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GoTV stellt den Betrieb ein

GoTV stellt den Betrieb ein

Nach 20 Jahren geht der österreichische Musiksender GoTV am 31. Mai 2022 das letzte Mal auf Sendung.

Wer nach dem 1. Juni 2022, 3 Uhr im TV nach dem österreichischen Musik-Sender GoTV sucht, wird nicht mehr fündig werden. Zu diesem Zeitpunkt hat der Wiener Sender mit dem Slogan „be part of it“ seinen Betrieb eingestellt, nach 20 Jahren der Sende-Tätigkeit. Als Grund nannte Betreiber Thomas Madersbacher gegenüber dem Standard die hohen Fixkosten, die mittlerweile die Erlöse übertroffen hätten. Zudem habe GoTV mit dem veränderten Medien-Konsum-Verhalten der jungen Zielgruppe zu kämpfen. Das stimmt sicherlich, haben YouTube und Streaming-Plattformen wie Spotify viele Funktionen von Musik-TV obsolet gemacht.

Anzeichen für ein Ende gibt es schon seit einiger Zeit. Zuletzt hatte GoTV bis zu einem Drittel seiner Sendezeit an Teleshopping untervermietet. Da sich GoTV den Transponder mit ORF-Bundesländer-Fenstern teilte, konnte der Sender an manchen Zeiten nur Ton und kein Bild senden. Aus österreichischen Kabelnetzen war der Sender ebenso geflogen wie aus dem deutschen Angebot von Waipu. Der Live-Stream wurde schon vor einiger Zeit deaktiviert, Postings auf den Social-Media-Plattformen waren fast so spärlich wie Aktualisierungen auf der (verwaisten) Homepage.

Hochphase von GoTV in den 00er-Jahren

Seine Hochphase hatte GoTV in den 00er-Jahren, als sich der Sender als sympathische Alternative zu den Branchen-Größen MTV und VIVA präsentierte. Während diese deutschen Sender ihr Kerngeschäft, die Musikvideos, immer stärker vernachlässigten, war bei GoTV das Gegenteil der Fall. Zudem setzte der Sender stark auf Interaktion, etwa bei dem Format „vote“: Dort wurden die via Internet-Voting ermittelten Lieblings-Videos der User gezeigt (ganz typisch für die 00er-Jahre landete dort Bushido oft auf Platz 1). Herzstück war lange Zeit das Format „hosted by“, bei dem Künster*innen selbst ihre Lieblings-Videos vorstellten. Zu den Hosts der Sendungen zählten unter anderem Queens of the Stone Age, Cro, Wanda, Nneka oder RAF Camora. Mit Features lud GoTV auch immer wieder zum Entdecken neuer Künstler*innen ein. 

Abseits der von den Künstler*innen selbst moderierten „hosted by“-Formaten wurde auf Hosts verzichtet. Das Gesicht von GoTV war stets das blau-graue Fernseh-Logo mit Smiley, gestaltet von Axel Stockburger. Auf dem Instagram-Abschieds-Post vergießt der Fernseher eine Träne – und auf der Homepage heißt es: „Wir werden euch wirklich sehr vermissen. Seufz.“