Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
Dank Fear le Funk steht der 7. Dezember mittlerweile traditionell im Zeichen von Detroit. Schließlich konnten die Veranstalter bereits in den Jahren 2014 und 2015 jeweils am selben Tag Guilty Simpson, Phat Kat und weitere namhafte Acts aus der Motor City (Apollo Brown sowie Elzhi) nach Wien locken. Die diesjährige Show findet im Rahmen der Sechs-Jahres-Feier von Fear le Funk in einer leicht abgewandelten Konstellation in der Fluc Wanne statt: Guilty Simpson und Phat Kat erhalten Unterstützung vom New Yorker Percee P. Außerdem runden die Lokalmatadoren Hans Honigbär und Drexor sowie der Wahl-Berliner Kutmah, der nach dem Konzert-Marathon ein DJ-Set spielt, das üppige Programm ab. Zur Einstimmung stellt Drexor seine soeben releaste LP „Tarantula 2“ vor, wobei Dany Kae (fka Däk Intellekt) als Back-up fungiert. Als DJ ist Ra-b Groovebuz im Einsatz, der an diesem Abend sämtliche Rapper an den Decks unterstützt. Der im Hanuschplatzflow-Umfeld verwurzelte Drexor liefert in diesem Rahmen eine grundsolide Releaseshow, die er mit einigen älteren Tracks wie „Tschick“ oder „Zaht mi ned“ garniert. Dass die Location dabei noch relativ schwach besucht ist, greift er mehrmals ironisch auf.
Kurz vor Mitternacht betritt mit Percee P ein East-Coast-Rapper alter Prägung die Bühne, die Fluc Wanne füllt sich rasch auf ein ordentliches Maß. „The Rhyme Inspector“ überrascht mit einem extrem energischen, druckvollen Auftritt, bei dem er abgesehen von kleinen Trink- und Verschnaufpausen sowie kurzen Interaktionen mit der Crowd durchspittet. Das parallele, stark ausgeprägte Herumfuchteln mit den Armen (und Fingern am Mic!) lässt sich wohl schon als Sport bezeichnen – Percee P präsentiert sich als tighter Live-MC und Crowd-Pleaser. Dass beim Rapper aus der South Bronx auch bezüglich Flow alles bestens sitzt, war angesichts seiner technisch ebenso überzeugenden Studioaufnahmen zu erwarten. Im Fluc imponieren besonders die ausgiebig vorgetragenen A-capella-Parts. Sein „92-Shit“ mit Lord Finesse ist offenbar auch 25 Jahre später „Raw Heat“. Selbiges gilt für die Performance der Tracks vom Album „Perseverance“, das gänzlich von Madlib produziert wurde und als Hauptzutat des Auftritts fungiert. Chapeau, Percee P! Das war ganz stark. Ein „Hard act to follow“, der auch ein absolut legitimer Hauptact wäre.
Sein Nachfolger auf der Bühne, Phat Kat, legt mit einer ausgedehnten Hommage an den viel zu früh gestorbenen J Dilla los – aus dem breitgefächerten gemeinsamen Song-Katalog (zeitweise waren die beiden als Duo 1st Down aktiv) zunächst „Featuring Phat Kat“. Bekannte Dilla-Beats wie dieser lösen die erwartete Euphorie bei den Besuchern aus. Auch „Cold Steel“ (wohl der roughste Dilla-Beat überhaupt) sowie die von Black Milk produzierten Banger „Danger“ und „F.A.N.S.“ erscheinen live wunderbar wuchtig. Dass die Boxen zeitweise ein bisschen zum Übersteuern neigen, fällt hier zwar am stärksten auf, soll sich letztlich aber nicht als nennenswerter Störfaktor erweisen. Phat Kat spult souverän sein Programm ab, das er kürzlich durch die gemeinsam mit DJ Dister releaste EP „The S.O.S. Project“ erweitert hat. Ein sehr solider, routinierter Auftritt des sympathischen Detroiters.
Unter viel Beifall folgt ihm Guilty Simpson, der bei einigen hiesigen Rap-Fans ein hohes Standing genießt und somit zu Recht als Main-Act fungiert. „Detroit’s Son“ sorgt bewaffnet mit angenehm-charismatischer Stimme, Hennessy-Shots und bewährten, smooth gehaltenen Raps über das Ghetto-Leben und das gebeutelte Detroit für ein würdiges Konzert-Finale. Dabei spielt er zahlreiche Tracks aus dem von Apollo Brown produzierten Album „Dice Game“, die live besonders gritty rüberkommen und damit den idealen Rahmen finden. Ebenso kommt es zu weiteren Ehrungen von J Dilla, mit dem er an einem Album gearbeitet hat, das leider nicht mehr fertiggestellt werden konnte. Mit „Man’s World“ und „Take Notice“ reißt er jedoch nur zwei der daraus veröffentlichten Tracks an, auf „Stress“ warten die Besucher etwa vergeblich. Kein großes Problem, denn der vom Stones-Throw-Rapper präferierte „Dice Game“-Sound zieht ohnehin wunderbar. Erwartungen wieder einmal erfüllt.
Fazit: Ein ziemlich umfangreich gestaltetes Geburtstagsevent von Fear le Funk, das die Besucher im passabel gefüllten Fluc zufrieden zurücklässt. Mit Percee P, Phat Kat und Guilty Simpson waren drei verdiente Live-MCs zu Gast, die ihr Programm allesamt grundsolide abgespult haben. Der Auftritt von Percee P war dank der sehr hohen Intensität das Highlight des Events.
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