Understatement ist im HipHop nicht gerade weit verbreitet. Umso überraschender, wenn ein Rapper verkündet, dass er kein lyrischer Champion, sondern nur „your ordinary MC“ sein möchte. Noch überraschender, wenn ebendieser gestandene MC eine Frau Anfang zwanzig ist, die bereits fünf Alben veröffentlicht hat. Gavlyn aus dem San Fernando Valley setzt sich scheinbar gegen alle Widrigkeiten durch.
Nachdem ihr Konzert im vorigen Sommer abgesagt werden musste, findet Gavlyn an diesem Abend wie versprochen zurück nach Österreich. Den Abend im Flex Café eröffnet AliceD, eine junge Rapperin aus Wien, die auf Englisch textet, was heutzutage im deutschsprachigen Raum doch recht ungewöhnlich ist. Obwohl Alice technisch einiges zu bieten hat, klingen die Songs sprachlich stellenweise etwas holprig. Da wird dann auch schon mal way auf day und try auf die gereimt. Sie erzählt selbst, dass sie oft darauf angesprochen werden würde, warum sie eigentlich auf Englisch rappt und gibt anschließend einen Song auf Deutsch, Französisch und Griechisch zum Besten, der so viel souveräner, besser und ausgefeilter klingt, dass sie die Frage vermutlich noch häufiger hören dürfte.
Pünktlich um 21 Uhr beginnt DJ Hoppa das Publikum mit HipHop-Klassikern auf Touren zu bringen. Kaum zu glauben, wie viele Songs man in so kurzer Zeit zu einem einzelnen Track verwursten kann. Doch dann steht Gavlyn schon auf der Bühne und alles ist gut. Von der ersten Minute an nimmt sie den Raum komplett ein. Es gibt Künstler, die eine solche Präsenz haben, dass man sich kaum von ihnen losreißen kann. Gavlyn gehört dazu. Doch auch musikalisch überzeugt sie und beweist am Mikrofon, dass sie live genau so versiert spittet wie im Studio. So spielt sich Gavlyn munter durch ihr Repertoire. Bei älteren Hits wie “LitUp” und “What I Do” hat sie das Publikum natürlich ohnehin auf ihrer Seite. Aber auch Tracks vom neuen Album, zum Beispiel „Pass That“ oder „What You Want“, finden Anklang.
Im Hintergrund setzt DJ Hoppa an den Decks geschickt Akzente. Währenddessen lässt sich Gavlyn von Zuschauern Wodka-Shots servieren und schließt dabei laut eigener Aussage direkt Freundschaften fürs Leben.„Thankful“ ist sie – für Fans, Zuhörer und auch die, die nicht an sie glauben. Mit dieser musikalischen Dankesrede beendet sie nach einer Stunde völlig abrupt die Show und begibt sich – trotz Zugabe-Rufen – direkt zum Merch-Stand, an dem sich entsprechend schnell eine Traube von Fans bildet. Die Zeit, die Gavlyn auf der Bühne eingespart hat, nutzt sie dann ganz bodenständig beim Merchandise für Fotos und Autogramme.
Fazit: Auch wenn der Gig etwas kurz ausfällt, liefert Gavlyn im Flex Café doch komplett ab. Texte und Technik sitzen, ohne dass ihr jemals die Leichtigkeit verloren geht. Eine grundsympathische Performance. Und eines dieser Konzerte, nach dem man als Zuschauer völlig selig nach Hause geht.
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