Ufo361-Fans perfekt. Insgesamt also kein besonders herausstechender Auftritt, aber dennoch unterhaltsam und solide.
Die zehnköpfige Brassband Moop Mama macht zwischendurch die Weekender Stage unsicher und scheint dabei schon so etwas wie einem fixen Frequency-Ensemble anzugehören, waren die Münchner auch in den vergangenen Jahren das ein oder andere Mal vertreten.
Zurück auf der Green Stage geht es mit Juice Wrld in die vorletzte Runde des heutigen HipHop-Abends. Der erste US-amerikanische Rapper auf dem diesjährigen Frequency konnte dabei relativ überzeugen und die Stimmung für den aus Niedersachsen stammenden Rapper anheizen. Den würdigen und ehrenvollen Abschluss des Green Stage-Abends bringt nämlich mit Alligatoah der richtige Künstler, denn dieser scheint wie bei nahezu jedem seiner Auftritte mit einwandfreien und bösen Lines ganz im Alligatoah-Stil ordentlich abzuliefern.
Fazit: Der erste Tag ist mit vielfältigen und aufregenden HipHop-Acts durchaus gelungen. Während es beim oder anderen in Sachen Performance oder Rap-Skills noch haperte, kam man als Rap-Fan insgesamt doch auf seine Kosten. Bleibt abzuwarten, was die restlichen beiden Tage zu bieten haben, an denen mit großen Namen wie 187 Strassenbande oder Macklemore nicht gespart wurde.
Weitere Einblicke unserer Reporterin Francesca Herr:
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